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Wochengottesdienst vor dem Sonntag Rogate 2009

„Beten“

Abendgebet mit Elementen der Tagzeitenliturgie bzw. Taizegesängen


Begrüßung (und Lied zum Eingang)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

G:  Amen. 

„Rogate - betet“ - so lautet der Name des Sonntags, auf den wir zugehen. Eine Einladung,

die wir annehmen, wenn wir zum Gottesdienst und zu Andachten zusammenkommen, wenn wir mit anderen gemeinsam, laut oder in der Stille, für uns allein und für andere uns an Gott wenden. Rogate fällt in die Zeit nach Ostern. Unser Gebet steht im Zeichen der Auferstehung, unser Gebet geschieht unter Berufung auf Christus, den lebendigen Herrn, der die Seinen das Beten lehrte und für uns einsteht bei Gott. Was er den Jüngern versprochen hat, gilt auch uns: unser Rufen soll erhört werden, unsere Klage vernommen, unser Dank angenommen, unser Lob und Preis den Himmel füllen. (a)


oder

Eröffnung 

Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)

oder  Taizegesang: Gloria in excelsis Deo (EG Wü 572)


Votum und Psalm (gesprochen)

HERR, ich rufe zu dir, eile zu mir, vernimm meine Stimme, wenn ich dich anrufe. Mein Gebet möge vor dir gelten als ein Räucheropfer, das Aufheben meiner Hände als ein Abendopfer. Ps 141,1.2

Psalm 31:  Herr, auf dich traue ich  (EG 716)


oder

Psalm (gesungen)

Antiphon: Erbarme dich meiner, Herr, und vernimm die Stimme meines Flehens  

Psalm 91 :  Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt (EG Wü 782.4)


Schriftlesung:  Lukas 11,(1-4)5-13 (I) Der bittende Freund


Antwortgesang

Responsorium:  Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)

oder Taizegesang: Oculi nostri ad Dominum Deum (EG Wü 787.6) 


Stille oder Auslegung


oder 

Betrachtung 

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906 - 9.4.1945) schreibt:

„Herr, lehre uns beten!“ So sprachen die Jünger zu Jesus. Sie bekannten damit, dass sie von sich aus nicht zu beten vermochten.  Sie müssen es lernen. Beten lernen, das klingt uns widerspruchsvoll. Entweder ist das Herz übervoll, dass es von selbst zu beten anfängt, sagen wir, oder es wird nie beten lernen. Das ist ein gefährlicher Irrtum, der heute freilich weit in der Christenheit verbreitet ist, als könne das Herz von Natur aus beten. Wir verwechseln dann Wünschen, Hoffen, Seufzen, Klagen, Jubeln - das alles kann das Herz ja von sich aus - mit Beten. Damit aber verwechseln wir Erde und Himmel, Mensch und Gott. Beten heißt ja nicht einfach das Herz ausschütten, sondern es heißt, mit seinem erfüllten oder auch leeren Herzen den Weg zu Gott finden und mit ihm reden. Das kann kein Mensch von sich aus, dazu braucht er Jesus Christus.

 Die Jünger wollen beten, Aber sie wissen nicht, wie sie es tun sollen. Das kann eine große Qual sein, mit Gott reden wollen und es nicht können, vor Gott stumm sein müssen, spüren, dass alles Rufen im eigenen Ich verhallt, dass Herz und Mund eine verkehrte Sprache sprechen, die Gott nicht hören will... Gewiss können uns erfahrene Christen hier viel helfen, aber sie können es auch nur durch den, der ihnen selbst helfen muss und zu dem sie uns weisen, wenn sie rechte Lehrer im Beten sind, durch Jesus Christus. Wenn er uns mit in sein Gebet hineinnimmt, wenn wir sein Gebet mitbeten dürfen, wenn er uns auf seinem Wege zu Gott mit hinaufführt und uns beten lehrt, dann sind wir von der Qual der Gebetslosigkeit befreit. Das aber will Jesus Christus. Er will mit uns beten, wir beten sein Gebet mit und dürfen darum gewiss und froh sein, dass Gott uns hört. Wenn unser Wille, unser ganzes Herz eingeht in das Gebet Christi, dann beten wir recht. Nur in Jesus Christus können wir beten, mit ihm werden auch wir erhört. (b)


(Lied:  Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt  (EG 182, 1-4))


Lobgesang

Magnificat: Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EG Wü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EG 573)


Fürbitten

Wir hören die Einladung Jesu und seine Verheißung, dir, Gott, in allem zu vertrauen. Ewiger Ursprung bist du und letztes Ziel und in deiner Hand ist für uns Geborgenheit. Die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen, doch kommst du zu uns in deinem menschlichen Sohn. Du rufst uns zur Verantwortung für diese Erde und gibst uns frei für eigene Wege. Du erwartest uns wie ein Vater mit offenen Armen und willst uns trösten wie eine Mutter. Du erklärst uns zu deinen Kindern in Ewigkeit und willst uns schon jetzt zu Schwestern und Brüdern machen. Und bleibst du auch jenseits aller Namen und Begriffe, hörst du schon unser unausgesprochenes Gebet. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Wir sind für mehr da als für den Stumpfsinn unserer Tage. Dein Name, Gott, soll geheiligt werden. Wir aber lassen uns gedankenlos treiben. Wir nehmen diese Welt für selbstverständlich hin. Wir wehren uns gegen deinen Anspruch auf unser Leben. -

Überwältige uns, Gott. Du kannst uns ändern. Öffne uns für deine verborgene Gegenwart. Lass uns das Staunen von neuem lernen. Mach uns bescheiden. Mit Ehrfurcht vor deinem Namen rufen wir dich an: 

R: Kyrie eleison.

Wir sind für mehr da als für den raschen Augenblick. Dein Reich, Gott, soll kommen. Wie tun wir uns so schwer mit Liebe und Gerechtigkeit. Wie stoßen wir so schnell an Grenzen unserer Kraft. Wie bringen wir uns häufig zur Verzweiflung. -

Führe uns heraus, Gott. Du kannst uns helfen. Öffne uns für deine beginnende Zukunft. Lass uns dich einsatzbereit erwarten. Mach uns doch mutig. Aus Hoffnung auf dein Reich rufen wir dich an:

R: Kyrie eleison

Wir sind für mehr da als für ein zufälliges Geschick. Dein Wille, Gott, soll geschehen. Zwar kreisen wir um uns selbst und unsere Wünsche. Zwar werden in uns Zweifel wach angesichts von so viel Elend. Zwar drohen wir zu verbittern, wenn Fragen ohne Antwort bleiben. -

Komm du uns nahe, Gott. Du kannst uns trösten. Öffne uns für deine Wege mit der Welt. Lass uns Tag um Tag dich besser begreifen. Mach uns geduldig. Im Zutrauen zu deinem Willen rufen wir dich an:

R: Kyrie eleison

Mit der Bitte um Frieden und um alles, was jeder tagtäglich nötig hat; um Befreiung von der Last der Vergangenheit und die Chance, neu zu beginnen; um Barmherzigkeit im Umgang miteinander und dass wir bewahrt werden in den Gefährdungen für unser Denken, unser Handeln, unser Glauben; um die feste Gewissheit, dass du, Gott, unsere Rettung willst - rufen wir dich an:

R: Kyrie eleison

So machen wir uns die Worte Jesu, deines Sohnes zu eigen und bitten: (c)


Vaterunser


Schlussgebet

Gott, du hast uns gewährt, dass wir miteinander beten, und hast verheißen, uns zu erhören, wenn zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind. Erfülle, was wir bitten, so wie es zu unserem Heile dient. Führe uns in dieser Welt zur Erkenntnis deiner Wahrheit und schenke uns in der kommenden das ewige Leben. Denn du bist ein gütiger Gott und liebst die Menschen. Dir sei alle Ehre  - dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist - jetzt und immerdar und in Ewigkeit. (d)


Schlussgesang

Kanon: Der Herr ist auferstanden! (EG 118)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn (EG 787.4)

 

Segensbitte

Der Anbruch von Gottes Reich -

öffne uns die Augen, seine Spuren zu erkennen;

öffne uns die Ohren, seine Botschaft zu vernehmen;

öffne uns die Herzen, seine Hoffnung zu bewahren,

öffne uns die Hände, in Geduld dafür zu arbeiten.

Das erbitten wir im Namen Jesu, des Auferstandenen. (e)

oder

Unser Herr Jesus Christus und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns einen ewigen Trost gegeben hat und eine gute Hoffnung durch Gnade, der tröste unsere Herzen und stärke uns in allem guten Werk und Wort. 2. Thess 2,16.17

oder eine andere Segensbitte



Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - vgl. W.Milstein, Den Gottesdienst beginnen, Göttigen 1999, S.59

b - vgl. O.Dudzus (Hg), Bonhoeffer-Brevier, München 1963, S. 192

c -  R.B.

d - vgl. S.Heitz (Hg), Mysterium der Anbetung, Bd. I, Köln 1986, S. 341f