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8 .Juli 2001


4. Sonntag nach Trinitatis - Die Gemeinde der Sünder 


Predigttext: Johannes 8,3-11 (V)

Schriftlesung: Römer 14,10-13  (II)


Eröffnung  

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich, der nicht losläßt das Werk seiner Hände.Amen.

In diesen Wochen des Kirchenjahres werden wir immer wieder auf unsere Berufung als christliche Gemeinde hingewiesen. Heute gehört dazu die Erinnerung, daß wir nie anders als eine „Gemeinde der Sünder“ zusammen sind. Doch das befreit uns von keiner Verantwortlichkeit, sondern ruft uns sehr deutlich zu nüchternem Einsatz in dieser Welt mit ihren Problemen und angesichts der Menschen, wie sie wirklich sind. So heißt es im Spruch für diese Woche: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“(a)


Votum und Psalm  

Der Herr ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich und hilfst mir mit deiner Rechten. Ps 138,6.7

- Psalm 22 II (EG 712) -  Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern

- oder Psalm 42 (EG 723) - Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der sein Herz bei den Armen hat:

Gott, angewiesen sind wir auf Güte und Liebe. Was haben wir schon von uns selbst zu erwarten? Alles aber dürfen wir hoffen von dir. So handle in Gnaden an uns und sei nicht sparsam mit deinem Erbarmen. Schenk uns die Kraft deines eigenen Lebens: Gib uns deinen Sohn Jesus Christus, Liebe und Verzeihung, die unser Begreifen übersteigt, heute und alle Tage bis hin zu dir in Ewigkeit. (b)

- oder

Barmherziger Gott, wo sollten wir hin, wenn es kein Verstehen und Verzeihen gabe, sondern nur Kälte und Härte und Lauheit regierten? Gib uns Anteil an der Weite deines Herzen, daß wir Barmherzigkeit finden und üben, wie du sie uns erweist in Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (c)


Lobpreis / Bekenntnis

Der Herr läßt sein Heil kundwerden; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Ps 98,2

Im Vertrauen auf Christi Verheißung glauben und bezeugen wir:

- Seligpreisungen (EG 760)


Fürbitten

Ewiger, uns Menschen doch so naher Gott. Wir sind deine Geschöpfe und deinen Namen dürfen wir tragen. Dein sind wir und sollen es bleiben, allein weil du uns in deiner Gnade angenommen hast. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten dich für deine Kirche in aller Welt: Laß sie dein Evangelium überzeugend weitertragen. Ermutige sie, auch ungewohnte Wege zu beschreiten. Überwinde Erstarrung und Selbstgenügsamkeit. Die Schar deiner Zeugen reiche bis an die Grenzen der Erde. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten dich für alle in leitender Stellung: Gib Politikern und Wirtschaftsführern ein Gespür für die Sorgen der Menschen. Laß Wissenschaftler und Techniker der Gemeinschaft dienen und Gefahren rechtzeitig erkennen. Stärke die Verantwortlichen in Presse, Funk und Fernsehen, daß sie redlich informieren und dazu beitragen, daß unter uns Vertrauen wächst. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten dich für die Menschen, deren Inneres leer und ausgebrannt ist: für alle, die Angst haben vor dem Leben und vor dem Sterben. Erfülle sie mit neuem, ermutigendem Geist. Führe sie aus der Enge ihres Lebens heraus. Laß sie deine angebotene Hand erkennen und ergreifen. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten dich für alle, die sich an Besitz und Vermögen klammern; für alle, die meinen, im Erfolgstreben schon den Sinn ihres Lebens zu finden; für jene auch, die unersätttlich geworden sind. Mach uns unabhängig und frei - in allem und von allem - daß wir dankbar leben von dem, was du gewährst. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison. (d)


- oder

* Gott. In Jesus, unserem Menschenbruder, bist du uns nahe, wer wir auch sind: ob einfach oder schwierig im Miteinander, ob gelassen oder gehetzt bei den Anforderungen dieser Tage, ob fröhlich oder müde in unseren Erwartungen, ob zufrieden mit dem Leben oder fragend und voll Zweifel. - Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Du kommst zu uns allen, die wir das Leid kennen, denen die Schuld nicht fremd ist, die wir uns fürchten vor Versagen, vor Aburteilung und Einsamkeit. Nicht um zu richten bist du da, sondern um uns aufzurichten aus der Tiefe. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

So laß niemanden verzagen - die Schuldiggewordenen nicht und auch nicht die von fremder Schuld Betroffenen; die Klagenden nicht und nicht die Beklagten; die Verletzlichen nicht und nicht die Verletzten; die Belasteten nicht und nicht, die anderen zur Last fallen. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Suche alle auf, die wenig gelten: den Kindern schenke eine verläßliche Zukunft; den Alten gewähre glückliche Tage; den Ratlosen gib gute Begleiter; den Stummgewordenen öffne das Herz und den Mund; die Ängstlichen tröste und führe in die Weite; die Kranken mache gesund an Seele und Leib; die Sterbenden nehme auf in deinen Frieden. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Komm mit deiner Barmherzigkeit in die Welt unserer Tage, so wie sie ist, und gib uns deinen befreienden Geist, belebe uns mit deinem erquickenden Atem. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison. (e)


Sendungswort

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander.Kol 3,12

*

* Eingeständnis und  Zusage

Vor Gott, dem Allmächtigen, erkennen wir unsere Armut, unser Ungenügen und unsere Schuld. Und so gestehen wir auch voreinander ein alles Böse, durch das wir das Zusammenleben gestört und dem Frieden auf Erden geschadet haben. Doch im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit wollen wir einander als schuldige Menschen annehmen und füreinander Gott um seine Gnade bitten: (f)

=

Christus spricht: Die Starken brauchen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Lernt, was das heißt: Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer! Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten. Mt 9,12.13


* Kyrie-Litanei

Daß wir nicht mehr verborgen halten müssen, was in uns ist; daß wir unsere Gedanken nicht mehr ängstlich hüten wie Geheimnisse, die niemand wissen darf; daß wir über unsere Wünsche und Begierden nicht länger den Schleier der Heimlichkeit werfen wollen - darum rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Daß wir uns öffnen für die Wahrheit Gottes; daß wir uns aussetzen seinem Urteil über unser Leben; daß wir ehrlich werden mit uns selbst; daß wir uns aussprechen können vor Gott - darum rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Daß wir aufmerksam werden für die Not der anderen, daß wir Achtung lernen für Entscheidungen der anderen, daß wir barmherzig werden mit den Grenzen der anderen, daß wir uns zur Hilfe bereit finden angesichts der Belastungen bei anderen - darum rufen wir:   (g)

R: Kyrie eleison.


* Bereitung

- LIED: EG 224,1-4: Du hast zu deinem Abendmahl

In seiner Barmherzigkeit lädt Gott uns an seinen Tisch, um uns schmecken und sehen zu lassen, wie freundlich er ist. Wir dürfen kommen, so wie wir sind: Manche bedrückt von Sorgen, verstrickt in Schuld, bitter durch das, was nicht geworden ist, wie es sein sollte. Andere voller Glück, voller Dankbarkeit, überschäumend vor Lust am Leben. Gebe Gott, daß wir mit Brot und Kelch auch teilen, was uns belastet und was uns freut. Sein Mahl stärke unsere Gemeinschaft und unser Vertrauen auf Gottes Güte. (h)


* Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht ,/

unser Dienst und unsere Freude, /

+ daß wir dir, ewiger Gott,  und deiner Gnade danken.

Denn durch deinen Sohn Jesus Christus /

+  hast du der ganzen Welt dein Heil eröffnet:

(In ihm hast du den Menschen den Retter geschenkt /

+ in ihm ist uns allen deine Güte so greifbar nahe.

Er ist das erlösende Wort deiner Gnade /

+  er ist deine ausgestreckte, helfende Hand.)

Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben /

alle unsere Last hat er getragen /

+ damit wir frei würden, seiner Liebe zu leben.

So hoffen wir um Christi willen auf deine Kraft, o Gott, /

So singen wir dir mit allen, die von deiner Versöhnung leben, /

+  und bekennen mit der ganzen Schar deiner Engel ohne Ende:(i)

Heilig, heilig, heilig ..


* Abendmahglsgebet / -betrachtung 

Wir danken dir,  Gott, daß wir willkommen sind bei Jesu Mahl der Gnade. Er hat uns deine Vergebung zugesagt. Ihn dürfen wir empfangen, der mit seiner Hingabe das Heil für dieWelt erworben hat.

Einsetzungsworte

So bitten wir dich,  Gott, um deinen Geist. Richte unsere Herzen ganz auf Jesus Christus. Tröste und erfreue uns durch seine Gegenwart. Gib allen, die zu seinem Tische kommen, die Gemeinschaft mit Christus und verbinde uns untereinander als Glieder seines Leibes. Herr, wir preisen deinen Namen.(k)


* Dankgebet

Miteinander haben wir dein Wort vernommen, Gott,  und im Mahl deines Sohnes unsere Verbundenheit erfahren. Wir bitten dich: Hilf uns, einander die Last des Lebens zu tragen, daß wir noch tiefer begreifen, was die Hingabe deines Sohnes für uns und die Welt bedeutet: Jesus Christus, unser Bruder unter den Menschen, unser Herr für Zeit und Ewigkeit.(l)


Quellen / Vorlagen

a - neu - R.B. 

b - vgl. H. Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, S. 29

c - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, 1999, S. 357 (Arbeitsgruppe)

d - vgl. H. Ch. Knuth, Höre uns, Herr!, 1982, S. 103 (H. Adolphsen)

e - vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete, 1988, S. 93

f - vgl. E. Legler, Elemente für den Gottesdienst, S. 44

g - vgl. K. Bannach / G. Raff, Gottesdienstgebete, 1977, S. 99

h - vgl.. 

i - neu - R.B.   

k - vgl. Württembergisches Kirchenbuch, II, Abendmahl, 1977, S. 94

l - vgl. A. Schilling, Die Sonn- und Festtagsgebet der heilige Messe, 1980, S. 143