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8. September 2021


Henri Arnaud (1641 - 1721), waldensischer Pfarrer und Offizier, bereit zum Widerstand für den Glauben

Im Wort war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis. Joh 1,4.5a


Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen <ç>



Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Wir gedenken heute an Henri Arnaud, der am 10. September 1641 in Embrun (in der Dauphine, im Südosten Frankreichs) geboren wurde und am 8. September 1721 in wüttembergischen Schöneberg verstorben ist. Sein Andenken wird besonders in den fünf Stammgemeinden der sog. Waldenserdörfer in der Nähe von Maulbronn (Württemberg) gepflegt, wohin er nach 1698 seine aus ihrer Heimat vertriebenen waldensichen Glaubensgenossen geführt hat. Sie hatten sich geweigert, den Glauben ihrer Vorfahren in den Tälern des Pietmont aufzugeben und zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Arnaud war zweifelsohne ein kämpferischer Mensch, der von sich bekannte: „Ich bin Prediger und ich bin Krieger, ich habe einen doppelten Befehl. Und von diesen beiden Aufgaben ist meine Seele eingenommen. Es geht heute darum, die Sache Gottes wieder aufzubauen. Man braucht dazu die Kelle und das Schwert.“…Seine beiden Leitsprüche lauteten: „Nach beiden Seiten bereit“ und „Tapferkeit weicht nicht“.  Den neugegründeten Dörfern gab man in Erinnerung und Heimweg Namen aus der alten Heimat, war aber zugleich Neuem aufgeschlossen, wenn man die Kartoffel in Württemberg einführte, was Arnaud den Titel eines „Grombierenheinrich“ einbrachte. Er selbst schrieb um 1710 die Geschichte der Rückkehr der Waldenser in ihre Täler , die „glorieuse rentrée“ unter seiner Führung,, „er hatte für einen tollkühnen Wagehals gegolten, jedoch der Erfolg zeigt, dass Gott alle unsere Angelegenheiten in die  Hand genommen hat…“:  Arnaud starb hochbetagt in seiner neuen Heimat.(a)


[ Lied: Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ - EG 246,1-4 ]


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EG Wü 781.1 )

oder Taizegesang: Laudate omnes gentes (EG Wü 787.8)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Psalm 25 – Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: (Christus spricht:) Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Joh 8,12

Psalm 27 - Der HERR ist mein Licht und mein Heil (EG.E 43 / EG 714)


[ Tagesgebet

Herr Jesus, du hast für uns so viel erduldet und den Tod erlitten. Schenke uns die Gnade, im Kampf für deine Sache auch zu leiden und unser Leben einzusetzen. Uns ist verheißen, dass wer bis an das Ende ausharrt, wird gerettet werden. So rufen wir mit dem Apostel: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. (Dir sei Ehre durch unser Tun und Erleiden.)  (b) 


Epistel: 2. Korinther 4,1-6 - Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten


Antwortgesang

mit Responsorium: Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EG Wü 780.5)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Evangelium:
  Johannes 1,1-5.9-14 - Das Licht scheint in der Finsternis      


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang:  Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Betrachtung oder Vita (s. Anhang)


Lied: Nun danket Gott, erhebt und preiset - EG 290, 1-3.7


[ Magnificat 

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten 

Du, Gott, hast uns gerufen auf den Weg Jesu, uns manchmal so zögerlichen Menschen. lass uns dir treu sein, dass wir ein Anhalt werden zur Hoffnung in dieser umdunkelten Welt. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison.

In deiner Demut hast du dein Wort uns gewöhnlichen Menschen anvertraut. Dein Werk hast du in unsere Hände gegeben. Hol uns heraus aus allem, was uns gefangen hält oder an der Nachfolge hindern will.  Wir rufen dich an:

Kyrie eleison

Zerstreue unsere Bedenken. Überwinde unsere Bitterkeit. Führe uns über unsere Vorbehalte hinaus. Bring unser Gerede zum Schweigen. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison

Bewahre Trostlose und Suchende vor Härte und Missachtung. Lass die Kleinen und Stummen nicht endlos leiden unter dem Einfluss der Großen und Lauten. Hilf uns, sorgsam zu werden im Umgang mit der Macht. Wir rufen dich an:

Kyrie eleison

Gib uns deinen Geist, dass wir nicht ermüden. Lass uns deine Güte bezeugen, damit die Glücklichen wie die Bedrohten Zuversicht gewinnen. Vollende, was wir in Schwachheit beginnen. Wir rufen dich an: (c)

Kyrie eleison


Vaterunser

Segensbitte:
Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus (+) Jesus.  (Phil  4,7)  G: Amen. 


Anhang - Vita


Henri Arnaud stammte aus einer hugenottischen Familie, die wegen der Verfolgungen Frankreich verließ und sich im Val Pellice niederließ. Nach dem Schulbesuch in Torre Pellice und dem Theologiestudium an den Universitäten Basel, Genf und Leiden wurde er Pfarrer der Waldenserkirche und arbeitete ab 1682 in Inverso Pinasca im Val Chisone. Als Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen auf Druck des französischen Königs Ludwig XIV. im April 1686 den Waldensern den Befehl zur Auswanderung erteilte, leistete Arnaud mit seiner Gemeinde Pinache zunächst Widerstand. Als dieser niedergeschlagen wurde, hatte er seine Familie in Sicherheit gebracht und konnte über Genf nach Deutschland fliehen, wo er versuchte, die weiteren Flüchtlinge wieder zu sammeln. Inspiriert durch Pierre Jurieus Ankündigung des Untergangs des (katholischen) „Antichristen“ für 1689 und politisch unterstützt durch Wilhelm von Oranien führte er ab August 1689 eine Expedition von etwa 1000 expatriierten Waldensern vom Genfersee aus in die Waldensertäler zurück, die sie nach zwei Wochen Marsch erreichten und in einem monatelangen Guerillakampf halten konnten, wobei sich auch die zwangsweise katholisierten Einheimischen großenteils wieder dem Protestantismus zuwandten. Dieses Ereignis hat im waldensischen Geschichtsbewusstsein als „glorieuse rentrée“ bzw. „Glorioso Rimpatrio“ eine große Bedeutung, obwohl der Erfolg letztlich nur einem plötzlichen Bündniswechsel Savoyens zu verdanken war. Als 1698 etwa 3000 Waldenser erneut vertrieben wurden, führte Arnaud sie über die Schweiz nach Deutschland, wo er in Württemberg, Baden-Durlach und Hessen-Darmstadt ihre Ansiedlung in eigenen, lange Zeit noch sprachlich und konfessionell eigenständigen Siedlungen aushandeln konnte. Er selbst wirkte von 1699 bis zu seinem Tod als Pfarrer in den Waldensersiedlungen Dürrmenz (heute Ortsteil von Mühlacker) und Schönenberg (heute Ortsteil von Ötisheim). 1702 baute er sich im Filialort seiner Dürrmenzer Pfarrei, in Schönenberg (heute Ortsteil von Ötis-heim), ein Pfarrhaus (heutiges Waldenser-Museum) und ließ eine kleine Kirche errichten.  Als der Herzog von Savoyen 1701 die Waldenser gegen Frankreich zu Hilfe rief, kehrte Arnaud 1704 ins Piemont zurück und war dort 1705/06 Pfarrer. Gestorben ist Arnaud am 8. September 1721 in Schönenberg; beigesetzt wurde er an der Stelle der heutigen Henri-Arnaud-Kirche (erbaut 1883), wo ein Grabstein davon zeugt. (d)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers

Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

<ç> Der Entwurf wird in vollem Umfang vorgeschlagen, doch soll und kann er entsprechend den aktuellen Corona-Regeln gestrafft werden.

[ ] Durch Klammern gekennzeichnete Stücke können entfallen

a vgl. Henri Arnaud  in: A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. IV, Stuttgart 1968, S.196 f

b nach A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. IV, Stuttgart 1968, S.197

c vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst, Göttingen 1988, S. 55

d vgl. wikipedia zu Henri Arnaud