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26. Juni 2010


Begrüßung des 4. Sonntags nach Trinitatis: Die Gemeinde der Sünder

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal 6,2    



Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder  Komm in unsre stolze Welt (EG 428, 1.2.5)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du bist nicht im Verborgenen geblieben.

Hat auch schon immer dein Name auf dieser Erde gewohnt, /

schon lange uns Menschen bewegt, /

+ nun hast du dich endgültig offenbart im Weg Jesu von Nazareth.

In ihm hast du gezeigt, wer du bist für deine Geschöpfe: /

Licht das aufstrahlt in der Finsternis, /

+ Sonne voller Gnade und Gerechtigkeit.

Komm uns entgegen im Glanz Jesu Christi, /

öffne uns für das Licht seiner Wahrheit, /

+ dass wir vertraut werden mit deinem Ziel für alle Welt

Erleuchte durch ihn unsere Wege /

an diesem Abend und Tag um Tag

+ bis hin in deine Ewigkeit. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir schauen und hören auf das, was gewesen ist, die Bilder, die von den vergangenen Tagen zurückgeblieben sind, die Stimmen, die noch in unseren Ohren und Herzen nachklingen, wir schauen und hören:

- Stille -

Wir schauen und hören, was in uns ist, Bilder der Sehnsucht und Hoffnung, eigenes Rufen, persönliche Angst und Bitten, eigene Freude, eigener Dank - wir schauen und hören:

- Stille -

Wir schauen und hören dir, Gott, entgegen. Schenke uns deine Bilder und deine Worte. Lass uns neu schauen und hören: (d)

- Stille -

Ingressus: Herr bleibe bei uns... (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn

Psalm 25: Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784) (e)

 

oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Der HERR ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich. Ps 138,6.7a

Psalm 42  - Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser (EG 723)


Evangelium: Lukas 6,36-42 - Barmherzig und ehrlich


* Responsorium:  Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.4)


* Betrachtung (Impuls)

Pfarrer Dr. Werner Schwartz, Vorsteher der Evangelische Diakonissenanstalt Speyer-Mannheim in einer Predigt aus dem Jahr 2009:

... Hier heißt es: Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen. - Wer gibt, der gewinnt. Er gewinnt an der Freude am Geben zuerst, und dann, wenn andere das gleiche tun, wird ihm auch gegeben. Und alle, die glauben, wissen, wie viel ihnen gegeben wird. Dieses Leben, Tag für Tag. Die Kraft für dieses Leben; immer neu. Die Lebensfreude an guten Tagen und das Durchhaltevermögen an schlechten Tagen. Das Maß an Glück, das es neben dem Unglück immer auch gibt. - Wer selbst reich beschenkt ist, kann anderen abgeben, großzügig sein und freigebig. Und am Ende wird sich das auszahlen.

Selbstverständlich spricht Jesus hier vom Gericht Gottes am Ende der Zeiten. Eine Vorstellung, die in den letzten 40 Jahren in Theologie und Kirche, in Verkündigung und Glaube eher an Terrain verloren hat. Dass Gott am Ende richtet. Dass Menschen beurteilt werden nach ihren Taten. Die Zudecktheologie einer enggeführten paulinisch-lutherischen Erlösungslehre („im Tod Christi sind wir alle erlöst") hat dies ebenso befördert wie die Jenseitsvergessenheit der nach-68er Übernahme einer säkularisierten Moderne in den christlichen Glauben.

Ob das moralische Gesetz in mir und der gestirnte Himmel über mir, die Immanuel Kant als Grundlage von Moral und Religion noch einmal reklamierte, nicht doch den Gerichtsgedanken einschließt? Am Ende treten wir vor Gott, und er scheidet die einen von den andern, wie naiv die Vorstellung vielleicht ist, und die einen gehen zur Rechten, die anderen zur Linken, und den einen wird gesagt: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan (Matthäus 25,40)....

Vielleicht sind das die Blinden, die den Blinden den Weg weisen, die das vernachlässigen, den großen Zusammenhang der Welt, in dem mein eigenes Tun teilhat an Gottes Werk, an Gottes Ziel, die Welt gut werden zu lassen, zu erlösen. Ohne dass von meinem Tun alles Heil der Welt abhängen würde. Das nicht. Aber vielleicht doch das Gelingen des Lebens in meiner Nähe, meines Lebens und des Lebens anderer.

Auf mein Tun kommt es an, auf die Art, wie ich mit anderen umgehe, ob ich sie richte und verleumde und verdamme oder nicht. Ob ich selbstgerecht bin, besserwisserisch, oberlehrerhaft mit dem Gewicht der eigenen Herkunft und Prägung, der Tradition. Oder eben offen für andere, für das Neue, das mir da begegnet. - Ich sollte nicht über den Meister hinauskommen wollen. Und das heißt: Nicht über Jesus hinauskommen wollen, der den Menschen um ihn her mit Offenheit und Vertrauen begegnet ist, gerade den Nicht-Frommen, den Nicht-Guten, denen, die nicht auf der Linie anerkannter Religiosität und Kultur und Frömmigkeit standen. Eher hat Jesus die Normen verletzt, als dass er Menschen ausgegrenzt hat. - Der Jünger ..., wenn er vollkommen ist, so ist er wie sein Meister, heißt das lapidar bei Jesus...

Der letzte Abschnitt braucht keine Erläuterung. „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!“ - Am Ende zählt Demut. Nicht überlegen sein wollen. Und: die eigenen Fehler und Schwächen sehen. Sie eben nicht auf andere projizieren. Eher oder zumindest immer wieder auch bei sich selber suchen nach dem, was einen am anderen stört. Dass Menschen so selbstsüchtig sind, so sehr sich um sich selber drehen, andere ganz arg, ich selber aber auch doch ein wenig. - Das sehen. Und akzeptieren. Selbst das kann mich verändern. Eben demütig machen, barmherzig, eben so, wie Gott mich will, am Ende gar vollkommen. - Eine Herausforderung, das Leben nach dem Rezept, in der Nachfolge Jesu. Eine Einladung für uns, Tag für Tag. Nix Frommes nur, mindestens ebenso sehr etwas Praktisches. Gelebte Frömmigkeit. Wie seit vielen Jahrzehnten.... Tun wir's weiter. Mit Gottes Hilfe. (f) (gekürzt R.B.)

Wochenlied:  O Gott, du frommer  Gott (EG 495,1-5)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn...

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Fürbitten 

Bleibe bei uns,  Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. 

Bleibe bei uns und bei Deiner ganzen Kirche.

Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.

Bleibe bei uns mit Deiner Gnade und Güte, mit Deinem heiligen Wort und Sakrament, 

mit deinem Trost und Segen. 

Bleibe bei uns, wenn über uns kommt die Nacht der Trübsal und Angst, 

die Nacht des Zweifels und der Anfechtung, die Nacht des bitteren Todes.      

Bleibe bei uns und bei allen Deinen Gläubigen in Zeit und Ewigkeit. (g)


Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal 6,2    


Segen 

Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,  Vater, + Sohn und Heiliger Geist. (h)

 G: Amen.



Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

* Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 223, Nr. 189.5

d vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 20

e oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des neuen Wochenpsalms (Ps 22 B) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 709f (Nr. 710) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (4. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f vgl. http://www.göttinger predigten (zur Stelle)

g vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 57

h allgemeine liturgische Tradition