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31. Dezember 2004


Altjahrsabend (weiß)  - Zeit vor Gott    


Predigttext (alttestamentlich):  Jesaja 30, 15-17 (III) - Stillsein und Hoffen

Schriftlesung (Evangelium): Lukas 12,35-40 (I) - Seid wachsam!

(Epistellesung: Römer 8,31b-39 (II) - Nichts kann uns scheiden )


Eröffnung

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da  kommt  Amen. 

An der Schwelle zum neuen Jahr merken wir, wie schnell die Zeit vergeht. Uns wird bewusst, dass unsere Jahre gezählt sind. Manche leiden darunter, dass so wenig bleibt von den Momenten des Glücks, der Unbeschwertheit und der überschwänglichen Hoffnung. Andere dagegen sind froh, dass auch das Unglück im Fluss der Zeit vergeht und sie nach großem Schmerz wieder Freude erleben können. Was auch immer uns bewegt, wir feiern miteinander diesen Gottesdienst zum Jahresschluss in dem Vertrauen, dass Gott alle Zeit in seinen Händen hält. Und wenn auch alles vergeht: Seine Güte bleibt ewiglich. (a)


Votum und Psalm

Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen. Aber mein Heil bleibt ewiglich und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen - spricht der Herr.Jes 51, 6

oder

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.Ps 103,8

Psalm 121 - Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen (EG 749)


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, dem Herrn der Zeit: - Stille - 

Ewiger Gott. Was das alte Jahr uns gebracht hat an Freude und Leid, an Angst oder Hoffnung - wir nehmen es aus deiner Hand: Du meinst es doch gut. So bleibe bei uns am Abend dieses Tages, am Schluss dieses Jahres, am Ende aller Zeit, dass wir getrost hinübergehen in ein Neues und Gutes erwarten können von dir, der du alles in Händen hast, heute, morgen und in Ewigkeit. (b)

oder

Du tröstest uns, Gott, und du forderst uns heraus; auf deine Gegenwart können wir uns verlassen. Oft begegnest du uns, wie wir es nicht erwartet haben. Über Verlorenes und Zerbrochenes dürfen wir vor dir trauern, für Gutes und Schönes möchten wir dir danken, bei allem, was geschieht, wollen wir festhalten an dir. Du bist unser Helfer, jetzt und alle Zeit bis in Ewigkeit. (c)


Bekenntnis 

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.Hebr 10,23 Geben wir Zeugnis vom Glauben, der uns zuversichtlich sein läßt:

Apostolisches Glaubensbekenntnis  -  Ich glaube an Gott, den Vater (EG Wü 686)


Fürbitten

Gott, du hast uns voll Unruhe geschaffen und hast uns zu Fremden gemacht in dieser Welt. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Lass uns unruhig sein über unser geringes Werk. Lass uns unruhig sein über die Größe deiner Güte. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Lass uns unruhig sein über die verrinnende Zeit und jede verlorene Stunde. Lass uns unruhig sein über dein Vorhaben mit der Welt. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Lass uns unruhig sein über unsere Sünde und die Schuld aller Menschen. Lass uns unruhig sein und dein Gericht erwarten in jedem Augenblick. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Lass uns unruhig sein und in der Unruhe Glauben halten. Lass uns unruhig sein, bis dein Wille unter uns geschieht. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Mit der Bitte, dass du in Segen wandelst, was durch unsere Hand verdorben ist, gedenken wir aller, denen wir im vergehenden Jahr begegnet sind: der Menschen, die wir lieben, und derer, die uns zu schaffen machen; derer, denen wir nahe waren, und aller, die uns fremd und feind wurden; derer, die uns geholfen haben, und aller, die wir verloren haben. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison..

Segne sie alle; segne uns alle, jetzt und Tag um Tag bis zur Vollendung in deinen Reich. Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.. (d)


Sendungswort

(Gehen wir in ein neues Jahr mit der Gewissheit:) Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Ps 103, 8

oder

Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Hebr 13,8

oder die alte oder neue Jahreslosung


*

Eingeständnis und Zusage

Wir machen Pläne; aber das Leben entwickelt sich anders. Wir tragen Verantwortung; aber manchmal geht es über unsere Kraft. Uns täte es gut, wir würden ermutig; aber oft finden wir keine Anerkennung. Wir brauchten Zustimmung und kritische Begleitung, aber wenige beachten, wie wir denken und fühlen, handeln und leben. - So wie wir wirklich sind, nehme Gott uns an in seiner Gnade. (e)

=

Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.  Jes 54,10


Kyrie-Litanei

Ein Jahr ist vergangen. - Wie wird es weitergehen mit uns? / Wird es sich fortsetzen, wo wir ziellos umherirrten? / Wird es dabei bleiben, dass Schuld uns umtreibt? / Wird unser Leben Richtung bekommen? / Nach Hilfe schauen wir aus bei Gott, der da war und der da ist und der da sein wird.

Kyrie  .

Wir sind im Übergang vom Alten zum Neuen.- Was wird uns widerfahren? / Wird die Angst überhandnehmen? / Wird sich die Hoffnung verlieren wie die Zeit? / Werden wir Sicherheit gewinnen? / Gott segne unsern Ausgang und Eingang, der Hüter Israels und aller Welt, unser guter Hirte durch die Zeit.

Kyrie  

Ein neues Jahr steht bevor. - Was alles könnte uns schrecken? / Werden wir bewahrt bleiben in Gefahr? / Wird gelingen, was wir planen und hoffen? / Wird sich unser Leben mit Sinn erfüllen? /

Gott möge uns begleiten auf allen Wegen, wie ein guter Vater, in der Person Jesu, mit seiner Kraft durch dem tröstlichen Geist:(f)

Kyrie  


Bereitung

Christus spricht: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. (Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.) Joh 6, 51


Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht, /

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen:

In Christus bist du zu uns in dies zeitliche Leben gekommen, /

+  durch ihn will deine Liebe uns verwandeln.

Sei gepriesen, dass deine Treue uns durch die Jahre geleitet, /

dass du auch heute uns rufst in die Gemeinschaft deiner Güte /

+  und dein Erbarmen ausgießen willst über dem ganzen Erdkreis.

Darum - mit allen, die unterwegs sind hin zu dir, /

mit den Hoffenden seit Anbeginn der Zeiten, /

mit den Propheten und der großen Schar deiner Engel, /

+ mit ihnen laß auch unsere Stimmen sich vereinen und voll Ehrfurcht rufen: (g)

Heilig, heilig, heilig ...


Abendmahlsgebet / -betrachtung

Gott, heilig und ewig, deiner Liebe können wir glauben, weil Jesus von Nazareth sie unter uns gelebt hat. (Durch und durch frei, sah er sich gehalten von dir und war darum so befreiend für die Menschen.) Dass unser Glaube stark werde und unsere Hoffnung nicht verkümmere und unsere Liebe lebendig bleibe,  gab er uns das Zeichen seiner Nähe:

Einsetzungsworte 

So feiern wir das Gedächtnis deines Sohnes,  der gelebt hat, was wir Menschen sein könnten, der seine Liebe glaubhaft bezeugt hat bis in den Tod, dem du treu geblieben bist durch alles Scheitern hindurch. Zu seinem Gedächtnis versammelt,  erbitten wir den Geist Jesu, dass wir empfangen, was  wir nötig haben: das Brot des wahren Lebens und den Kelch von Versöhnung und Heil. (Hilf, dass wir frei werden, miteinander zu teilen, was wir sind und haben, und immer neu zurückkehren zur Liebe.) Vor dir, Gott der Güte und der Treue, denken wir an alle, die mit uns auf dem Weg sind in deine Zukunft. Lass alle, die sich nach Christus nennen,  eins werden in seiner Liebe. Stärke uns den Glauben und mache uns zum Zeichen der Hoffnung für diese Welt. (Wir gedenken jener Menschen, die uns nahe waren und die der Tod uns entrissen hat. Bewahre sie in deinem Gedächtnis auch mit allen, um die niemand mehr trauert.) Führe uns mit allen Vollendeten hin zu deinem Reich, wo du uns das Licht bist und alles in allem und wir dich loben und preisen durch Christus auf immer und ewig. (h)


Dankgebet

Eingeladen an deinen Tisch, mit Brot und Wein deine Nähe zu feiern, Gott, spüren wir und werden gewiss, dein Volk zu sein, durch die Zeiten unterwegs voller Hoffnung auf dein Reich. Wir danken dir, suchend und von dir schon gefunden. Wir preisen dich fragend und von dir schon geliebt in deinem Sohn, Jesus Christus, unserm Bruder und Herrn. (i)



Quellen und Vorlagen

a - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, 2004, S. 139 Nr. 26 

b - vgl. H. Nitschke (Hg), Gottesdienst 76, Gütersloh, 1976, S. 67 (H.D. Knigge)

c -  vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin, 2000, S. 265 (nach J. Morley)  

d - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 179 

g - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin, 2000, S. 617 

h - vgl. U. Eisenmann, Hochgebete, Luzern, 1996, S. 113 ff

i - vgl. A. u. W. Armbruster, Wir bringen die Welt ins Gespräch..., Düsseldorf, 1996, S. 137