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4. August 2002  (II)


10. Sonntag nach Trinitatis (grün)  - Juden und Christen (Der Herr und sein Volk) 


Predigttext: Römer 11,25-32 (VI - Evangelisches Gottesdienstbuch)

Schriftlesung: Johannes 4, 19-26  (V - Evangelisches Gottesdienstbuch)


Eröffnung

Wir sind versammelt im Namen des einen Gottes: des Vaters, der Himmel und Erde geschaffen und Israel zu seinem Volk erwählt hat. Im Namen des Sohnes, Jesus Christus, der von einer jüdischen Mutter geboren wurde und der Erstgeborene aus den Toten ist. Im Namen des Heiligen Geistes, der Leben stiftet und uns hilft, zu glauben und zu hoffen und zu lieben. (a)

Amen.  

Der heutige 10. Sonntag nach Trinitatis liegt in zeitlicher Nähe zum 9. Av, an dem Juden jedes Jahr der Zerstörung des Tempels gedenken, an dem sie fasten und ihre Klage um den verlorenen Tempel vor Gott bringen. Nach Jahrhunderten der Judenfeindschaft in der Kirche ist dieser Sonntag für uns heute ein Anlaß, über unser Verhältnis zum Judentum nachzudenken, das auch ohne Tempel unter der Treue Gottes steht. (b)


Votum und Psalm

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. Ps 33,12

Psalm  146 (EG 757) -  Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der sein Volk segnet mit Frieden: - Stille -  

Ewiger, du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Du hast das Volk Israel erwählt zum Zeugen deines Namens in der Welt und bist ihm bis heute treu geblieben. Durch Jesus Christus hast du auch deine Kirche berufen, dir zu dienen, hast sie durch die Zeiten geführt und getragen. Gib deinen Heiligen Geist, daß wir mit allen Getauften wachsen im Glauben und in der Solidarität mit deinem Volk Israel. Gemeinsam mit ihm loben wir dich. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (c)

oder

Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, der du in Barmherzigkeit das Licht leuchten läßt für die Erde und alle, die darauf wohnen. Wie zahlreich sind deine Werke. Um all jener willen, die vor uns dir vertrauten, sei uns gnädig und lehre auch uns deine Weisungen. In Wahrheit bist du unser Befreier und unser Erlöser, das ist seit ewig dein Name; kein Gott ist außer dir. Gelobt seist du in Ewigkeit. (d)


Bekenntnis

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der  HERR allein. Und du sollst den HERRN deinen Gott liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 5.Mos 6,4.5

Ihm wollen wir uns anvertrauen, ihm wollen wir mit Israel danken:

Psalm 136 (EG 753) halbversweise , ohne Gloria -  Danket dem Herrn; denn er ist freundlich


Fürbitten

Gott, unser aller Vater, für deine Schöpfung und mit deiner Schöpfung preisen wir dich. Aus Liebe hast du alles geschaffen und wachst nun über das ganze Universum und nährst es mit Liebe. Dich rufen wir an:

Vertrauensvoll kommen wir zu dir, um dich um Vergebung zu bitten dafür, daß wir einander und deiner Schöpfung Schaden zugefügt haben, in der Vergangenheit und auch gegenwärtig, hier und in verschiedenen Teilen der Welt. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison

Hilf uns in diesr Zeit, nicht zu vergessen, daß du uns berufen hast, Friedensstifter zu sein und einander zu helfen, die Fülle des Lebens zu erreichen. Siehe herab auf alle Menschen, die Hunger, Vertreibung, Unrecht, Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung erleiden. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison

Für Jerusalem, für Israel, für die palästinensischen Gebiete erbitten wir einen besonderen Segen. Wir beten darum, daß all jene, die dort wohnen, daran denken mögen, daß sie Kinder des einen Vaters sind, dessen Wille es ist, daß jedem von ihnen gleichermaßen die ganze Fülle des Lebens zuteil wird. Gib den Menschen in Israel und in Palästina die Weisheit und den Mut, alles zu tun, um einen gerechten Frieden zu verwirklichen. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison

Laß uns bedenken, daß das Streben nach Macht, Herrschaft und materiellem Gewinn nicht dauerhaft glücklich macht. Führe unse Wege zu unseren Mitmenschen, die uns brauchen und denen wir uns anvertrauen können. Laß uns von dir getragen wissen, auf daß wir dich immer wieder preisen und loben. Dich rufen wir an: (e)

R: Kyrie eleison


Sendungswort

Der Herr gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter, an den Bund, den er geschlossen hat mit Abraham und an den Eid, den er Isaak geschworen hat.

Ps 105,8.9

*

*Eingeständnis und Zusage

Vor Gott bekennen wir unsere Schuld und unser Versagen gegenüber seinem Volk der Juden. Wir haben den Bund Gottes mit Israel nicht geachtet. Verflochten in die Geschichte unseres Landes, denken wir heute besonders daran, daß durch Deutsche den Juden unermeßliches Leid und Unrecht zugefügt worden ist. Es bedrückt uns, daß wir als Kirche sooft den Juden das Zeugnis der Liebe schuldig geblieben sind. Darum bitten wir um Gotts Gnade.(f)

=

So spricht der Herr, der Gott Israels: Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie wie Wolle werden.Jes 1,18


*Kyrie-Litanei  (wie im Entwurf I)


*Bereitung

Geladen an den Tisch Jesu bekennen wir mit dem Psalm:

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Ps 23, 5 ff


*Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht /

unser Dienst und unsere Freude /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen:

Zu allen Zeiten und an allen Orten bist du zu loben /

+ durch deinen Sohn Jesus Christus, den Retter der Welt.

In ihm hast du die Verheißung bestätigt, /

+ die du deinem Volk Israel gegeben hast.

Durch ihn hast du Menschen aus allen Völkern zu deiner Gemeinde gerufen, /

damit sie dir zu Ehren leben /

+ und deinen Ruhm auf Erden verkünden..

Darum preisen wir deine Güte und Barmherzigkeit. /

Darum stehen wir in der Schar derer, die dich bezeugen seit Anbeginn der Welt. /

Darum loben wir dich, vereint  mit den Engeln und Vollendeten /

+  und rufen laut und bekennen: (g)

Heilig, heilig, heilig ...


*Abendmahlsgebet / -betrachtung

Ja, wir preisen, Gott, dein Erbarmen durch die Zeiten. Wir preisen dich für die Gnade, die du Israel erweisen hast, deinem auserwählten Volk, für seine Rettung aus Ägypten, für die Gabe des verheißenen Landes und deine unwiderrufliche Treue zu dem Bund, den du mit ihm geschlossen hast. Wir danken dir für die Heimführung aus der Gefangenschaft und für die Worte der Propheten, die nicht vergangen sind. Wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus, durch den auch wir teilhaben an deiner Verheißung:

Einsetzungsworte

So gedenken wir mit diesem Brot und diesem Kelch unserer Erlösung in Christus und des Bundes, den er mit uns geschlossen hat. Sende aus deinen lebensspendenden Geist. Verbinde uns und alle, die Christi Leib und Blut empfangen, in der Gemeinschaft der Liebe, der Hoffnung und des Glaubens. Laß anbrechen dein Reich und gewähre uns das verheißene Erbe mit allen Heiligen im Licht. In tiefem Verlangen erwarten wir die Vollendung der Welt, wenn Christus wiederkommt, sein großes Fest mit allen deinen Söhnen und Töchtern zu feiern. Durch ihn und mit ihm und in ihm sei dir alle Ehre, jetzt und in Ewigkeit. (h)


*Dankgebet

Wir danken dir für deine Gabe, Gott, in diesem Sakrament. Von den Zeiten deines Knechtes Mose an hast du dein Volk auf dem Weg durch die Zeiten mit Speise und Trank beschenkt. Bleibe bei allen, die du berufen hast, mit deinem mächtigen Schutz und führe uns zur  ewigen Vollendung in deinem Reich durch Jesus Christus, deinen Knecht, unsern Bruder und Herrn.  (i)


Quellen / Vorlagen

a - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15 (P. von der Osten-Sacken) 

b - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15 

c - vgl. Wege zum Verständnis des Judentums, Predigthilfe 2001, S. 15

d - nach einen jüdischen Gebet zum Sabbat-Morgen

e - vgl. Aktion Sühnezeichen, Predigthilfe 2002: Die Erwählung Israels, Berlin 2002, S. 45 

(nach einem Gebet von Erzbischof Paul Nabil Sayyah, Haifa)

f - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 451

g - vgl. Aktion Sühnezeichen, Predigthilfe 2001, S. 45 (Müller / München 1996)

h - vgl. Christen und Juden - Anregungen zum Gottesdienst, S 19. 

i  - vgl. Aktion Sühnezeichen, Predigthilfe 2001, S. 46