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20. September


Debora und Gideon (blau # )  große Richtergestalten im frühen Israel

Die den HERRN liebhaben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht. (Rich 5,31)


Zum christlichen "Gedenken der Heiligen" wird häufig auf die "Wolke der Zeugen"" nach Hebräer 12,1 verwiesen; wo eben Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sara etc. namentlich genannt werden: Gestalten aus dem Alten Testament. Ihrer zu gedenken, - wie in manchen Kirchen der Ökumene (Orthodoxie, Anglikanische Kirche in Kanada, amerikanische Lutheraner (LCA) - kann  berechtigterweise auch „Thema“ für einen Wochen-Gottesdienst in evangelischer Tradition abgeben. Entsprechend werden Vorschläge für eine abendliche Feier (Vesper) mit Elementen aus der Tagzeitenliturgie geboten


Eröffnung (Begrüßung)

Gelobt sei Gott, der HERR, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden.  (Ps 72,28.29) R: Amen.

Wir gedenken heute zweier großer Gestalten aus der Richterzeit im frühen Israel: Debora war Prophetin zur Zeit der Richter, sie lebte unter der Debora-Palme im Gebirge Ephraim. Richter waren in der Zeit vor der Einführung des Königtums, in der Zeit um 1200 bis 1000 v. Chr., die militärischen und moralischen Führer der zwölf Stämme Israels. Sie ist die einzige Frau, die dieses Amt innehatte. Da Israel in jener Zeit unter den wieder erstarkten Kanaanäern zu leiden hatte, forderte Debora den Heerführer Barak zum Kampf auf. In Begleitung von Debora zog das Heer zum Berg Tabor, um gegen Kanaan unter Führung des Sisera zu kämpfen (Ri 4). Der trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit errungene Sieg Israels wurde zu einem Glaubensbeispiel, das das Siegeslied der Debora überliefert (Ri 5). Die Deborageschichte – eines der ältesten Teil des Alten Testaments - hat seit Jahrhunderten Theologen und Künstler inspiriert und herausgefordert. Der Targum Jonathan enthält ebenfalls die Deboraerzählung. Hier sind jedoch die Betonung der Notwendigkeit der Gesetzestreue, die Stärke Jahwes, das prophetische Reden Deboras und der Anredecharakter stärker. In der Richteraufzählung des Hebräerbriefes findet Debora, obwohl die bedeutsamere Gestalt – anders als Barak – keine Erwähnung (Hebr 11,33). (a)

Ihr Nachfolger im Amt der Richter war Gideon, der Sohn des Joasch, der zu seinem Auftrag, gegen die Midianiter zu kämpfen durch einen Engel berufen wurde. (Ri 6,11)  Da Gideon in Zweifel war, bat er Gott um ein doppeltes, bestätigendes Zeichen, was ihm in zwei Nächten gewährt wurde. Zunächst: „Wird der Tau allein auf der (abgeschorenen) Wolle  sein und der ganze Boden umher trocken, so werde ich daran erkennen, das du Israel erretten wirst durch meine Hand, wie du zugesagt hat.“ Dann: „Es sei allein auf der Wolle trocken und Tau auf dem ganzen Boden. Und Gott machte es so in derselben Nacht.“ (Ri 7,37.39) Nach dem Sieg über die Midianiter wurde Gideon die Herrscherwürde angeboten, was er jedoch ablehnte, da „der HERR  Herrscher über euch sein soll“ (Ri 8,23) Stattdessen erbat er sich ein goldenes Standbild, was aber auf Dauer dem Hause Gideon zum „Fallstrick“ geriet. (Ri 8,27.) Wichtig blieb: „ das Land hatte Ruhe vierzig Jahre, solange Gideon lebte.“ (Ri  8,28) (b)

Der nach Gideon benannte Internationale Gidensbund (1899 in den USA gegründet), ist eine Vereinigung evangelischer Geschäftsleute, die sich um eine Verbreitung der Bibel (an Schulen, in Hotels, unter Soldaten etc.) bemühen.

[ Lied: Ist Gott für mich, so trete (EG 351,1.2.12) ]


(oder)

Eröffnung (Ingressus): Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1)


Psalmodie (gesungen)

mit dem Evangelischen Tagzeitenbuch

Leitvers: Der HERR der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsere Burg.

Psalm 46  - Gott ist unsre Zuflucht und Stärke (TZB 735)

oder Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers;  Schaff uns Beistand in der Not, denn Menschenhilfe ist nichts nütze. Mit Gott wollen wir Taten tun. (Ps 60,13.14a)

Psalm 46 – Gott ist unsere Zuversicht und Stärke (EG E.56) 


Tagesgebet 

Beten wir in der Stille zu Gott, der uns Zuversicht und Stärke ist: - Stille -

Ewiger, unser Gott, unser Leben ist bedroht, doch du bist ein zuverlässiger Begleiter in Gefahr, Angst und Not. Im solchem Glauben können wir uns bergen und erkennen, was unser Auftrag ist. Darum setzen wir unsere ganze Hoffnung auf dich und bitten: Gib uns ein Wort, das uns Mut macht in unserem Kampf. Ist auch die Welt von Kriegen bedroht, so erweise dich doch als mächtiger Hel-fer und zeige den Völkern Wege zum Frieden [durch Jesus Christus, unsern Retter und Herrn].   (c)


Lesung (Altes Testament): Richter 5,1-12 – Debora! Auf, auf und singe ein Lied


oder Richter 6,11-16 – Berufung Gideons


Antwortgesang:  Weise mir Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)


Lesung (Neues Testament):  Hebräer 11,30-34 – stark geworden im Kampf


Antwortgesang: Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


Auslegung oder Betrachtung zu Debora oder Gideon (s. Anhang)


Lied:  Da wohnt ein Sehnen tief in uns (EG E.24)


[ Canticum (d)

Leitvers: Der Herr hat uns aufgerichtet eine Macht des Heiles im Hause seines Dieners David.

Benedictus:  Gelobt sei der Herr, der Gott Israels (EGWü 779.6) ]

 

Fürbitten

Unsere Welt ist voll von Unterdrückung und Ungerechtigkeit, Unfreiheit, Menschenverachtung und Intoleranz, von Kampf, Streit und Auseinandersetzung darüber, was gelten soll,  - so lasst uns Gott bitten um seinen Frieden und ihn anrufen:

G: Kyrie eleison.

Dass wir Frieden finden für unser Leben und Frieden schaffen unter den Menschen. Um seine Barmherzigkeit, dass auch wir miteinander Erbarmen haben. Um sein Leben, dass wir im Glauben den Sinn unseres Daseins entdecken und einander zu einem glücklichen Leben helfen. Lasst uns zum Herrn rufen:

G: Kyrie eleison.

Für alle, die Trauer tragen um die Opfer der Kriege, um den Verlust der Heimat, um den Abschied von einem nahen Menschen, dass sie weiterleben können ohne Verzweiflung und ohne Resignation. Lasst uns zum Herrn rufen:

G: Kyrie eleison.

Für alle, die gegenwärtig leiden müssen, die inmitten von Krieg und Bürgerkrieg leben, für die Hungrigen und die Unterdrückten,  für die, die gefoltert werden, dass ihr Elend ein Ende hat, dass sie satt werden, ungefährdet und frei. Lasst uns zum Herrn rufen:

G: Kyrie eleison.

Für uns und alle Menschen, die wir im Schatten des Todes leben und einander mit der Drohung des Todes Gewalt antun, dass wir uns auf unser Ende besinnen und unsere Zeit nicht sinnlos verbringen, dass wir endlich Heil und Erlösung finden. Lasst uns zum Herrn rufen:  (e)

G: Kyrie eleison.

 (es können aktuelle Fürbitten folgen)


Vaterunser


[ Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Schalom chaverim (EG 424) ]


Segen

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (Num 6,24-26) 


Anhang (Viten)


Dem biblischen Bericht nach ist Debora mit Lappidot verheiratet. Sie ist im gesamten Richterbuch die einzige Frau, die das Amt der Richterin innehat und auch tatsächlich richterlich (im juridischen Sinn) tätig ist. Die Israeliten kommen zu ihrem Sitz unter der Debora-Palme zwischen Rama in Benjamin und Bethel im Gebirge Ephraim, um sich dort von ihr Recht sprechen zu lassen. So regiert sie das Volk während der feindlichen Herrschaft des Königs Jabin von Hazor, der auch als König von Kanaan bezeichnet wird und das Volk zwanzig Jahre lang unterdrückt. Als Frauengestalt nimmt Debora somit eine wichtige politische Funktion wahr, die für die palästinische Antike ungewöhnlich ist. Der Schwerpunkt ihres Wirkens besteht zwar in der Rechtsprechung (Ri 4,4 ), sie soll jedoch auch über die Gabe der Prophetie verfügt haben und wird ausdrücklich als Prophetin bezeichnet (Ri4,4 ). So übermittelt sie Barak den Auftrag Gottes, mit 10.000 Mann gegen Jabin und dessen Feldherrn Sisera in den Kampf zu ziehen. Am Grenzheiligtum, dem Berg Tabor, sollen sie aus der Gewaltherrschaft Jabins befreit werden. Debora prophezeit Barak, Gott werde ihm Jabin und Sisera am Bach Kischon in die Hand geben (Ri 4,6 ). Mit Hilfe der Jaël gelingt dies schließlich auch (Ri 4,22 ). (a)

Gideon erbat von Gott nach seiner Berufung, die Israeliten vom Joch der Midianiter zu befreien,  ihm seinen Auftrag mit einem Zeichen (mit einem Wollvlies) zu bestätigen (wie eingangs erwähnt.) [Er legte ein Vlies auf die Tenne, das über Nacht nass vom Tau sein solle. Am nächsten Morgen fand er das Vlies tatsächlich in der sonst trockenen Umgebung von Tau benetzt (Ri 6,36-40).] Auf göttliche Anweisung riss Gideon den Altar und die Kultsäule des Baal-Kultes nieder. Um zu verhindern, dass die Israeliten den bevorstehenden Sieg als ihre eigene Leistung verstehen, gebot Gott Gideon zunächst alle nach Hause zu schicken, die "ängstlich und verzagt" sind. Da die Anzahl der Kämpfer danach immer noch zu hoch war, befahl Gott Gideon die Israeliten zum Wasser zu führen und nur diejenigen mitzunehmen, die tranken indem sie sich auf den Boden legten, statt mit der Hand zu schöpfen. So blieben schließlich nur noch dreihundert Mann übrig (Ri 7,2-7). In der Nähe des midianitischen Feldlagers befahl Gott dem Gideon zu diesem hinabzugehen, um ihn für seine Aufgabe zu stärken. Nach seiner Rückkehr ins israelitischer Lager teilte er die dreihundert Mann in drei Heerhaufen und gab jedem eine Posaune (Widderhorn, welches einen durchdringenden Ton abgibt) in die eine Hand und eine in einem leeren Tonkrug verborgene Fackel in die andere Hand. Auf sein Signal hin zerbrachen die Israeliten ihre Tonkrüge und bliesen die Posaunen. Daraufhin brach im midianitischen Lager Panik aus und die Midianiter flohen in chaotischer Weise (Ri 7,15-22 ). Nach dem Sieg über die Midianiter lehnte Gideon die Königswürde ab, bat jedoch, ihm einen Teil des erbeuteten Goldes zu geben, woraus er ein Efod fertigte, offenbar ein Götzenbild, das dem Hause Gideon zum „Fallstrick“ wurde. Gideon starb in hohem Alter in seiner Heimatstadt Ofra in Benjamin. Nach seinem Tode lebt der Baal-Kult wieder auf (Ri 8,32-33). Sein Sohn Abimelech riss die von Gideon abgelehnte Königsherrschaft schließlich an sich (Ri 9). Gideon hatte 70 Söhne. In Ri 9,1–4 wird geschildert, wie Abimelech nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter ging und sie für sein Ziel, die alleinige Nachfolge von Gideon anzutreten, gewann. Mithilfe von gewissenlosen Männern brachte er seine 70 Brüder um. (b) 

H. Bedform-Stron, Die Personen der Bibel – Debora, Prophetin und Richterin, München 2016, 

S. 38


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

 [ ] Durch Klammern gekennzeichnete Stücke können entfallen

# als eigenständige liturgische Farbe für das Gedenken alttestamentlicher Gestalten könnte das adventliche Blau (der Erwartung) verwendet werden, wie es in der schwedischen und finnischen Kirche sowie in einer Reihe amerikanischer Denominationen (z.B. Lutheraner) gebräuchlich ist 

a vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Debora_(Richterin)

b    vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gideon_(Richter)

c vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch, Stuttgart 2004, S. 206, Nr. 11

d Die Verwendung des Benedictus als Canticum in einem Abendgottesdienst legt sich nahe, da in der ostkirchlichen Tradition Johannes der Täufer als Repräsentant des ersterwählten Gottesvolkes gesehen wird (vgl. Deesis).

e Quelle derzeit nicht feststellbar