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11. Juli 2015


Vorabend zum 6. Sonntag nach Trinitatis - Vigil mit TaufgedächtnisDie Zeit auskaufen

(Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Ps 90,12)


Die folgende Liturgie wurde als Mitternachtsgottesdienst am 4. Juni 20^5 auf dem 35. Evangelischen Kirchentag in Stuttgart in der Leonhardskirche (a) gefeiert.



Glocken


Vorspiel – Einzug von Schola und Liturgen


Eröffnung
L: O Gott, komm mir zu Hilfe A: Herr, eile mir zu helfen.
L: Meine Zeit steht in deinen Händen. A: Hilf mir durch deine Güte.
L: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

A:     wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.  Halleluja. (b)


Entzündung des Lichtes: (Osterkerze am Taufbecken)

L: Christus Jesus,  gekreuzigt und auferstanden, sein Licht überwinde das Dunkel von Herz und Sinn.   (Alle Lichter in der Kirche werden entzündet.)


Lichtgesang:  Christ ist erstanden - ZeitWeise 49 (c) / EG 99

 

Danksagung über dem Licht  

L: Der Herr sei mit euch.       A: und mit deinem Geiste.

L: Lasst uns danksagen und Gott preisen. A: Das ist würdig und recht.

L: Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du schöpferische Kraft und flammende Weisheit.

Im Anfang hast du das Licht aus der Finsternis gerufen, /

im Regenbogen gibst du das Zeichen deiner Bewahrung, /

am brennenden Dornbusch hast du Mose zum Werk der Befreiung berufen

+ und endlich in Christus dein Feuer entzündet auf Erden.

Durch ihn offenbarst du das Licht, das keinen Abend kennt; /

denn das Dunkel des Todes ist zerstört /

+ und strahlend das Leben wiedererstanden.

In der Taufe sind wir zu Kindern des Lichtes geworden /

+ und so stimmen wir ein in das Siegeslied des neuen Lebens.

Ehre sei dir durch Christus im Heiligen Geist, /

du, Gott in unvergänglichem Licht, /

+ lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. A: Amen. (d)


Psalm 139 A (1-12.23.24)

Antiphon:  Von allen Seiten umschließt du mich und legst auf mich deine  Hand. (e) 

HERR, du hast mich erforscht *

und du hast mich erkannt.

Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, *

du verstehst meine Gedanken von ferne.

Ob ich gehe oder liege, du prüfst es, *

mit all meinen Wegen bist du vertraut.

Ja, kein Wort ist auf meiner Zunge, *

das du, HERR, nicht schon kenntest. Antiphon 

Zu wunderbar ist mir diese Erkenntnis, *

zu hoch – ich kann es nicht begreifen.

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, *

wohin fliehen vor deinem Angesicht?

Stieg ich zum Himmel empor, bist du da, *

bettete mich bei den Toten – auch da bist du.

Nähme ich der Morgenröte Flügel, /

ließe mich nieder am äußersten Meer, *

so führte auch dort mich deine Hand und fasste mich deine Rechte. Antiphon 

Spräche ich: Finsternis soll mich decken, *

wie Nacht sei das Licht um mich her, *

Finsternis wäre nicht finster bei dir, *

die Nacht leuchtete wie der Tag.

Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, *

prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.

Und sieh, ob ich auf gottlosem Weg bin,

und leite mich auf ewigem Weg. Antiphon


Präfamen

L: Leben, der eigenen Begrenztheit bewusst: unsere Tage zählen, die Zeit auskaufen. - Als neue Geburt mag Jakob den Kampf auf Leben und Tod in den Wassern des Jabbok erfahren.  Er kann seine belastete Vergangenheit hinter sich lassen,  erhält einen neuen Namen, wird gesegnet und kann - zwar gezeichnet, aber aufrecht - im Licht eines anbrechenden Morgens dem Kommenden entgegen gehen. Eine merkwürdige Gottesbegegnung, bei der sich manches begreifen lässt als Hinweis auf die Taufe und ihre Bedeutung: (f)


Tora-Lesung:  1. Mose 32,23-29.31.32 – Jakob am Jabbok


Stille 


Antwortlied: Stimme, die Stein zerbricht - ZeitWeise 91   


Psalm 18 A

Antiphon: Fürchte dich nicht; denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du bist mein. (g)

Herzlich lieb hab ich dich, HERR, meine Stärke *

mein Fels, meine Burg, mein Erretter,

mein Gott, mein Fels, bei dem ich mich berge, *

mein Schild, Berg meines Heils, meine Zuflucht.

Ich rief: „Der HERR sei gepriesen!,“ *

und bin von meinen Feinden befreit.

Es umgaben mich Bande des Todes, *

Ströme des Verderbens erschreckten mich. Antiphon

Des Totenreichs Bande umfingen mich, *

über mich fielen Schlingen des Todes.

In meiner Not rief ich zum HERRN *

und schrie zu meinem Gott.

Er hörte mich von seinem Tempel, *

mein Schreien gelangte an sein Ohr.

Er griff herab aus der Höhe und fasste mich, *

er zog mich heraus aus gewaltigen Wassern. Antiphon

Er rettete mich vor meinen  starken Feinden, *

vor meinen Hassern, die waren stärker als ich.

Er führt mich hinaus ins Weite *

er rettet mich, denn er hat Gefallen an mir.

Ja, du schaffst Heil dem gebeugten Volk *

und erniedrigst die stolzen Augen.

Ja, HERR, du lässt meine Leuchte strahlen, *

Mein Gott, du machst meine Finsternis hell. Antiphon


Präfamen

L: Durch die Taufe werden wir verbunden mit dem Geschick Jesu, hineingegeben in den Tod und erhoben  zum Leben, geprägt von seiner Auferstehung. Erkennen von Untergang und Rettung: Alte schuldhafte Verstrickungen, Versagen, Verblendungen binden nicht länger. Immer wieder kann ein neuer Anfang gewagt werden im Vertrauen auf Gottes lebensweckende Macht. (f)


Epistel: Römer 6,3-6 - Taufe und neues Leben


Stille 


Antwortlied: Solang wir Atem holen  -  ZeitWeise 89


Lobgesang zur Taufe  (nach 1.Petr, Gal und Kol)

Antiphon: Freut euch und jubelt; denn eure Namen sind im Himmel geschrieben.  (h)

(Scholagesang:) Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus  Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (i) 

Antiphon: Freut euch und jubelt... (wie oben)

Mit Christus seid ihr begraben worden durch die Taufe,*

mit ihm auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes. 

Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, *

habt Christus angezogen. 

Denn ihr seid gestorben, *

und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 

Wenn aber Christus, euer Leben offenbar wird, *

Dann werdet auch ihr offenbar werden in Herrlichkeit  

Antiphon: Freut euch und jubelt ... (wie oben)

(Scholagesang:) Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.... 

Antiphon: Freut euch und jubelt ... (wie oben)


Präfamen

L: Klug werden heißt auch: Ein Leben aus der Taufe führen, gegründet im Zuspruch der Gnade Gottes, ein Leben in der Zeit, das sich der Bedeutung des eigenen Verhaltens für andere Menschen bewusst ist. Die Bergpredigt lässt erkennen, wie wir alltäglich Verantwortung wahrnehmen sollen in der Nachfolge Jesu, orientiert an dem Leben und dem Licht, das mit ihm in die Welt gekommen ist. (f)


Evangelium: Matthäus 5,13-16 – Salz der Erde, Licht der Welt


Stille 


Antwortlied: Bewahre uns Gott  - ZeitWeise 109 / EG 171,1-4


Anrufung über dem Wasser

L: Unsere Hilfe steht im Namen des HERRN,

A: der Himmel und Erde gemacht hat,

L: der Treue hält ewiglich

A: und nicht loslässt das Werk seine Hände.

(Wasser wird sichtbar und hörbar in ein großes Becken gegossen.)

Kehrvers: Laudate omnes gentes - ZeitWeise 60 / EG 181.6

V: Gepriesen seist du, allmächtiger Gott, der du das Wasser erschaffen hast. Du hast dein Volk Israel durchs Meer hindurchgerettet und in der Wüste seinen Durst gestillt.

Kehrvers: Laudate omnes gentes (wie oben)

V: Gepriesen seist du, eingeborener Sohn Jesus Christus, der du dein Leben am Kreuz hingabst. Du gingst durch die Tiefen des Todes ins neue Leben, auf diesem Weg nimmst du uns mit.
Kehrvers: Laudate omnes gentes (wie oben)

V: Gepriesen seist du, Heiliger Geist, der du am Jordan auf Jesus herabkamst.  In dir haben auch wir die Taufe empfangen und dein Atem durchdringt und tröstet uns.

Kehrvers: Laudate omnes gentes (wie oben)

L: Wir bitten dich, lebendiger Gott: Erfülle alle, die mit diesem Wasser ihrer Taufe gedenken, mit der Kraft deines Geistes, deinem Sohn nachzufolgen, und in der Welt Zeuginnen und Zeugen deiner Liebe zu sein. Darum bitten wir und loben dich, durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (k)

Kehrvers: Laudate omnes gentes (wie oben)


Taufgedächtnis
L: Alle sind eingeladen, hier am Becken durch ein ihnen persönlich entsprechendes Zeichen mit dem Wasser ihrer eigenen Taufe zu gedenken (z.B. Berühren, Kreuzeszeichen, Benetzen...), sie erhalten danach eine an der Osterkerze entzündete Handkerze und kehren auf ihren Platz zurück.


Gesang zum Taufgedächtnis: Jesaja 12,2-6; (Epheser 3,1-10, Kolosser 1,12-20)

Antiphon: Deine Seele behütet der HERR, er bewahrt dein Leben.  (l)

Die Antiphon wird - während die Teilnehmer vortreten - immer wieder zu den biblischen Gesängen von der Gemeinde wiederholt.

Siehe, Gott ist mein Heil, *

ich bin sicher und fürchte mich nicht.

Denn Gott  der HERR ist meine Stärke und mein Psalm *

und ist mein Heil.  

Ihr werdet Wasser schöpfen mit Freuden *

aus den Brunnen des Heils.

Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN,

rufet an seinen Namen. 

Macht kund unter den Völkern sein Tun, *

Verkündet, wie sein Name so hoch ist!

Lobsingt dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen *

Solches sei kund in allen Landen! (m)  

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *

und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *

und in Ewigkeit Amen.  

(Epheser 3,1-10, Kolosser 1,12-20)


Bekenntnis
L: Wenn wir unserer Taufe gedenken, wollen wir uns auch dem stellen, was diese Gabe als Ruf und Aufgabe für ein erneuertes Leben bedeutet; wenden wir uns an Gott und bitten um seine Bewahrung:

A: Dir vertrauen wir uns an.

L: Abgesagt der Macht des Bösen und der Finsternis - hoffen wir, als Kinder des Lichtes in der Freiheit des Glaubens nach Gottes Weisung zu leben und  wenden uns an Gott:
A: Dir vertrauen wir uns an.

L: Im Vertrauen auf Gottes ewige Güte, den schöpferischen Ursprung allen Lebens; in der Zuversicht, im Weg Jesu Christi unter uns Menschen, durch seinen Tod und seine Auferweckung, den Weg zum Leben zu finden; in der Gewissheit, berufen zu sein, in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes das Heil in Christus für alle Welt zu bezeugen rufen wir zu Gott: (n)

A: Dir vertrauen wir uns an.
L: So lasst uns mit den Christen aller Zeiten und Länder bekennen, was Grund und Mitte unseres Glauben und unserer Taufe ist:
A: Ich glaube an Gott, den Vater...(Apostolicum)


Fürbitten

V: Gott, wir loben dich: Du gibst uns niemals preis. Bei dir finden wir den Frieden, nach dem wir uns sehnen. Du schenkst die Versöhnung, die wir aus eigener Kraft nicht erreichen. Dankbar rufen wir:

A: Dir vertrauen wir uns an.
V: Gründe uns in der Liebe Christi. Mache uns zu Zeichen und Werkzeugen seines Friedens. Hilf, dass wir einander zum Segen werden. Wir bitten und rufen:
A: Dir vertrauen wir uns an.

V: Erhalte uns in der Gemeinschaft deines Volkes. Schenke den Kirchen weltweit Verstehen, Eintracht und Frieden. Beschütze deine Gläubigen in Not und Verfolgung. Wir bitten und rufen:
A: Dir vertrauen wir uns an.
V: Sei du unser Halt und unsere Hilfe, unsere Zuversicht und unsere Kraft, heute und alle Tage bis sich unser Leben vollendet in dir. Wir hoffen und rufen: (o)  

A: Dir vertrauen wir uns an.

Vaterunser


Artoklasie

L: Gepriesen seist du, Ewiger, unser Gott, Grund allen Lebens, König der Welt. Einst wurde Abraham von Melchisedek im verheißenen Land zum Frieden begrüßt mit Brot und Wein. Und dein Sohn hat dir in der Wüste über den fünf Broten gedankt und die Menge davon gespeist. Segne auch uns die Frucht des Weinstocks, das Brot und alle Nahrung und gib nach deinem Willen Frieden in unseren Tagen. Denn du hast in Güte das Leben erschaffen und hast in deinem Sohn das Leben erlöst und wirst durch deinen Geist das Leben vollenden. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (p) A: Amen.


Psalm 104, 14.15

Antiphon: Aller Augen warten auf dich, Herre... - Zeit-Weise 2 / EG 461

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! /

du hast sie alle weise geordnet, *

und die Erde ist voll deiner Güter.

A: Du lässt Gras wachsen für das Vieh, *

und Saat zu Nutz den Menschen,

dass du Brot aus der Erde hervorbringst, *

dass der Wein, erfreue das Herz des Menschen 

A: und sein Antlitz schön werde vom Öl,

und das Brot des Menschen Herz stärke.   Antiphon

Ehre sei dem Vater und dem Sohn, *

und dem Heiligen Geist,

A: wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

und in Ewigkeit. Amen. Antiphon


Segen

L: Der Segen Gottes komme über uns. Er bewahre das Gute dieses Tages in unseren Herzen und lasse das andere ruhig vergehen. Er schenke uns Stille und das Staunen über den weiten Himmel, der von der Ewigkeit weiß. Gott umgebe uns mit seinem Frieden: der Vater durch + Christus im Heiligen Geist. (q)  A: Amen  


Teilen von Traubensaft und Brot -  Offenes Ende


Quellen und Vorlagen


a gestaltet von der Initiative Liturge in St. Leonhard (Stuttgart) und der Evangelischen Jungbruderschaft St. Michael in Kooperation mit dem Ökumenischen Stundengebet e.V. (Rothenfels) - Gesamtkonzeption R. Brandhorst

b vgl. Ingressus der Stundengebete nach den Rothenfelser Heften (mehrstimmig)

c Liederbuch ZeitWeise zum Deutschen Evangelischen Kirchentag Stuttgart 3.-7. Juni 2015

d R.B.

e vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch,4./5. Auflage, Göttingen 2003, Nr. 338

Ps 139 – Wochenpsalm zum 6. Sonntag nach Trinitatis

f R.B. (vgl. Ergänzungsband zum Württemb. Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2005, S. 269)

g vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch,4./5. Auflage, Göttingen 2003, Nr. 712

Jes 43,1 – Wochenspruch zum 6. Sonntag nach Trinitatis

Ps 18 A – Tagespsalm zum Sonntag in der Osterzeit

h vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch,4./5. Auflage, Göttingen 2003, Nr. 756

nach Luk 10,20 b

i vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch,4./5. Auflage, Göttingen 2003, Nr. 608

1. Petr 1,3 – Wochenspruch zum Sonntag Quasimodogeniti

k vgl. Die Feier des Taufgedächtnisses (VELKD), 3. Aufl., Hannover 2013, S. 43

l vgl. Bayrische Ausgabe des Evangelischen Gesangbuches Nr. 786

m vgl. Die Feier des Taufgedächtnisses (VELKD), 3. Aufl., Hannover 2013, S. 40 f.

n R.B. 

o vgl. Die Feier des Taufgedächtnisses (VELKD), 3. Aufl., Hannover 2013, S. 34

p R.B. 8 (nach den Vorbild orthodoxer Gebete zur Artoklasie)

q vgl. Materialheft für Tazeitengebete (DEKT Stuttgart), S. 27