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11. November 2012


Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr (grün) : Mitten unter uns

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils. 2.Kor 6,2


Predigttext (Altes Testament):  Hiob 14,1-6 (IV) Begrenzte Lebenszeit

Epistel:  Römer 14,7-9 (II) Wir leben oder sterben, wir sind des Herrn

Evangelium: Lukas 17,20-24(25-30) (I)  Einbruch des Gottesreiches


Eröffnung (Begrüßung)

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. 

Amen.

Mit dem heutigen Sonntag beginnt eine kleine Reihe von Sonntagen , die vom Ende des Kirchenjahres her gerechnet und benannt werden und so sollen diese Sonntage  unsere Gedanken auf das Ende unseres Leben und auf das Ende der Welt lenken. Die Lesungen stellen uns vor Augen, worauf es im Leben ankommt und was letzten Endes zählt. Unser heutiges Evangelium sagt: Die Herrschaft Gottes, das ewige Leben beginnt schon hier. Und zugleich erinnert der heutige Predigttext an die Begrenztheit des menshlichen Lebens. In diese Spannung mögen wir fragen: Wann kommt der Tag, dass der Himmel die Erde berührt, dass die Ewigkeit in die Zeit eingeht, dass wir nicht mehr warten müssen, sondern sagen können: Jetzt ist Gottes Reich da? Wann kommt der Tag, dass kein Mensch mehr leiden muss unter Sterben und Tod, unter Trauer und Tränen, unter Kampf und Gewalt, sondern Frieden sein wird und Gerechtigkeit? Wann kommt der Tag, dass von uns genommen wird, was auf uns lastet als Gebrechen des Leibes, als Schmerzen der Seele, als Zweifel im Geist, sondern es Heilung gibt für uns und die Welt? In seinem Wort verspricht es uns Gott. Seien wir geduldig und harren aus. Sein Wort will uns schon jetzt einen Vorgeschmack schenken. Hören wir, nehmen wir es an. Denn es heißt (für heute): Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist der Tag des Heil. (2.Kor 6,2b)  (a)


Votum und Psalm

Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. Siehe des HERRN Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er sie errette vom Tode und sie am Leben erhalte in Hungersnot. Ps 33, 12.18.19

Psalm 90  -  Herr, Gott, du bist unsere Zuflucht für und für (EG 735) 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der sein Reich unter uns begonnen hat: - Stille - 

Du bist unsere Hoffnung, Gott. Von dir kommt das Licht, das  Klarheit schenkt in der Wirrnis der Maßstäbe und Ziele. Stärke uns zum Gebet und ermutige uns zum Tun des Gerechten. Nimm uns in Dienst für dein kommendes Reich. Das Ziel der Zeit ruht in deinen Hände,  so lass uns nicht ängstlich sorgen, sondern das unsere tun, solange wir unterwegs sind mit Christus, unsern Bruder und Herrn.. (b)

oder

Gott der Ewigkeit. Du stellst unser Leben in die verrinnende Zeit dieser Welt  Doch mitten in unserer Gegenwart willst du uns begegnen. Du befreist davon, dich in der Vergangenheit zu suchen oder uns selbst mit einer besseren Zukunft zu vertrösten. Schenke uns auch heute neu Vertrauen zu dir, dass wir tüchtig werden für unser Leben in der Zeit. Sei und bleibe uns nahe in Jesus Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (c)


Bekenntnis / Lobpreis

Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Auch wir seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Röm 8, 21.23  So bekennen wir voll Zuversicht:

Hymnus aus dem Römerbrief -  Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein (EGWü 762)

oder

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat. Hebr 10,21

Apostolisches Glaubensbekenntnis -  Ich glaube an Gott, den Vater ... (EGWü 686)

oder

Bekenntnislied: Wir glauben Gott im höchsten Thron - (EG 181,1-5)


Fürbitten

Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wir gehören zu einer vergänglichen Welt und werden mit dem Vergehen des Vergänglichen selber vergehen. Du aber bleibst - Dich rufen wir an:

R: Herr, erbarme dich.

Lass uns bei Hiob lernen und unsere Vergänglichkeit aushalten. Aber bleibe du bei uns, Herr, und halte du uns aus in Ewigkeit. Gib, dass wir uns nicht selber betrügen, sondern nüchtern sehen: der Tod ist der Tod. Aber das Leben ist doch das Leben. Und du bist der Herr. Dich rufen wir an:

R: Herr, erbarme dich.

Hilf uns, dass wir nicht tot sind vor der Zeit. Lass uns nicht überdrüssig werden am Leben, sondern unsere Tage lebenssatt  beschließen. Stärke uns, dass wir die Mühen des Alltags auf uns nehmen; dass das Gute bei uns eine Chance hat und das Rechte durch uns geschieht. Dich rufen wir an:

R: Herr, erbarme dich.

Gib, dass in der Hektik unserer Tage die Ruhe nicht verlorengeht, sondern dass wir leben aus der Ruhe in dir. Schenke uns Freude uund lass alle Tage die Freundlichkeit deines Lichtes über uns leuchten. Dich rufen wir an:

R: Herr, erbarme dich.   (d)
Über allem Vergehen weckst du in uns die Sehnsucht nach Erneuerung der Welt. Lass uns erkennen, wo dein Reich schon heute unter uns beginnt. Gib uns die Kraft und den Mut zu tun, was den Frieden dient, und lass uns zuversichtlich dein Heil erwarten. Dich rufen wir an: (e)


Sendungswort

Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. Röm 14,8.9


Schlussgesang: Lass mich dein sein und bleiben (EG 157)

*


Eingeständnis und Zusage

Dass Gott mit seiner Herrschaft schon angefangen hat, dass jetzt schon die Zeit der Gnade sei und der Tag des Heils - im Licht solcher Botschaft spüren wir besonders schmerzlich: Unser Leben ist oft nicht von Gott und seiner Liebe bestimmt, sondern wird von Angst, von Gedanken- und Lieblosigkeit beherrscht. Darum bringen wir alles, was uns belastet und beschwert, vor Gott und bitten um seine Gnade: (f)

=

So spricht Christus: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für euere Seelen. Mt 11,28


Kyrie-Litanei

Wir wissen: Die Zeit unseres Lebens wird uns anvertraut. / Mit den Erfahrungen einer Woche sind wir jetzt versammelt. / Wir spüren Risse und Brüche in unserem Leben. / Nichts soll verdrängt werden - weder Angst, noch Sorge, noch Schuld. / Was gelingen konnte, was missraten ist, was unvollendet blieb - wir bringen es mit. / So sind wir hier - und vertrauen, dass Gott uns annimmt:

Kyrie

Wir sind bewegt von Fragen nach uns selbst: / was uns trägt, was wir erwarten dürfen, was uns hoffen lässt. / Wir spüren die Unruhe in unserem Herzen, oft mitten im Glück. / Wir entdecken, wie stark wir mit der Vergangenheit verwoben sind. / Wir können nur schwer zulassen, immer angewiesen zu bleiben auf Gott. / So sind wir hier - und vertrauen, dass Gott uns befreit:

Kyrie

Wo wir Gottes Namen aussprechen, spüren wir auch die Zweideutigkeit unseres Lebens. / Wo wir uns Gottes Nähe aussetzen, erleben wir zugleich die eigene Fremdheit. / Wo wir Gottes Stimme lauschen, werden wir einer Lebensquelle gewahr, die unser Verlangen stillt. / So sind wir hier - und vertrauen, dass Gott uns neu zum Leben führt: (g)

Kyrie


Bereitung

Worte können nicht alles fassen, was Christus uns bedeutet. Wie gut, dass er selbst uns ein Zeichen seines Gedenkens gegeben hat. Brot und Wein - Essen und Trinken - Einander schenken von der Liebe, die er in uns wachruft. Gottes Leben und seine Annahme, Vergebung, Geduld und tieferes Begreifen. Um Jesu Tisch schließt sich der Kreis und öffnet uns: Mitten in dieser Welt - ein Hinweis auf Gottes Reich, ein Anfang dessen, was ewig bleiben will. Dazu sind wir und alle eingeladen. Jesu Vermächtnis - bewahren wir es, damit es uns bewahre über alles Vergehen hinaus. (h)


Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht ,/

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dass wir dir, ewiger Gott, und deiner te danken.

Immer und überall bist du zu preisen /

+ durch unseren Herrn Jesus Christus

Denn an ihm ist das Alte schonvergangen, /

in ihm sind wir eine neue Schöpfung geworden, /

+ mit ihm wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung.

Darum loben wir dich in deiner großen Barmherzigkeit. /

Darum stehen wir in der Schar derer, die dich bezeugen seit Anbeginn der  Zeiten. /

+ Darum stimmen wir ein in das Lob deiner Engel ohne Ende: (i)

Heilig, heilig, heilig 


Abendmahlsgebet

Heilig bist du, Gott, Quelle aller Heiligkeit, du bringst Licht aus der Finsternis, Leben aus dem Tod, Wort aus dem Schweigen. (Wir danken dir, dass wir auf dieser Erde leben, die du uns anvertraut hast. Wir danken dir für die neue Welt, die kommen wird, und dafür, dass du alles verwandeln wirst.) Wir preisen dich für die Gnade, die du Isrrael erweisen hast, deinem erwählten Volk. Wir preisen dich für Jesus Christus, durch den du uns berufen hast aus allen Völkern zu Kindern und Erben deiner Verheißungen.

Einsetzungsworte 

Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:

G: Deinen Tod, o Herr...

Darum gedenken wir, unser Gott, der Menschwerdung deines Sohnes und des Bundes, der in ihm beschlossen ist. Er wurde unter uns geboren, er hat mit den Ausgestoßenen und Sündern gegessen, sein Leben hat er dahingegeben. Du aber hast ihn auferweckt zu neuem, unvergänglichem Leben. Wir warten voll Verlangen auf die Vollendung der Welt, wenn er wiederkommt, um sein großes Mahl mit uns zu feiern. Sende deinen Heiligen Geist. Verbinde uns und alle, die von diesem Brot  und diesem Kelch empfangen, zur Gemeinschaft des Leibes und Blutes 1esu Christi. Lass uns eintreten in die Fülle des himmlischen Reiches und schenke uns das Erbe mit allen Heiligen im Licht. Vereine unser Gebet mit dem Gebet deiner ganzen Kirche, wenn wir mit den Worten deines Sohnes sprechen: (k)


Dankgebet

Wir danken dir, Gott, für deine Gabe: Durch deinen Geist verwandelst du alles in Kraft und Leben: das Brot, das wir brechen, den Wein, von dem wir trinken, das Zusammensein miteinander. Lass dieses Mahl, an dem wir teilgenommen haben, Zeichen sein, dass dein Reich schon angebrochen ist mitten unter uns in Christus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn. (l)



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. Gottesdienstpraxis III/3, Gütersloh 1987, S. 135 

d -   gl. Gottesdienstpraxis IV/3, Gütersloh 1982, S.113K.D. Makaroski) 

e – vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 401

f - vgl. Gottesdienstpraxis III/3, Gütersloh 1987, S. 135 

h - vgl. Ch. Zippert, Neue Gottesdienstgebete, Gütersloh 1981, S. 86

i - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin, 2000, S. 620

k - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin, 2000, S. 643

l - vgl. Evangelischer Oberkirchenrat, So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, Stuttgart 2001, S. 55 (M. Rupp)