Text als RTF-Dokument herunterladen

Wochengottesdienste - 20. Sonntag nach Trinitatis


Am Sonntagabend wie am Samstagabend kann mit einen Luzernar begonnen werden.

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund alles Lebens, König der Welt, /

+ u Treue von Anbeginn.

Dein Wort führt die Dämmrung des Abends herauf, /

+ deine Weisheit schafft beides: die Nacht und den Tag.

Du gibst den Stunden ihren Lauf, /

lässt Tage, Zeiten und Jahre einander folgen;

+ Gott Zebaoth, Herr himmlischer Heerscharen, wirst du genannt.

Du, Gott, lebendig und ewig, /

sei uns allezeit Maß und Ziel. /

Gepriesen seist du, nach deiner Weisung beginnt der Abend. /

+ Segne uns alle für Zeit und Ewigkeit. T 191.2


Dem Psalm kann der
Wochenspruch vorausgehen.

20. Sonntag nach Trinitatis  Unter Gottes Segen

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert: 

nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Mich 6,8


Eröffnung + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade.

Herr, erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und den Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. Halleluja.

Ps 119 A - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG.E 99) 

oder Ps 34 A – Ich will den HERRN loben allezeit (T 766)
1.Mose 8,18-22,9,12-17  Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 

2.Kor 3,3-6(7-9) der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig (...)

Mk 10,2-9(10-12)13-16   Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, [ Respons  Gelobt sei der Name des Herren - EG Wü 779.4

Betrachtung Heinz Zahrnt (1915-2003), Theologe (ev) und Publizist in Hamburg
Die Stimme der Ehrfurcht vor dem Leben hat eine lange Geschichte. „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden“, so ertönt sie am Anfang in der Urgeschichte der Bibel. – „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer nach dem Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen“, so setzt es sich im Munde Jesu fort, und immer noch wird sie nicht gehört. Das ist die Welt, in der wir leben. Gott liebt diese Welt und hält ihr die Treue, auch wenn die Menschen böse sind. Aus diesem Grund schließt er mit Noah und seinen Söhnen einen ewigen Bund, der aber nicht nur ihre Sippe, auch nicht nur Israel oder die Christenheit, sondern die ganze Menschheit, sogar alle Kreatur umfassen soll. Als Zeichen dieses Bundes stellt Gott seinen Kriegsbogen in die Wolken: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gestellt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen in den Wolken sehen. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier.“     H. Zahrnt, Leben als ob es Gott gibt, München 1992
[ Stille ] Lied: Du hast uns, Herr, in dir verbunden – EG 240,1-3

oder Gott, der du alles Leben schufst – EG 211,1-4(5)
[ Canticum  Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder Christus ist das Ebenbild  - EG Wü 765

Fürbitten - Vaterunser
Segen 
Es segne uns behüte uns Gott, allmächtig in seiner Barmherzigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist.                     trad.

Montag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung   + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 104 - Lobe den HERRN, meine Seele! (EG.E 89}  

Ps 71 A – Bei dir, HERR, habe ich mich geborgen (T 759)
 2. Thess 3,6-13  … dass sie still ihrer Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen 

[ Respons  Weise mir, Herr, deinen Weg - EG Wü 779.3

Betrachtung Philipp Melanchthon (1496-1560) Reformator in Wittenberg

Wem es auf eine gottgefällige Lebensweise ankommt, der ziehe sich nicht in die Einsamkeit zurück, der halte keine andere Lebensform für heiliger, sondern er bleibe in der Gemeinschaft der Lernenden, er suche sich hier um die Menschheit verdient zu machen, er lehre andere, in dem Wissen, dass diese Tätigkeit der Erhaltung und Verbreitung der höchsten Güter nützt, er unterweise zweifelnde Gewissen, gebe Auskunft über Recht und Gesetz sowie die anderen Pflichten des Lebens, er erforsche das Wesen der Dinge, die Heilung von Krankheiten, die Gründe der Veränderungen in der Natur, die Bewegungen und Wirkungen der Himmelskör-per, er bereite die studierende Jugend auf die oberen Fakultäten vor, er erläutere geschichtli-che Überlieferungen, er berichte schriftlich über wichtige Ereignisse, er mehre den Glanz der Künste und Wissenschaften. Wer dies tut, verehrt Gott in der Weise, die ihm gefügig ist, und macht sich um das Menschengeschlecht in hervorragender Weise verdient. Denn er trägt zur Erhaltung lebensförderlichen Wissens bei, zur Bildung der Gesinnung und des Urteilsver-mögens von Menschen, zur Bewahrung des Friedens und zur Verringerung vieler Missstände im öffentlichen Leben. Diese Lebensform hat nicht nur den Vorrang vor der klösterlichen, sondern spiegelt das göttliche Wesen wider.
Ph. Melanchthon nach: H.R. Schwab, Der Lehrer Deutschland, München (dtv) 1997, S. 176 ff

[ Stille ] Lied: In Gottes Namen fang ich an – EG 494 in Auswahl

[ Canticum  Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Seligpreisungen - EG Wü 760
Fürbitten
- Vaterunser
Segen 
Gott stärke, was unter uns wachsen will. Gott schütze, was uns lebendig macht. Gott behüte, was wir beginnen. Gott bewahre, was wir weitertragen. Gott segne unser Tun und Lassen.                CBD 8

Dienstag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung   + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 119 A - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG.E 99) 

oder Ps 34 A – Ich will den HERRN loben allezeit (T 766)
Röm 13,1-7   Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. 

[ Respons  Ich suche dich, Herr - EG Wü 780.5

Betrachtung Gustav Heinemann (1899-1975) Politiker (SPD), Bundespräsident (+ in Essen)

Jahrhundertelang waren unsere Obrigkeiten in den erblichen Monarchien vorgegeben. Daraus entstand ein Untertanengeist, der immer noch nachwirkt. Heute sind wir als Christen und als Staatsbürger für Kirche und Staat mitverantwortlich. Kirchenregiment und Obrigkeit erwach-sen heute, wenngleich auf recht verschiedene Weise, aus uns selbst aus den Gliedern der Ge-meinde und als Staatsbürger. Die Obrigkeit ist nicht mehr unser Herr, sondern soll unser Die-ner sein. Wir alle sind mitverantwortlich für ihre Art und für ihre Entscheidungen. Wir haben sie zu wählen und viele von uns sind gerufen, selbst in öffentlicher Verantwortung - in einer Selbstverwaltung, einer Partei, der Regierung oder als Amtsträger verschiedener Art - zu ste-hen. - Auch Politik untersteht dem Herrschaft Anspruch Jesu Christ … Dabei will uns Luthers Unterscheidung  der zwei Reiche oder der zweierlei Herrschaftsweisen Gottes in Gesetz und Evangelium helfen …Mit der Unterscheidung der zwei Reiche wehrte er klerikale Machtan-sprüche der Kirche über den Staat ebenso ab, wie die Utopie einer Weltverbesserung durch das Evangelium. Es gilt aber zu verhindern, dass eine Resignation des Sich-Abfindens mit der Welt entsteht… Auch in ihrer Vorläufigkeit und ihrer durch menschliche Anstrengung nicht zu behebenden Unverbesserlichkeit ist die (gefallene) Welt ein Raum wirklichen Got-tesdienstes am Menschen und seiner Wohlfahrt … Wir dürfen den Staat, einerlei welche Form er hat, auch nicht grundsätzlich missachten oder in Anarchie verfallen lassen. Er ist Notordnung Gottes und hat den Auftrag, allem guten Werk zu helfen und allem bösen zu wehren (auch durch Gewalt).

          G. Heinemann, in: Schnittpunkt der Zeit. Reden und Aufsätze, Darmstadt 1957, S. 76 ff
[ Stille ] Lied:  Herr, höre, Herr, erhöre – EG 423 in Auswahl

[ Canticum  Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Ist Gott für uns -EG Wü 763

Fürbitten - Vaterunser
Segen
  Die Gnade sei mit allen, die liebhaben unsern Herrn Jesus Christus, in Unvergäng-lichkeit. Eph 6,24


Mittwoch nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung   + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 119 C - Ich übe Recht und Gerechtigkeit (EG.E101) 

oder Ps 139 A – HERR, du hast mich erforscht (T 338)
Eph 5,25-32  Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat [ Respons   Fest wie der Himmel steht dein Wort - EG Wü 780.6

Betrachtung  Henri J.M. Nouwen (1932-1996) Priester (kath) und Psychologe in den Niederlanden
Menschliche Beziehungen unterliegen leicht der Gefahr, besitzergreifende Formen anzuneh-men. Unser Herz sehnt sich so sehr nach Liebe, dass wir immer versucht sind, uns an den Menschen, der uns Liebe, Zuneigung, Sympathie, Freundschaft und Fürsorge schenkt, zu klammern. Kaum heben wir einen Hauch von Liebe entdeckt und gespürt, verlangen wir nach mehr. Daran mag es auch liegen, dass Liebende so häufig miteinander streiten. – Es fällt der Liebe schwer, nicht in Besitz zu nehmen, denn unser Herz sehnt sich nach vollkommener Liebe, die aber kein Mensch geben kann. Nur Gott kann vollkommene Liebe schenken. De-shalb gehört zur Kunst des Liebens auch die Kunst, einander Raum zu gewähren. Wenn wir in den Raum des anderen eindringen und ihm nicht erlauben, ein freier Mensch zu sein, stif-ten wir in unseren Beziehungen viel Kummer und Enttäuschung. Gewähren wir jedoch ein-ander Raum, kann es zu wahrer Nähe kommen.

                                   H.J.M. Nouwen, Leben hier und jetzt, Freiburg/B., 4. Aufl. 2000, S.64

[ Stille ] Lied:  Herr, vor dein Antlitz treten zwei – EG 238,1-3

Canticum  - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Im Anfang war das Wort - EG Wü 783

Fürbitten - Vaterunser
Segen
  Gehen wir in der Kraft, die uns von Gott gegeben ist: einfach, leichtfüßig, zart. Halten wir Ausschau nach der Liebe. Gottes Geist geleite uns. Sinf 592

Donnerstag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung
  + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 119 A - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG.E 99) 

oder Ps 34 A – Ich will den HERRN loben allezeit (T 766)
1.Kor 14,26-33  Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens
[ Respons   Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte - EG Wü 781.3

Betrachtung  Axel Mesmann (* 1964) Pfarrer (ev.) in Remscheid
„Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“  Paulus, nach eigener Aussage bereits im Mutterleibe ausgesonderter Apos-tel Jesu Christi, an die Großstadtgemeinde zu Korinth. Worte der heiligen Schrift. Propheten können temperamentvoll und überdeutlich sein. Müssen vielleicht sogar. Prophetie ist aber kein Spielfeld für frustrierte Sanguiniker gleich welcher Konfession. Propheten werden be-rufen. Immer. Und immer von Gott. Aber wer kann wissen, ob dem denn so ist? Wir. Wir als Gemeinde Jesu Christi im Gebet mit der Bitte um den heiligen Geist. Wir, die wir dann die Gabe der Unterscheidung haben zwischen Gottes Machtwort und bloßem Getöse: „Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber um die Gabe der prophetischen Rede! … Wer … prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. … Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammen-kommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung … Lasst es alles geschehen zur Erbauung! … Von den Propheten lasst zwei oder drei reden, und die an-deren lasst darüber urteilen. … Ihr könnt alle prophetisch reden, doch einer nach dem ander-en, damit alle lernen und alle ermahnt werden. Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ Mahnung und Trost zugleich, gespendet von Paulus damals an die in Korinth. Mahnung und Trost auch für uns? Bestimmt! Amen!

            A. Mersmann, Geistlicher Impuls zum 9. Sonntag nach Trinitatis 2020 (zu Jer 1,1-10)
[ Stille ] Lied: Allein Gott in der Höh sei Ehr – EG 179,1-4

[ Canticum  Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

            oder Christus erniedrigte sich selbst - EG Wü 764
Fürbitten - Vaterunser
Segen 
Mögen wir wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre, jetzt und für ewige Zeiten. 2.Petr 3,1

Freitag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung
  + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 43  - Schaffe mir Recht, Gott, / (EG.E 55) 

oder Ps 55 - Vernimm, o Gott, mein Gebet (T 763)
Joh 18,28-32   … sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie nicht unrein würden, Betrachtung  Siegfried Schulz (1927-2000) Theologieprofessor (ev.) in Zürich

Wichtig ist die Angabe, dass die Juden um des mosaischen Kultgesetzes willen – heidnische Häuser machen für sieben Tage unrein – das Prätorium nicht betreten, um das Passalamm der mosaischen Vorschrift gemäß essen zu können. Während die Juden den himmlischen Gesand-ten der Weltmacht Rom ausliefern, halten sie sich peinlich genau an ihre väterlichen Satzun-gen! Schlimmer könnte die Verblendung jener Menschen nicht geschildert werden. Der römi-sche Prokurator toleriert die ihm völlig fremden und absolut gleichgültigen Reinheitsgesetze und geht großmütig zu jenen Menschen heraus. Er fragt sachlich, welche Anklage sie gegen „diesen Menschen“ vorzubringen hätten. Die Antwort der Versammelten ist eine unverschäm-te Zumutung. Da sie längst über diesen Galiläer und Gesetzesbrecher das Todesurteil gefällt haben, möchten sie die römische Gerichtsbarkeit für ihr schreckliches Werk missbrauchen. Sie sind auf die römische Staatsmacht angewiesen, da sie selbst keine Kapitalprozesse durch-führen konnten. Pilatus lässt sich auf das Ansinnen der Juden überhaupt nicht ein und ver-sucht, sie bei ihrer eigenen Verantwortung dem mosaischen Gesetz gegenüber zu behaften. Damit sind diese aber ganz und gar nicht zufrieden, da sie den Tod Jesu längst beschlossen haben. In aller Form geben sie zu, das Synedrium [d.h. der Hohe Rat] als oberste jüdische Instanz in Jerusalem habe nicht das Recht der Kapital- bzw. Blutgerichtsbarkeit. Eine wohl spätere Anmerkung fügt hinzu, dass der Kreuzestod Jesu als die typisch römische Strafe für Aufrührer und Rebellen auf Jesu eigene Weissagung zurückgeht. Die jüdische Strafe wäre die Steinigung gewesen.          S. Schulz, Das Evangelium nach Johannes, Göttingen 1975, S. 228

[ Stille ] Lied:  Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen – EG 81, 1.4-7

[ Canticum - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder. Fürwahr, er trug unsere Krankheit -  EG Wü 759

Fürbitten - Vaterunser
Segen 
Der lebendige Gott segne uns mit dem Vertrauen, dass er uns begleitet auf unseren Wegen: vom Durst zur Quelle, im Dunkel zum Licht, aus dem Tod zum Leben. Konf 65


Samstag nach dem 20. Sonntag nach Trinitatis


Eröffnung   + Gott, gedenke mein nach deiner Gnade....

Ps 119 A - Wohl denen, die ohne Tadel leben (EG.E 99) 

oder Ps 34 A – Ich will den HERRN loben allezeit (T 766)
Spr 3,1-8  Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen,

[ Respons  Mit Freude erfüllt mich dein Walten - EG Wü 781.4

Betrachtung  Reinhard Brandhorst (* 1942) Pfarrer (ev.) in Stuttgart
Das ist mein Konfirmandenspruch, den ich nie so begriffen habe, dass eigenes oder fremdes Denken gering zu achten wäre. Allerdings: Unser Verstand könnte uns vorrechnen, dass Liebe nur ein schönes Wort ist, dass Treue irgendwo ihre Grenze hat und dass Gnade ein frommer Wunsch bleibt, dass wir Frieden doch nicht erreichen werden und den wirkungsvollen Bei-trag gegen das Hungern auf Erden nicht schaffen, dass die Sorge um den Erhalt der Umwelt vergeblich  und das Weitererzählen der Botschaft Jesu wahrscheinlich wirkungslos bleibt. Unser Verstand möchte uns manchmal gar festlegen auf das, was wir begreifen, berühren, be-weisen können. Aber wo nur das Zählbare zählt und nur das Machbare etwas ausmacht, wo wir so eng geführt und verkürzt denken und fühlen, da wird gerade dies zu einem guten, wei-terführenden und  hoffnungsvollen Satz: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ Denn es meint: Gebrauche wohl dein Denken; aber mache es nicht zum Ersten und zum Letzten. Lass dich vielmehr ein auf die Weite und Größe der Absichten Gottes, die nicht nur die Grenzen unserer kritischen Vernunft, sondern selbst unsere kühnsten Träume übertreffen. Für mich ist der „Herr“, auf den Verlass ist, Jesus von Nazareth. „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ hat er am Anfang seiner öffentlichen Wirksamkeit gesagt. Das höre ich so: Habt Vertrauen zu Gott und seinen Absichten und wendet euch dem zu. Habt Vertrauen zu Liebe und Treue und Gnade. In solchem Vertrauen kann jeder und jede dann auch sich mit den eigenen Fähigkeiten, einschließlich des Gebrauchs von Denken und Ver-stand, etwas zutrauen. Dafür ist es wohl wichtig, das Charakteristische der Evangelien im Blick zu behalten: Zur Erkenntnis des Willens Gottes überliefern sie nicht ein Lehrgebäude mit theoretischen Einsichten und Grundsätzen oder ein ausgeklügeltes Regelwerk mit morali-schen Anweisungen, sondern sie erzählen uns den Weg Jesu, verbunden mit seinem Aufruf: „Folgt mir nach“. Und so könnte man den alten weisheitlichen Spruch im „evangelischen Sinn“, d.h. vom Evangelium her, präzisieren:  „Gedenke an Gott, wie er sich im Leben Jesu gezeigt hat, bedenke seinen Weg in allen deinen eigenen Wegen, so wirst du recht geführt. Lass davon dein Herz berühren. Durch diese lebensmäßige Weisung, durch die Orientierung an ihm, wirst du zu Erfüllung im Leben und zum Guten in deinen Jahren und letztlich zum Frieden finden, zum Leben aus dem Glauben: Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen und du wirst Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen. Und es wird heilsam sein für Seele und Leib.“    R Brandhorst, Predigt zum 70. Geburtstag (2012)

[ Stille ] Lied:  (morgens)  Gott des Himmels und der Erden - EG 445 in Auswahl
(abends) Mein schönste Zier und Kleinod ist - EG 473,1-4
[ Canticum  - Magnificat: Christus, unsern Heiland - EG Wü 781.6

oder  Magnificat: Meine Seele erhebt - EG Wü 761
Fürbitten - Vaterunser
Segen.
Der Gott des Friedens heilige uns durch und durch und bewahre unseren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. 

1.Thess 5,23