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2. November 2002  (I)

oder 31. Oktober 2002


Gedenken der Reformation (rot) - Gnade und Glaube     


Predigttext: Philipper 2, 12-18  (VI)             

Schriftlesung: Matthäus 5,1-10 (I)


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Das Gedenken der Reformation, das wir heute begehen,  ist immer auch Anlaß zum Dank. Wir danken Gott für das Bekenntnis unserer Vorfahren und ihr mutiges Beispiel in der Nachfolge Jesu Christi. Wir wissen, daß wir nicht  die gleichen Wege zu gehen haben wie sie, um den Erfordernissen der Gegenwart gerecht zu werden. Auch können wir nicht einfach ihre Gedanken wiederholen, um uns den heutigen Fragen zu stellen. Gott helfe uns durch sein lebendiges Wort, daß wir versuchen, worum sich auch die Reformatoren bemühten. Weil sie spürten, daß sich die Kirche immer wieder erneuern muß, sollte das Evangelium Quelle und Richtmaß ihres Leben sein. Gott gebe uns einen wachen Sinn und leite uns durch seinen Geist, daß wir an unserem Ort und in dieser Zeit im Sinne Jesu Christi denken, reden und handeln. Er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben.(a)


Votum und Psalm

Herr, laß mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, daß ich antworten kann dem, der mich schmäht, denn ich verlasse mich auf dein Wort. Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht.Ps 119,41.42.46

Psalm 46  (EG 725) -  Gott ist unsere Zuversicht und Stärke


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, ohne dessen Gnade niemand leben kann: - Stille -

Wir danken dir, barmherziger Gott, daß du uns Väter und Mütter im Glauben geschenkt hast, die in aller Unvollkommenheit ihres Lebens sich deiner Gnade gerühmt und die Kirche zu dir zurückgerufen haben. Sei mit der Kraft deiner Erneuerung auch gegenwärtig am Werk, daß dein gnädiger Name bekannt, deine frohe Botschaft bezeugt und dein guter Wille gelebt wird im Vertrauen auf Christus, deinen Sohn, unsern Retter und Herrn. (b)

oder

Gott, weil du kommst um zu befreien, erschütterst du die allzu Sicheren und die Gebeugten richtest du auf. Wir bitten dich um ungetrübtes Vertrauen zu dir, daß uns zur rechten Zeit die Kraft zuwächst, die wir brauchen, um deinem Wort zu folgen, um Neues zu beginnen oder Bisheriges loszulassen, daß wir als Kinder deiner Gnade leben durch Christus, unsern Bruder und Herrn. (c)


Bekenntnis

Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben (wie geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“)Röm 1,16f

Bekennen wir unser Vertrauen auf Gott und seine Gnade:

Nicänisches Glaubensbekenntnis (EG 687) -  Wir glauben an den einen Gott

oder als Lied: Wir glauben all an einen Gott (EG 183,1-3) 


Fürbitten

Gott, du machst unserem Glauben das Geschenk deiner Gerechtigkeit. Wir bitten dich für alle Menschen, denen ihre Anerkennung vorenthalten wird, die daran zweifeln, daß sie etwas wert sind. Laß sie in deiner Liebe zur Erfahrung der eigenen Würde finden, daß sie künftig mit neuem Lebensmut die Aufgaben ihres Lebens bewältigen können. Auf dich hoffen wir und rufen dich an: 

R: Kyrie eleison.

Gott, du gewährst uns in deiner Gnade, wozu all unsere menschliche Kraft nicht ausreicht. Du machst uns frei von Überforderung und Leistungszwang. Wir bitten für alle, die vom Gefühl gelähmt werden, es sei doch alles vergeblich. Wir bitten auch für jene, die vom Wahn der Machbarkeit gefangen sind und in deren Plänen für dein Wirken kein Platz mehr ist. Auf dich hoffen wir und rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Gott, in deinem Wort finden wir Halt und Maßstab für unser Leben, für unser Handeln und Erleiden. Wir bitten für alle Menschen, die sich überwältig fühlen vom vielen Gerede, die in der Fülle von Belanglosem auf das eine Wort warten, das Orientierung bietet. Auf dich hoffen wir und rufen dich an: 

R: Kyrie eleison.

Gott, in deinem Sohn Jesus Christus bist du uns nahe in Freude und in Leid. In seinem Leben, seiner Verkündigung und seiner Hingabe hast du uns dein Heil eröffnet. Wir bitten für uns und für alle, die durch die dunklen Erfahrungen ihres Lebens entmutig und in ihrem Glauben angefochten sind. Gib Gewißheit, daß deine Treue größer ist als unsere Angst und Bedrängnis. Auf dich hoffen wir und rufen dich an: (d)

R: Kyrie eleison.


Sendungswort

So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Röm 3, 28

*

* Eingeständnis und Zusage

Gott sollen wir über alle Dinge fürchten, lieben und ihm vertrauen. Doch wie wenig entspricht dem unser Leben als Einzelne wie als Gemeinde und Kirche. Was nimmt uns nicht alles gefangen und gewinnt Macht über uns! Wie schnell geraten wir in Angst und versagen! Oder dann wieder leben wir so selbstsicher dahin und meinen, ohne Gott bestehen zu können. Das bekennen wir als unser Versagen und unsere Schuld und bitten Gott um seine erneuernde Gnade:(e)

=

Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen. Eph 2, 8-10


* Kyrie-Litanei

Gottes Geist komme - als kräftiger Sturmwind und leiser, zärtlicher Atem - und belebe uns neu. Gottes Geist fege hinein in unserer Leben und unsere Kirche - und reinige uns von dem, was falsch und verlogen ist. Gottes Geist kehre in uns ein, damit wir einsehen, wo wir umkehren und neu beginnen müssen. Wir rufen:

Kyrie

Gottes Geist erleuchte uns, damit wir klar sehen, wo unser Licht und unser Dunkel ist. Gottes Geist entzünde uns, damit das Feuer der Liebe in uns brennen kann. Gottes Geist sei bei uns am Werk, damit der Funke überspringt, auf den es ankommt. Wir rufen:

Kyrie

Gottes Geist berate uns gut, damit wir erkennen, was zu tun und zu lassen ist. Gottes Geist treibe uns an, damit wir neuen Antrieb in uns haben. Gottes Geist beflügle uns, damit wir es wagen zu träumen und uns trauen zu kämpfen. Wir rufen: (f)

Kyrie


* Bereitung

(Mit Martin Luther bekennen wir:) Obwohl wir nicht würdig sind, daß Christus zu uns kommt, sind wir doch seiner Hilfe und Gnade bedürftig. Wir kommen in keiner anderen Zuversicht an seinen Tisch als auf sein Wort, das uns einlädt. Er hat uns zugesagt, daß wir Vergebung der Sünden haben sollen durch ihn, der seinen Leib und sein Blut für uns dahingegeben hat. So vertrauen wir, daß seine göttliche Zusage wahrhaftig ist. Daran zweifeln wir nicht und darauf wollen wir essen und trinken in diesem Sakrament. Uns geschehe nach seinem Wort.(g)


* Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht, /

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen.

Wir preisen dich um deines Sohnes Jesus Christus willen /

denn in ihm eröffnest du uns deine Gnade/

+ und gibst uns Grund, deiner frohen Botschaft zu vertrauen.

So hast du der Kirche immer neu Zeuginnen und Zeugen deiner Wahrheit erweckt /

damit das helle Licht des Evangeliums nicht erlösche /

+ sondern alle Menschen zum Heil erleuchte.

Darum loben wir dich mit deiner ganzen Schöpfung /

Darum stehen wir in der Schar derer, die dich bezeugen seit Anbeginn der Welt. /

Darum stimmen wir ein in das Lob deiner herrlichen Gnade /

+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende:(h)

Heilig, heilig, heilig ...


* Abendmahlsgebet / -betrachtung

Wir preisen dich, Gott, und singen dir unser Lob. Du hast nicht der Sünde und dem Tod überlassen, was du in Güte geschaffen hast. Durch Christus, dein Wort, ruft du uns alle zum Leben. Er ist gekommen, hat unser Leben auf Erden geteilt, unsere Schuld auf sich genommen und Frieden gemacht zwischen dir und den Menschen.

Einsetzungsworte

Darum danken wir dir, Gott, für das Leben und das Leiden deines Sohnes, für sein Opfer am Kreuz. Wir preisen seine Auferstehung, den Sieg über Unheil und Tod. Schenke uns den Heiligen Geist und erneure durch ihn unser Leben. Durch ihn segne diese Gaben, daß wir empfangen das Brot des Lebens und den Kelch des Heils. Verbinde alle, die teilhaben an Christi Leib und Blut, in der Einheit des Glaubens, in der Gemeinschaft der Liebe, in der Hoffnung auf dein Reich durch ihn, Christus, unsern Bruder und Herrn. (i)


* Dankgebet

Wir danken dir, Gott, daß deine Gnade uns befreit von dem ängstlichen Bemühen, uns rechtfertigen zu müssen vor dir. Im Mahl deines Sohnes gibst du uns das Zeichen, daß wir dir recht sind allein um Jesu Christi willen. Laß uns darum getrost leben im Vertrauen auf ihn, Christus, unsern Bruder und Herrn. (k)


Quellen und Vorlagen

a - vgl. H. Vincon, Du verstehst meine Gedanken von ferne, Stuttgart 1994, S. 130

b - neu (Klaus Hägele, Berlin) 

d - Gottesdienstpraxis, Serie B, Erntedankfest, Reformationsfest, Gütersloh 1998, S. 163

e -  neu (R.B.)

f -  vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 136

g - vgl. Reihe Gottesdienst,  8/9 (Gebete), Hamburg 1979, S. 199 (Martin Luther)

i - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), München, 1995, S. 190 f.

k - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 437 (J. Morley)