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14. November 2022


John Knox (1513-1572) Die "Evangelistetrompete" aus Schottland

Fürsten sitzen da und reden wider mich; aber dein Knecht sinnt nach über deine Gebote.

Psalm 119,23



Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute des Reformators John Knox, der wahrscheinlich im Jahr 1511 in Had-dington / Schottland geboren wurde und am 24. November 1572 in der Hauptstadt Edinburgh gestorben ist. "Eine harte Geschichte ist diese, die Geschichte von John Knox. Gott und Men-schen gingen hart mit diesem Mann um, und dieser Mann, ein Mensch, wie von Wölfen ge-säugt, ging hart um mit den Sünden seiner Zeit und mit den bösen Machthabern in seinem Volk, das er liebte wie kein anderer." (a)  So urteilt Joseph Chambon, ein reformierter Pfarrer und Dozent an de Kirchlichen Hochschule, der zur Bekennenden Kirche gehörte, über John Knox. Die Strenge und Unerbittlichkeit, mit der Knox der schottischen Kirche prägte, galt auch fpr die Prüfung und Beurteilung seines eigenen Lebens. So schrieb er zum Ende seines Lebens an die Mutter seiner erste Frau: "Im körperlichen Sinn bin ich, wie Sie auch meinen, kein Ehebrecher - das mag sein. Aber das Herz ist infiziert mit böser Lust und will sich gelüsten lassen, auch wenn ich mich so sehr darüber gräme. Nach außen  hin bin ich kein Götzendie-ner, aber mein böses Herz hat mein Ich lieb und will die eitlen Gedanken nicht auf-geben - gerade die nicht, die die Quelle alles Götzendienstes sind. Mit meinen Händen bringe ich niemand um, aber ich helfe meinem bedürftigen Bruder nicht, wie ich könnte und sollte. Vor Gericht oder vor den Menschen bringe ich kein falsches Zeugnis gegen meinen Nächsten vor, aber ich verkündige Gottes Wahrheit nicht so furchtlos, wie es sich für einen rechten Boten ziemt. Und, alles in allem, es gibt kein Laster, das Gottes heiligem Willen, der in seinen Ge-boten geoffenbart ist, widerspricht, von dem mein Herz nicht angesteckt ist." (b)


Lied: Ach Gott und Herr, wie groß und schwer - EG 233,1-5


Eingang

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Psalm 25 - Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: Durch Gottes Gnade bin ich was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeb-lich gewesen. 1.Kor 15,10

Psalm 119 - Wohl denen, die ohne Tadel leben -(EG.E 99  / EG 748)


Tagesgebet

Wir beten mit Worten von John Knox.

Herr, sieh an deine Barmherzigkeit und Güte und befreie uns von der schmutzigen Last unse-rer furchtbaren Sünden. Lass deine Liebe siegen über die Strenge deiner Gebote, wie du sie gezeigt hast in der Hingabe deines Sohnes Jesus an die Welt, als die ganze Menschheit verlo-ren und kein Gehorsam in Adam und seinem Samen zurückgeblieben war.,Mache unsere Her-zen neu in der Kraft des Heiligen Geistes. Bekehre du uns, und wir werden bekehrt. Wirke du in uns aufrichtige Buße und schenke unseren Herzen deinen heiligen Geist, deinen heiligen Geboten zu gehorchen.  (c)


Prophetie: Jesaja 53,4.5.11-12 - Fürwahr, er trug unsere Krankheit  


Antwortgesang

mit Responsorium: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte (EG Wü 781.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Evangelium: Johannes 17,3-5.17-23 - Das ist das ewige Leben


Antwortgesang

mit Responsorium: Im deine Hände, Herre Gott, befehle ich ... (EG Wü 782.4)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten ... (EG Wü 524)


Betrachtung  

oder zu Vita  bzw. Werk und Bedeutung  (d)


Lied:  Allein zu dir, Herr Jesu Cgrist -  


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EG Wü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EG Wü 573) ]


Fürbitten

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, demütig vor deiner Majestät bitten wir von Herzen: Lass den Samen deines Wortes, der unter uns ausgestreut ist, Wurzel fassen, dass er reiche Frucht bringe, gesät in gutes Land. Leite uns in unseren Bitten durch deinen Heiligen Geist, wie es deinem Willen gefällt.

[ R: Herr, erbarme dich .] 

Unsere Schwachheit kann ohne deine Hilfe nichts ausrichten, so halte uns in deiner Kraft geschützt gegen alle Anläufe des Bösen. Mehre unsern Glauben, gib uns Hoffnung, Liebe und eifrigen Gehorsam gegen alle deine Gebote. Lass die Härte unseres Herzen, Heuchelei oder Lockungen der Welt uns nicht fortziehen aus deinem Dienst. Bewahre uns vor der Ge-walt unserer Feinde.

[ R: Herr, erbarme dich .]

Vom Apostel gelehrt bitten wir nicht nur für uns selbst, sondern für alle Menschen. Erlöse, die dich noch nicht kennen, aus Blindheit und Irrtum zur Erkenntnis deiner Wahrheit. Lass uns alle in einem Geist und einem Sinn dir dienen. Alle Hirten und Diener der Kirche, denen du die Verkündigung und die Sorge für dein Volk anvertraut hast, lass in ihrem Leben und ihrer Lehre treu erfunden werden. Allein deine Ehre sei vor ihren Augen und gib dass durch sie alle Irrenden heimgeführt werden zu deiner Herde.

[ R: Herr, erbarme dich .]

Die Herzen aller Herrschenden sind in deiner Hand. So leite und führe durch deinen Heiligen Geist die Regierenden in aller Welt, besonders aber die Führer unseres Volkes mit seinen Rä-ten. Lass durch ihr Amt den Glauben in unserem Land rein erhalten, die Sitten gebessert und die Sünde gestraft werden.

[ R: Herr, erbarme dich .]

Als Glieder des Leibes Christ bitten wir für alle, die unter Kreuz und Anfechtung leiden, von Krieg geschlagen sind, Seuchen, Hunger, Armut, Gefangenschaft [und andere deiner Strafen] erdulden. Gib du ihnen Geduld, Trost und Mut bis du ihnen Erlösung aus ihren Ängsten sen-dest.

[ R: Herr, erbarme dich .]

Schließlich bitten wir um deine Güte für unsere Brüder und Schwestern, die Verfolgung um deiner Wahrheit willen erleiden. Lass deinen Trost nimmer von ihnen weichen. Gib, dass sie getrost und fröhlich erwarten, was deine göttliche Weisheit bestimmen wird. Gib, dass durch ihr Sterben oder Leben das Reich deines Sohnes gemehrt wird, damit es in aller Welt leuchte. 

[ R: Herr, erbarme dich .] (e)


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich - EG 421

oder Taizegesang:  Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Phil  4,7  G: Amen.


Anhang - Vita


John Knox studierteTheologie an der Universität in St. Andrews  Der Bischof von Dunblane, weihte ihn in Edinburgh zum Diakon und anschließend in der Osternacht 1536 zum Priester. Danach war er apostolischer Notar und wirkte als Hauslehrer für die Söhne von Landadligen.  Knox begleitete George Wishardt, einen scharf anti-katholischen Prediger, der aus Genf zu-rückgekehrt war, fünf Wochen lang; dieser wurde sein Vorbild und Rollenmodell nach dessen Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung als Ketzer im März 1546. Im folgenden Jahr schloss sich Knox einer Gruppe von Aufständischen in St. Andrews an. Man drängte ihn, für die Besetzer des Bischofschlosses in St. Andrews als Prediger zu wirken, was er ungern tat, aus dem späteren Rückblick aber als seine Ordination interpretierte. Die Aufstän-dischen wurden von einer französischen Truppe überwältigt. Unter den Gefangenen war auch John Knox, er wurde zu 19 Monaten Galeerenstrafe  verurteilt. Im Frühjahr 1549 konnte Knox nach England zurückkehren und wurde Prediger in Berwick-upon-Tweed. Seine Tätig-keit dort und in Newcastle-upon-Tyne machten ihn als reformatorischen Theologen bekannt; eine Ernennung zu einem der sechs königlichen Kapläne war die Folge. Das angebotene Bischofsamt von Rochester und das Rektorat von All Hallows lehnte er ab. Nach der Thron-besteigung der katholischen Königin Maria I. (der "Blutige") floh Knox ebenso wie andere Protestanten auf den Kontinent. In Frankfurt am Main übernahm er auf Wunsch des Genfer Reformators die Aufgabe eines Predigers für die englische Flüchtlingsgemeinde. Nach Strei-tigkeiten und auf Betreiben einer eher "hochkirchlichen" Gruppe wies der Rat der Stadt Knox aus, so dass er im April 1555 in Genf eintraf. Hier erlebte er mit, wie die Genfer Opposition gegen Calvin nach einer planlosen Revolte politischen Säuberungen zum Opfer fiel (Hinrich-tung der Hauptverantwortlichen, Ausweisungen, Flucht von Sympathisanten). Die danach in Genf durchgesetzte Ordnung von Kirche und Gesellschaft beschrieb Knox geradezu enthusi-astisch als „vollkommenste Schule Christi auf Erden seit den Tagen der Apostel.“ Als John Knox im Mai 1559 nach Schottland zurückkehrte, stand die Auseinandersetzung zwischen antifranzösischen Protestanten (Lords of the Congregation) und der katholischen Regenschaft unmittelbar bevor. Er wurde noch während des politischen Konflikts zum Pfarrer der St. Giles Cathedral  in Edinburgh gewählt und hatte diese Stelle mit Unterbrechungen bis zu sei-nem Tod inne. Unerwartet kehrte die verwitwete Königin Maria Stuart 1561 aus Frankreich nach Schottland zurück. Obwohl die Mehrheit der schottischen Bevölkerung zu diesem Zeit-punkt noch nicht protestantisch war, setzte sich Knox entschieden für die Unterdrückung des Katholizismus und den Aufbau einer protestantischen Infrastruktur ein. Er selbst wurde zum scharfen Gegner der Königin, deren instabile Herrschaft zum Bürgerkrieg und zu ihrer Ab-dankung und Flucht führten. Gegen sie, wie gegen Maria I. in England hatte er die Kampf-schrift "Trompetenstoß wider das monströse Regiment der Weiber" veröffentlicht.  Die schot-tsche presbyterianische Kirche (ab 1560 durch Parlamentsbeschluss errichtet, Confessio Sco-tia) erhielt durch Knox nach Genfer Vorbild ein ganz anderes Gepräge als die anglikanische Kirche in England. Wie bei reformierten Kirchen üblich, hat auch die presbyterianische Kir-che keine Messe, kein Zölibat und kein Latein. Sie ist als Kirche des Wortes, der Predigt und der Bibel geschaffen worden, in der jeder zu Wort kommt und jeder die Bibel lesen und inter-pretieren kann. Knox predigte bei der Krönung des unmündigen Thronfolgers Jakob VI. im Juli 1567. Seine Äußerungen aus den letzten Lebensjahren zeigen eine zunehmende Frustra-tion wegen der Dominanz der Politik über die Religion. (f)


Quellen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin

LuthersÜbersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

<ç> entsprechend den aktuellen Corona-Regeln

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. IV, Stuttgart 1968, S. 310

b vgl. Al Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. IV, Stuttgart 1968, S. 311

c vgl. Al Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. IV, Stuttgart 1968, S. 311

d s. Anhang

e vgl. sog. John Knox's Liturgy 1564 (gekürzt) in: E. Wolf / M. Alberts (Hg), Kirchenbuch, Ordnungen für ... reformierte Gemeinden deutscher Zunge, München 1941, S.98 ff

f vgl. Wikipedia Artikel zu John Knox