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14. November 2016


Gottfried Wilhelm (von) Leibnitz - Das gläubige Universalgenie (grün)

Im Wort war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (Joh 1,3b)



Abendgottesdienst 

mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen



Begrüßung 
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.
Wir gedenken heute an Gottfried Wilhelm (von) Leibnitz, der vor 300 Jahren, am 14. November 1716 in Hannover verstorben ist und dort Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis beigesetzt wurde. In Leipzig wurde er am 1. Juli 1646  in einer Professorenfamilie geboren. Seit seinem dreißigsten Lebensjahr stand er offiziell im Dienst der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, zugleich hatte und hat  er große Bedeutung in der europäischen Geistesgeschichte als Mathematiker, Jurist, Physiker, Philosoph, Sprachforscher, Theologe, Diplomat und Organisator von Akademien. Als einer der wichtigsten Vordenker der Aufklärung, so dass er als „Vater der deutschen Aufklärung“ gilt, war doch von einem persönlichen Christusglauben erfüllt. So hat er geschrieben: „Was wir von Gottes Weltregierung sehen können, ist zwar kein genügend großes Stück, um die Schönheit und Ordnung des Ganzen daraus erkennen zu können. So bringt es die Natur der Dinge mit sich, dass jene Ordnung des Gottesstaates, die wir hienieden noch nicht schauen, ein Gegenstand unseres Glauben, unserer Hoffnung und unseres Vertrauens auf Gott sein muss. Wenn es Leute gibt, die anders darüber urteilen, um so schlimmer für sie. Sie tun Unrecht, wenn sie keinen Gebrauch von den Proben der unendlichen Weisheit und Güte machen, die Gott ihnen gegeben hat, um zu erkennen, dass er nicht nur zu bewundern, sondern auch über alle Dinge zu lieben ist.“  

„Ein immer währendes Ringen um letzte Wahrheit, ein ehrliches Grübeln über die Heilige Schrift, in der er zu Hause war wie nur je einer, der sie ständig durchforscht, und in all dem ein unüberwindlicher Optimismus, der überzeugt ist, dass Gott diese Welt als „die beste (optimum) aller möglichen Welten“ geschaffen hat, voll absoluter Harmonie: das kennzeichnet den Menschen Leibnitz in seinen letzten Tiefen.“  (a) (so der Pfarrer Adolf Geprägs)


Lied: Lobe den Herren, den mächtige König der Ehren (EG 317 in Auswahl)

oder ein anderes Lied


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang:  Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Psalmodie (gesungen)

Antiphon: Bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Psalm 36 – Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist  (EG Wü 780.3)


oder

Psalmgebet (gesprochen)

Votum: HERR,  wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet und die Erde ist voll deiner Güter. (Ps 104,24)

Psalm 19 – Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (EG 763)


[ Tagesgebet

Jesus, du unsere Freude und unser Leben, du bist aus dieser Welt geschieden, dass wir nicht von dir scheiden, sondern durch die Tür des Todes dir zum Leben folgen. Wem die Kraft deines Leidens nicht das kalte Herz entzünden kann, der muss wie ein Stein ohne Liebe und Leben bleiben. Darum lass die matten Seelen die belebende Zuwendung deiner Liebe spüren, der du lebst und Leben gibst in Ewigkeit. (b) ]


Schriftlesung:  1. Korinther 13,8-13 – Wir sehen jetzt durch einen Spiegel 


Antwortgesang

mit Responsorium:  Mit Freude erfüllt mich dein Walten (EG Wü 781.4)

oder Taizegesang: Meine Hoffnung und meine Freude (EG Wü 576)


Evangelium: Johannes 14,1-7 – Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn (EG Wü 581.4)


Betrachtung  oder  Vita (c)


Lied: Nun lob mein Seel den Herren (EG 269,1.4.5)

oder ein anderes Lied


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten 
Dreieiniger Gott, du bist die Quelle der Liebe. Du machst das Leben hell. Du schenkst Freude und Glück. Mit den Glücklichen danken wir dir. Für die Unglücklichen bitten wir. Zögere nicht länger und sei bei ihnen, bevor sie ihre Hoffnung aufgeben. Sieh auf die Menschen in Not in unserer Nachbarschaft und in der Ferne.  Sieh auf die Trauernden in unserer Gemeinde und in der ganzen Welt. Dreieiniger Gott, Quelle der Liebe, wir rufen:
R: erhöre uns.
Dreieiniger Gott, aus deiner Fülle haben wir genommen Gnade über Gnade. Du bist Heimat inmitten von Unruhe und Wandel. Du schenkst Vertrauen und Gelassenheit. Mit den Erfolgreichen danken wir dir. Für die Bedrängten bitten wir. Zögere nicht und hilf ihnen, bevor sie untergehen. Steure die Entscheidungen der Großen. Erweiche die Herzen der Mächtigen. Rette die Bedrohten. Schaffe Frieden. Dreieiniger Gott, Quelle der Gnade, wir rufen:
R: erhöre uns.
Dreieiniger Gott, du verbindest und versöhnst. Du verwandelst die Menschen. Du berufst die Kirche und begleitest sie durch die Zeit. Mit allen Gläubigen auf der ganzen Welt danken wir dir für dein Wort und dein Sakrament. Führe sie zu Einigkeit und Frieden. Für die um des Glaubens und ihres Eintretens für die Wahrheit Verfolgten bitten wir dich. Rette sie und alle, deren Leben und Freiheit in in Gefahr sind. Ermutige sie durch deine Nähe. Dreieiniger Gott, Quelle des Glaubens, wir rufen:
R: erhöre uns.
Dreieiniger Gott, aus deiner Liebe kommen wir, durch deine Gnade hoffen wir, in deiner Gemeinschaft leben wir. Segne uns und alle, die zu uns gehören heute und alle Tage. (d)


Vaterunser

Schlussgesang

Friedensbitte: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten (EGWü 574)  


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus (+) Jesus.  (Phil  4,7)  G: Amen. 


Vita

Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Rechtsgelehrter, Politiker, Theologe, Geschichts- und Sprachforscher. Mit fast allen Gelehrten Europas stand er in regem Briefkontakt. 1676 wurde er Bibliothekar des Herzogs von Hannover, später Hofgeschichtsschreiber. Er regte die Gründung von Akademien der Wissenschaften an, 1700 wurde eine solche in Berlin, 1711 in Petersburg gegründet. Leibniz wurde eines der ersten ausländischen Mitglieder der französischen Akademie der Wissenschaften und 1709 zum Freiherrn ernannt. 1673 stellte Leibniz eine von ihm entworfene mechanische Rechenmaschine vor, die die Multiplikation durch fortgesetzte Addition und die Division durch fortgesetzte Subtraktion ermöglichte; eine verschiebbare Walze sorgte dabei für die stellengenaue Addition bzw. Subtraktion der einzelnen Teilprodukte.

Als Philosoph begründete Leibniz ein rationalistisch-idealistisches Weltbild, das die mechanistische Erklärung der Natur durch Descartes mit dem christlichen Glauben zu versöhnen suchte. Statt der toten Atome sieht er als Basis allen Seins Monaden, deren Lebensgrund die unendliche Zentralmonade der Welt, Gott, bildet. Gott sorgt demnach für eine von vornherein angelegte Harmonie zur Steuerung der Vorgänge in Natur und Geschichte. Harmonie ist ein prägender Begriff von Leibniz’ Philosophie. Er beschreibt Harmonie als Summe von unendlich vielen, unendlich kleinen Krafteinheiten, sogenannten Monaden, den Urbestandteilen der Weltsubstanz, die durch Gott vereint wurden und so die Welt zusammenhalten. Leibniz geht davon aus, dass Gott alles aus dem Nichts geschaffen hat (creatio ex nihilo) und alles, was Gott geschaffen hat, gut ist. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass überall eine wunderbare Ordnung zu finden ist. Als Beispiel nennt er die Zahlen, da dort keine Veränderungen vorgenommen wurden. Als Sinnbild des christlichen Glaubens wollte Leibniz dies sogar zur Heidenbekehrung einsetzen. Andererseits meint Leibniz auch: „Alles weltliche Übel entsteht aus dem endlichen Wesen der Natur“. Allerdings sei die Unvollkommenheit ein notwendiges Teilübel. Letztlich sei die aktuale Welt die „bestmögliche aller Welten“. Die Idee der „besten aller möglichen Welten“ soll nicht in naiver Weise tatsächliches und großes Übel in der Welt leugnen oder schönreden. Vielmehr weist Leibniz auf einen notwendigen Zusammenhang zwischen Gutem und Üblem hin: Es gebe nämlich Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist. Die wirkliche Welt ist die beste u. a. in dem Sinne, dass das Gute in ihr auch von Gott nicht mit einem geringeren Maß an Übel verwirklicht werden kann. Außerdem ist die „beste aller möglichen Welten“ dynamisch gedacht: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten.

Leibniz’ populäre Darstellung vieler seiner Grundgedanken unter dem Titel „Theodizee“ behandelt u. a. diese Ausräumung von vermeintlich an Gott zu richtenden Einwendungen wegen der Unvollkommenheit der Welt und der erfahrenen Leiden. Aus der Erkenntnis, dass die Welt um uns die vollkommenste aller denkbaren ist, folgt die Rechtfertigung Gottes - Leibniz prägte für diese Frage, warum Gott nicht alle Übel in der Welt beseitige, den Begriff Theodizee. Gott herrscht als Gütiger und Mächtiger trotz des Schlimmen in der Welt. Leibniz' Welt- und Gottesbild war geprägt von einer lebens- und weltbejahenden Zuversicht. Zeit seines Lebens bemühte sich Leibnitz  um den Frieden. Er versuchte 1670 im Auftrag des Kaisers und mit Billigung des Papstes zu einer Reunion von Katholiken und Protestanten beizutragen. Zwischen 1679 und 1702 führte er Verhandlungen mit den römisch-katholischen Bischöfen Spinola und Bossuet. Dabei machte er den Vorschlag, die postiven Sätze des Tridentiner Konzils gelten zu lassen, seine Verdammungsurteile aber auszusetzen und die strittigen Fragen einem echten ökumenischen Konzil zur Entscheidung zu überlassen. Diese Verhandlungen scheiterten. Ebenso bemühte er sich bis 1706 bemühte er sich ergebnislos um einen Zusammenschluss wenigstens der evangelischen Konfessionen, der Lutheraner, Reformierten und Anglikaner . Leibnitzens Bemühungen lag seine Ansicht zu Grunde, dass die Glaubensgemeinschaft eine unerlässliche Voraussetzung für die Bewahrung der abendländischen Kultur sei. Alle seine Anstrengungen konnten den Eigensinn der tief voneinander getrennten Länder aber nicht überwinden. Daran scheiterte Leibniz’ Streben nach Synthese und Harmonie. (e)


Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a vgl. A. Ringwald, Menschen vor Gott, Bd. II., Stuttgart 1958, S. 9

b R.B. nach einem Karfreitagsgebet von Leibnitz 

vgl. A. Ringwald, Bete mit, Stuttgart 1960, S. 152

c siehe Anhang

d vgl. VELKD - Wochengebet zu Trinitatis 2014 

e vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon –  Gottfried Wilhelm Leibnitz - ergänzt