Text als RTF-Dokument herunterladen

2. August 2019


Christoph Friedrich Blumhardt (Sohn) (1842 - 1919), Pfarrer und religiöser Sozialist

Steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen, bereit für das Evangelium des Friedens. Eph 6,14



Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen



Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute an Christoph Friedrich Blumhardt, der am1. Juni 1842 in Möttlingen bei Calw geboren wurde und (vor 100 Jahren) am 2. August 1919 in Jebenhausen bei Göppingen verstorben ist. Er war ein württembergischer evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter, später wirkte er auch als Landtagsabgeordneter für die SPD. Er gilt als der Begründer der religiös-sozialen Bewegung in der Schweiz und in Deutschland. Sein Vater Johann Christoph Blumhardt, ebenfalls Pfarrer, vertrat einen starken Pietismus, der mit der Kraft des Heiligen Geistes im Alltag rechnete. Christoph Blumhardt kam nach seinem Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen und anschließendem Vikariat 1869 als Gehilfe und Sekretär seines Vaters nach Bad Boll. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1880 dort die Leitung. Er gewann als Seelsorger und wortgewaltiger Bußprediger einen Ruf weit über seine Heimat hinaus. 1899 bekannte er sich auf einer Arbeiterversammlung in Göppingen als Jünger Jesu zum »Sozialismus«. Im Dezember 1900 wurde er für den Wahlkreis Göppingen in den württembergischen Landtag gewählt, in dem er sechs Jahre lang wirkte. Blumhardts radikale Reich Gottes-Erwartung – „einst und bald“ – und seine Entscheidung für den Sozialismus wurden im Bürgertum und der Kirche seiner Zeit abgelehnt. Doch gerade dieser Außenseiter der Vorkriegszeit beeinflusste diejenigen Theologen, die nach 1918 die öffentliche theologische Debatte prägten: allen voran Karl Barth, aber auch Hermann Kutter, Leonhard Ragaz und Eduard Thurneysen. (a)


[ Lied: Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht (EG 375 in Auswahl)]


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Psalmgebet (gesprochen)

Votum: Der HERR schafft Recht seinem Volk und wird seinen Knechten gnädig sein. Ps 135,14

Psalm 146 Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele (EG.E 112 / EG Wü 757) 


[ Tagesgebet

Herr, unser Gott, wir danken dir, dass wir deine Kräfte erfahren dürfen, dass wir nicht bloß mit irdischen Dingen zu tun haben und dass dein Geist uns immer wieder aufhilft. Behüte uns darin; lass viele Herzen es empfangen, welch eine Gnade uns geworden ist, hier unter dieser Vergänglichkeit und inmitten vieler Torheit mit unserem Geist im Himmel zu wandeln und voll Zuversicht sagen zu können: Es geht vorüber alles, was uns plagt und Mühe macht. Wir gehen fröhlich und getrost deinem immer stärker werdenden Reich entgegen. (b)


Epistel: Offenbarung 21,1-7 – Siehe ich mach alles neu


Antwortgesang

mit Responsorium: Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Evangelium: Lukas 18,1-8 - ... dass man allezeit beten und nicht nachlassen soll


Antwortgesang

mit Responsorium: Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EG Wü 780.5)

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Betrachtung  oder Vita (s. Amhang)


Lied: Des Menschen Sohn wird kommen (EG Wü 558 in Auswahl)


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten  

Herr, unser Gott, mit Jauchzen schauen wir auf dein Reich und auf das Walten in deinem Reich, in dem du Jesus Christus zum Herrn machst, damit er nicht nur im Himmel, sondern auf Erden den Sieg habe in allen Menschen. Denn sie sollen gut werden, auch zueinander, damit sie Frieden finden und alles nach deinem Willen geht. Denn es muss doch so kommen, dass wie im Himmel so auch auf Erden, ganz durch und durch dein Wille geschieht. (Darum rufen wir dich an:

(R: Herr, erbarme dich.!)

Sei mit uns mit deinem Geist, damit wir als deine Kinder feststehen bis zum Augenblick, da wir jauchzen dürfen. 

(R: Herr, erbarme dich.!)

Heraus aus aller Trübsal, heraus aus allem Bösen, und allem Tod; heraus zu dir, unserm Vater im Himmel! 

(R: Herr, erbarme dich.!)

Gelobt sei dein Name heute, während wir noch seufzen! Gepriesen sei dein Reich, gepriesen sei Jesus Christus, unser Heiland, den du uns gegeben hast!)

(R: Herr, erbarme dich.!) (c)


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten (EGWü 574)  


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus (+) Jesus.  (Phil  4,7)  G: Amen. 


Vita


Christoph Friedrich Blumhardt
, geboren am1. Juni 1842 in Möttlingen bei Calw; , verstorben am 2. August 1919 in Jebenhausen bei Göppingen, war ein württembergischer evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter, später auch Landtagsabgeordneter für die SPD. Er gilt als der Begründer der religiös-sozialen Bewegung in der Schweiz und in Deutschland Sein Vater Johann Christoph Blumhardt war ebenfalls Pfarrer und vertrat einen starken Pietismus, der mit der Kraft des Heiligen Geistes im Alltag rechnete und durch eine wunderbare Heilung einer als unheilbar geltenden Frau (Gottliebin Dittus) überregional bekannt geworden war. 1852 erwarb dieser das Kurhaus in Bad Boll. Auf dem dortigen Friedhof sind er und später sein Sohn begraben worden. Christoph Blumhardt lebte fast 40 Jahre im Schatten seines Vaters. Nach seinem Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen und anschließendem Vikariat 1869 war er als Gehilfe und Sekretär seines Vaters in Bad Boll (Kurhaus) tätig. Während seines Studiums wurde er 1862 Mitglied der Verbindung Normannia Tübingen. 1870 heiratete er Emilie Bräuninger, die Tochter eines Landwirts. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1880 die Leitung von Bad Boll. Er gewann als Seelsorger und wortgewaltiger Bußprediger einen Ruf weit über seine Heimat hinaus. Einer seiner Gäste war 1892 zeitweise auch der junge Hermann Hesse, der aus dem evangelisch-theologischen Seminar in Maulbronn ausgerissen war und auf Wunsch seiner Eltern in Bad Boll unterkam. Erst im Oktober 1896 erlebte Blumhardt eine Art „Erweckung“, die ihn gewiss machte, dass er die Botschaft von der grenzenlosen Liebe Gottes zur Welt verkündigen müsse. So hieß es in seiner Weihnachtspredigt 1896: „Die Liebe Gottes zerschmelzt alles Schlechte, alles Gemeine, alles Verzweifelte; die Liebe Gottes zwingt auch den Tod. Aber es muss eine Gottesliebe sein; eine Liebe, die auch die Feinde liebt; eine Liebe, die unentwegt durch alles hindurchschreitet wie ein Held und sich nicht beleidigen, nicht verachten, nicht wegwerfen lässt; eine Liebe, die mit dem Helm der Hoffnung auf dem Haupt durch die Weit schreitet. Wir haben es bis jetzt nicht genug gewagt, zu sagen: Jesus ist geboren, und darum sind alle Kreaturen geliebt. … Jesus will als die grenzenlose Liebe Gottes verstanden werden. In dieser Liebe will er die Flamme sein, an der wir uns rein brennen. Es ist nur die Liebe, nur das Erbarmen Gottes, das uns in sein Gericht nimmt, damit wir frei werden von allem, was uns jetzt zu Sklaven und unglücklichen Menschen macht, die heute leben und morgen im Dunkel des Todes verschwinden.“ Aus diesem Impuls heraus nahm Blumhardt junior nun immer stärker Anteil an den akuten Alltagsproblemen der Arbeiter und der „sozialen Frage“. 1899 bekannte er sich auf einer Arbeiterversammlung in Göppingen als Jünger Jesu zum »Sozialismus«. Nachdem eine Zeitung fälschlicherweise berichtete, er sei der SPD beigetreten, wurde er in Kirchenkreisen heftig angefeindet. Daraufhin trat er tatsächlich der SPD bei und gab auf Druck der Kirchenbehörde sein Pfarramt auf. Im Dezember 1900 wurde er für den Wahlkreis Göppingen in den württembergischen Landtag gewählt, in dem er sechs Jahre lang wirkte. Wegen dieser Wendung verlor Blumhardt viele seiner bisherigen Freunde und seinen Wirkungskreis als Bußprediger. Dennoch blieb er neben seiner politischen Arbeit Prediger und Seelsorger für die Gäste des Tagungshauses Bad Boll. Gesundheitlich angeschlagen reiste er 1905 und 1910 nach Ägypten, 1906 nach Palästina. 1907 zog er mit Anna von Sprewitz, der ihm „von Gott gesandten“ Lebensgefährtin seiner letzten Jahre (so Elisabeth Schönhut, Urenkelin von Emilie Blumhardt), nach Wieseneck in Jebenhausen und begrenzte seine seelsorgerische Tätigkeit, nahm aber weiter regen Anteil am Zeitgeschehen. Zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs nahm er so Stellung: „In den Anfängen, da es doch auf der ganzen Welt anders werden soll. Die Finsternis wird zerbrechen an unserm Herrn Jesus Christus, dem Siegeshelden.“ An dieser eschatologischen Hoffnung hielt Blumhardt bis zu seinem Tod fest. Im Oktober 1917 erlitt er einen Schlaganfall, blieb aber Beter für die Gemeinde Jesu und die Rettung der Welt: „Einst kommt der Tag, und bald kommt der Tag unseres Herrn Jesus Christus. Da wirst du dein Leben verstehen, da wirst du jauchzen über allem Schweren, das du gehabt hast, da wirst du danken für dich und andere, für deine Gegenwart und für deine Vergangenheit.“ – „Es wird regiert!“ werden als letzte Worte Blumhardts überliefert. Die Erben von Christoph Blumhardt schenken 1920 das Kurhaus, mit dem Kirchsaal, in Bad Boll der Herrnhuter Brüdergemeine. Blumhardts radikale Reich Gottes-Erwartung – „einst und bald“ – und seine Entscheidung für den Sozialismus wurden im Bürgertum und der Kirche seiner Zeit abgelehnt. Doch gerade dieser Außenseiter der Vorkriegszeit beeinflusste diejenigen Theologen, die nach 1918 die öffentliche theologische Debatte prägten: allen voran Karl Barth, aber auch Hermann Kutter, Leonhard Ragaz und Eduard Thurneysen. Heute erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenkalender an Blumhardt. Verschiedene Straßenbenennungen sind nach Christoph Blumhardt beziehungsweise Vater und Sohn Blumhardt benannt. (d)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers

Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Blumhardt

b vgl. A.Ringwald (Hg), Bete mit, Stuttgart 1960, S. 179

c vgl. A. Ringwald, Menschen vor Gott (Bd. IV), Stuttgart 1968, S. 77

d vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Blumhardt