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27. März 2010


Begrüßung des Palmsonntags 2010 (violett)

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Joh 3,14b.15



Luzernar

Es wird eine Kerze in die Kirche gebracht, von der aus alle Lichter im Raum entzündet werden. 

V:  Herr bleibe bei uns;

G:  denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget.

V:  Gott gedenke mein nach deiner Gnade.

G:  Herr erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

V:  Ehre sei dem Vater uns dem Sohne und dem Heiligen Geiste,

G:  wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.  (ohne Halleluja !) (a)


Licht-Hymnus:  Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14, 1.3.6)


(statt der Benediktion) Lichtvotum

Das ist die Botschaft, die wir von Christus (, dem offenbar gewordenen Wort,) gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.(1. Joh 1,5-79)


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

In der Stille bringen wir vor Gott, was uns in der vergangenen Woche  bewegt, erfüllt, bedrückt, zu Fragen geführt hat:

- Stille -

Wir vertrauen Gott (unserem Herrn) an, was gewesen ist.

Gott möge vollenden, was unvollkommen bleiben musste.

Gott möge versöhnen, wo Frieden einkehren soll.

Gott möge uns öffnen, für seinen kommenden Tag. (b)

G: Amen.


Versikel

V: Wir hoffen auf dich und sprechen: Du bist unser Gott! 

R:  Unsere Zeit steht in deinen Händen. (nach Ps 31,15.16)

 

Psalm (gesungen)

Leitvers: Siehe, nun kommt der Herr, der Herrscher , und in seiner Hand ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.

Psalm 100: Jauchzet dem Herrn, alle Welt (EG Wü 786) (c)


oder

Psalm (gesprochen)

Votum:  Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe. Mt 21,9

Psalm 24:  Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch (EG 712) 


Evangelium: Johannes 12,12-19 - Einzug Jesu in Jerusalem


* Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit (EG Wü 779.3)


* Betrachtung (Impuls)

Der Pfarrer Gerhard Prell
 in Bad Endorf (im Chiemgau) hat 2003 in einer Predigt u.a .geschrieben:

(* Dabei bezieht er sich aktuell auf immer wieder zu beobachtenden Jubel beim Einmarsch fremder Truppen, die als Befreier angesehen werden oder sich selbst so sehen.)


...Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn’ ich dir, o Jesu? Seine Jünger – jubeln sie auch? Jubeln sie, als sie mit ihm in die Hauptstadt einziehen? – Nein, noch jubeln sie nicht! Dass Jesus schweigt zu den Jubelszenen in der Hauptstadt, dass er sich lieber auf den Esel setzt, statt auf das hohe Ross, dass er sich nicht selbst zum Befreier ernennt und dass er dem Volk keine großen Reden hält, das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.

Angesichts der Jubelszenen in Jerusalem geht es den Jüngern nicht anders als es uns ergeht angesichts der Jubelszenen* kurz vor dem Palmsonntag 2003. Sie sind hin und her gerissen. Glauben sie angesichts der jubelnden Menschen, die einen Mächtigen begrüßen, nun noch seinen Worten: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen ? Besitzt er noch das Erdreich, der da sanftmütig auf einem Esel in seine Hauptstadt eingeritten ist? Oder sind es nicht doch die Mächtigen und die Gewalttätigen? wir uns geirrt, die wir uns an sein Wort gehalten haben: Selig sind die Friedensstifter ? sie fühlen sich auch ertappt – ertappt in falschen Träumen.

Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn’ ich dir, o Jesu? In einem neuen Kirchenlied von Kurt Rose aus dem Jahr 1983, das nur im Liederanhang des Gesangbuches für Niedersachsen und Bremen abgedruckt ist, da heißt es:

Ich gehöre mit dazu, zu den Dränglern und Rufern,

dass doch Gott sich erhebe mit der Macht seines Zorns,

und ich hoffe verzagt, dass ein Herrlicher stünde

dass ein Großer sich zeige vor den seufzenden Augen der Welt.

„Seht hin, welch ein Mensch!“ und ich hebe die Augen,

und ich sehe die Ohnmacht, seh’  mein elendes Selbst,

und ich hebe die Faust: Seht auch dieser ein Mensch nur,

keine Rettung vom Himmel! Kann ein Mensch uns befrei’n?

Ich gehöre dazu, zu den Rufern nach oben,

dass ein Gott sich erbarme – ich gehöre dazu,

und ich schrei mit dem Volk, ich bin blind mit den Blinden,

nicht erkenn ich die Zeichen in dem Menschengesicht.

Nein, die Jünger Jesu, noch jubeln sie nicht. Und noch andere jubeln nicht an diesem Palmsonntag: Diejenigen, die auch einen Lazarus haben im Grab und in den Lazaretten. Und noch keiner hat zu ihnen gesagt: Steh auf! Die werden verstehen, dass der Mann auf dem Esel keinen Frieden und keine Gerechtigkeit auf Erden schaffen wird, wenn er nicht zuerst den Weg zu ihnen geht. er sie nicht auch einfach übergeht in ihren Gräbern und auf ihren Bahren – so wie die selbsternannten Befreier* sie übergehen und sich bejubeln lassen, Tausende von Kilometern von den Menschen entfernt.

Jesus ist mitten drin. Und er geht ganz weit hinunter. Hinein ins Leid, hinein in das Grab, hinunter zu den Toten. Darum reitet er nicht auf dem hohen Ross, sondern auf einem jungen Esel, so dass schon beim Reiten sein Füße die Erde berühren. Niemand soll jubeln trotz ihrer oder gar ihretwegen. Nein, am Ende soll keiner sein, der nicht jubeln kann, befreit von Gewalt und Leid, befreit von der Macht des Todes, befreit auch von der Macht derer, die mit dem Tod im Bunde stehen. Lasst die anderen jubeln - noch jubeln die Jünger und viele andere nicht. Doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.

Noch können nicht alle jubeln. Aber Jesus will alle jubeln machen – wie das kein Mächtiger und kein selbsternannter Befreier* es je zuwege bringen kann. Das macht die Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem deutlich – auch in der adventlichen Fassung des Matthäus, in der die Jünger den Jubel über Jesus anstimmen.

Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn’ ich dir, o Jesu? Johann Sebastian Bach hat dieses Lied eingebaut in den adventlichen Jubel seines berühmten Weihnachtsoratoriums. Auf das „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ hin lässt er es singen – und zwar auf die Melodie des Liedes „O Haupt, voll Blut und Wunden.“ Auch wir werden es hernach auf diese Melodie singen... . Wir denken an die, die nicht jubeln können an diesem Palmsonntag. Nicht über die Mächtigen und selbsternannten Befreier*. Und auch nicht über den, den sie ständig selbstherrlich im Munde führen – als habe er nie auf einem Esel gesessen. Wir vertrauen darauf: Am Ende werden wir alle jubeln können. In österlichem Jubel. In der Freiheit von Gewalt und Tod. In der Seligkeit der Sanftmütigen, die mit diesem König auf dem Esel das Erdreich besitzen werden. (gekürzt R.B.)

in: Göttinger Predigten im Internet (zu Joh 12,12-19)


(statt Wochenlied) Antwortlied: Wie soll ich dich empfangen (EG 11,1.5.6)

mit der Melodie von „O Haupt voll Blut und Wunden“ (EG 85)


Canticum entfällt


Fürbitten 

Unser König bist du, Christus.
 Dir können wir es klagen,
was niemand hören will.
 Zu dir können wir schreien,
 wenn niemand eingreift.
 Du bist unser König, Christus!
 Schweig nicht länger!
Gelobt seist du!

Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Christus! Die Mächtigen dieser Welt greifen nicht ein,
 wenn Flüchtlinge auf ihren Booten im Meer ertrinken,
 wenn Gefangene gefoltert werden,
wenn Frauen und Kinder zur Prostitution gezwungen werden,
wenn Kriege die Armen ärmer und die Reichen reicher machen,
 wenn Waffen- und Drogenhändler angesehene Leute sind.
 Du bist unser König, Christus!
 Schweig nicht länger!
 Gelobt seist du! Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Christus! Deine Menschen verzweifeln,
 wenn sie ihre Arbeit verlieren,
wenn sie hungern,
 wenn sie kein sauberes Wasser bekommen,
 wenn sie unter der Gewalt der Natur leiden,
 wenn sie von Tyrannen und Egoisten regiert werden. Du bist unser König, Christus!
 Schweig nicht länger!
 Gelobt seist du! Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Christus! Deine Kirche ist so schwach,
 wenn sie nach den Maßstäben der Welt fragt,
 wenn sie Angst vor der Zukunft hat,
 wenn sie verfolgt wird,
 wenn sie uneins ist.
  Du bist unser König, Christus!
 Schweig nicht länger!
 Gelobt seist du! Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Christus! Deine Nähe schenkt Leben,
wenn Trauernde getröstet werden,
 wenn Liebende treu bleiben,
 wenn Fremde beherbergt werden,
wenn Schwache geschützt werden,
 wenn Verachtete Respekt finden,
wenn Gedemütigte aufgerichtet werden,
 wenn wir werden wie du auf deinem Esel!
 Du bist doch unser König, Christus!
 Schweig nicht länger!
 Gelobt seist du! Dich rufen wir an:

R: Kyrie eleison.

Christus, du bist unser König,
 gestern, heute und in Ewigkeit.
 Gelobt seist du!
 Wir bitten mit deinen Worten: (d)

Vaterunser


* Schlussgesang: Ehre sei dir, Christe (EG 75,1)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Joh 3,14b.15


Segen 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere (eure) Herzen und Sinne in Christus + Jesus. (Phil 4,7)

(R. Amen)

Gehen wir nun hin in die Heilige Woche, den Höhepunkt des Kirchenjahres, die uns durch die Tage, an denen wir des Leidens und Sterbens Jesu gedenken, hinführt zum Fest seiner Auferstehung. (e)


Vorlagen, Quellen, Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

* Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a Ingressus zur Vesper (EG Wü 781.1)

b vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (s.o.) S. 16

c oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalm (Ps 69 B) mit dem Wochenspruch als Leitvers findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 604 (Nr. 558) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen 

(Palmsonntag) abrufbar.

d vgl. www.velkd.de : Wochengebet zum Palmsonntag 2009 

e vgl. Gottesdienstfeiern von Palmsonntag bis Ostern (VELKD), Hannover 2008, S. 20