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27. Oktober 2002 


22. Sonntag nach Trinitatis (grün) - In Gottes Schuld    


Predigttext: 1. Johannes 2, (7-11)12-17  (VI)             

Schriftlesung: Matthäus 18, 15-20 (III)


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  Amen.

In Christus hat uns Gott den Weg des Lebens gezeigt, doch wir waren zögerlich und haben nur schwer von ihm gelernt. Er hat uns gerufen, aber wir haben nicht auf ihn gehört. Er ist mit seiner Herrlichkeit erschienen, und wir sind blind dafür gewesen. Er hat seine Hand nach uns ausgestreckt, doch wir sind davor zurückgewichen. Wir haben viel von ihm empfangen und wenig dafür gedankt. - So hoffen wir, daß sich Gott in seiner Gnade uns über Schuld und Versagen hinausführt (und seine Vergebung schenkt). (a)


Votum und Psalm

Hilf du uns, Gott, unser Helfer, um deines Namens Ehre willen. Errette uns und vergib uns unsere Sünden, um deines Namens willen! Laß vor dich kommen das Seufzen der Gefangenen; durch deinen starken Arm erhalte die Kinder des Todes.Ps 79,9.11

Psalm143  -  Herr, erhöre mein Gebet (EG 755): 


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott,und beugen uns vor seiner Heiligkeit: - Stille - 

Gott, du ewige Güte. Erlöse uns von allem. was uns gefangennimmt, und allem Hochmut. Mache uns zu Menschen deiner Liebe, daß wir - angerührt von deiner befreienden Nähe - uns deiner Gnade freuen, dir gern dienen und dich loben in unserem Tun durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Bruder und Herrn. (b)

oder

Gott. Du weißt, wie sehr wir der Änderung und Umkehr bedürfen. Aber du trittst nicht mit Gewalt an uns heran, sondern kommst in deinem Wort: offen ist es und gut, heilen will es und uns herausführen aus allem selbstbezogenem Wünschen und Tun. Wir bitten dich für jetzt und alle Zeit: Laß uns dir, Gott, nicht ausweichen. Schenke uns vielmehr Zutrauen zu deinem Wort, zu Jesus, der deine frohe Botschaft selber ist, dein Sohn, unser Bruder und Herr bis in Ewigkeit. (c)

oder

Gott des Erbarmens. Aus eigener Kraft gelingt uns das Leben nicht. Wir sind verstrickt in Unrecht und müssen Bosheit ertragen. (Und immer wieder wird es zur Quelle von neuen Unrecht und Verderben.) Ohne Vergebung bleiben wir gefangen und gehen dem Bösen in die Falle. Komm uns zu Hilfe und befreie uns. Schon längst ist deine Liebe da in unserem Leben, in deinem Sohn. Öffne uns die Augen, ihn zu erkennen und laß uns seine Kraft erfahren, daß wir daraus leben: Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (d)   


Bekenntnis / Lobpreis

Mit Freuden sagt Dank dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Kol 1,12  Laßt uns Zeugnis geben von der Hoffnung, die uns durch Christus zuteil wird:

Hymnus aus dem Kolosserbrief  -  Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (EG 765)


Fürbitten

Du Gott aller Zuversicht um Jesu willen. Stärke in uns das Vertrauen zu dir und laß uns erfahren, daß du niemanden von deiner Versöhnung ausnimmst. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten dich: Laß uns dir dankbar sein mit denen, die du begnadet hast. Laß uns aufmerksam werden für die, die sich nach Annahme und Vergebung sehnen. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison..

Habe ein Auge auf uns, daß uns nichts trenne von denen, die uns nahe stehen; daß uns Achtung verbinde mit denen, die uns fremd erscheinen; daß niemand verloren gehe auf den Wegen über diese Erde. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Geleite uns alle durch dieses Leben. Sei und bleibe uns nahe. Mach uns sorgsam und barmherzig angesichts menschlicher Not und Last. Schenke uns Kraft in dir. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Und den Fragenden, den Schuldiggewordenen, den Erkrankten, den Sterbenden und allen, die du zu dir gerufen hast, begegne mit deinem Frieden, der selig macht in Ewigkeit. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Gott, du gehst uns Menschen nach bis in die letzten Winkel des Lebens und rufst uns in deine Freiheit. Hilf uns, Christus zu folgen, in dem du deine Güte für der Welt gezeigt hast, daß das Gesetz seines Herzens auch Maßstab für unser Handeln wird, heute und alle Tage bis in deine Ewigkeit. (e)


Sendungswort

+ (Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst - Herr, wer wird bestehen? Denn) bei dir ist die Vergebung, daß man dich fürchte. Ps 130,3.4

*


* Eingeständnis und Zusage

Die dunklen Seiten unseres Menschsein machen uns Angst. Schatten, die unverhofft einfallen, halten uns gefangen. Wir wollen kein Leid und kein Unrecht ertragen müssen. Wir wehren uns gegen die Erkenntnis, Anfechtungen zu erliegen und selbst in Schuld verstrickt zu sein. - Daß wir ehrlich werden mit uns selbst und so offen für Gottes Barmherzigkeit, das erbitten wir von seiner Gnade: (f)

=

Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen die Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.2.Kor 5,19


* Kyrie-Litanei

Weil es so viel ungestillte Sehnsucht gibt: Sehnsucht nach Beachtung nach Anerkennung, nach Liebe, nach Gott. Weil es so viel unbeantwortete Fragen gibt, nach dem Sinn des Lebens, nach dem Sinn unbegreiflichen Sterbens, Fragen nach unserer Zukunft, Fragen nach Gott - darum rufen wir:

Kyrie

Weil es so viel Schuld gibt: Schuld, die wir wissen, Schuld, die wir verdrängen, Schuld, die uns über verzweifeln läßt, Schuld, die uns trennt von anderen Menschen und von Gott - darum rufen wir:

Kyrie

Weil das unser unser Hoffnung ist, daß Gott unser Rufen hört, daß er hinter die Masken schaut, die wir tragen, daß er unsere Sehnsucht spürt, unseren Fragen antwortet, unsere Schuld vergibt und sich von uns nicht trennt - darum rufen wir: (g)

Kyrie


* Bereitung

Jesus Christus, unser Herr, lädt uns ein, mit diesen Gaben aus Gottes Schöpfung sein Mahl zu feiern. Durch seine Gnade gibt er sich uns zu eigen, damit er in uns lebe und wir in ihm. Wir sehen zwar nur Brot und Wein, aber in diesen sichtbaren Zeichen mach er uns gewiß, daß er uns speist und zum ewigen Leben nährt. Laßt uns dies Sakrament empfangen als Unterpfand dafür, daß die Kraft seines Leidens und Sterbens uns vor Gott gerecht macht. So wollen wir voll Freude zum Himmel aufschauen, wo Christus in der Herrlichkeit des Vaters ist und woher wir ihn erwarten als unsern Erlöser für ewig. (h)


* Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht ,/

unser Dienst und unsere Freude, /

+ daß wir dir, ewiger Gott,  und deiner Gnade danken.

Denn durch deinen Sohn Jesus Christus /

+  hast du der ganzen Welt dein Heil eröffnet:

Auch die dir ferne waren, dürfen deine he spüren. /

Auch die sich in Irrwegen verlaufen haben, willst du nach Hause führen /

+ Auch die in Schuld verstrickt sind, willst du mit deiner Güte gewinnen.

Darum singen wir dir inmitten deiner ganzen Schöpfung, /

stehen in der Schar deiner Zeugen seit Anbeginn der Welt, / 

stimmen ein in das Lob, das Himmel und Erde verbindet /

+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (i)

Heilig, heilig, heilig ...


* Abendmahlsgebet / -betrachtung

Herr aller Mächte und Gewalten, gepriesen bist du in deinem Sohn Jesus Christus, der in deinem Namen gekommen ist. Er ist dein rettendes Wort für uns Menschen. Er ist die Hand, die du den Sündern entgegenstreckst. Er ist der Weg, auf dem dein Friede uns erreicht. Als wir Menschen uns abgewandt hatten von dir, hast uns durch deinen Sohn zurückgeholt. Darum feiern wir die Versöhnung, die Christus uns erwirkt hat:

Einsetzungsworte

Ewiger Gott. Dein Sohn hat uns dieses Vermächtnis seiner Liebe anvertraut. Zum Gedenken seines Todes und seiner Auferstehung versammelt danken wir dir für die Versöhnung, die er durch sein Opfer gestiftet hat. - Wir bitten dich: Nimm uns an in deinem Sohn und schenke uns in diesem Mahl den Geist, den er verheißen hat, den Geist der Einheit, der wegnimmt, was trennt, und uns zusammenhält. Wie du uns hier am Tisch deines Sohnes versammelt hast in Gemeinschaft mit allen Heiligen, so sammle die Menschen aller Rassen und Sprachen, aller Schichten und Gruppen zum Gastmahl der ewigen Versöhnung in deiner neuen Welt deines immerwährenden Friedens durch ihn Jesus Christus, unsern Herrn..(k)


* Dankgebet

Wir danken dir, Gott, für das Mahl deines Sohnes. Trotz aller Schuld der Welt beginnst du schon jetzt mit deinem Frieden unter uns, läßt uns Gerechtigkeit zuteil werden und bewahrst das Leben. Mach uns zu Zeugen deiner Güte durch ihn, Christus Jesus, unsern Bruder und Herrn. (l)


Quellen und Vorlagen

a -  vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 495

b - vgl. Beratungsstelle, Liturgieentwürfe zum Kirchenjahr, Frankfurt/M, S. 226

c - neu (R.B.)

d - vgl. H. Vincon, Du verstehst meine Gedanken von ferne, Stuttgart 1994, S. 128 

e - vgl. M. Meyer, Nachdenkliche Gebete, Göttingen 1988, S. 129 

f - vgl. F.K.Barth u.a., Gottesdienst menschlich - 2, Wuppertal 1980, S. 94 

g - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 104 (S. Bukowski)

h - vgl. E. Wolf, M. Alberts, Kirchenbuch, München 1941, S. 174 (nach J. Calvin) 

i - neu (R.B.)

k - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), München 1995, S. 208

l - vgl. A.u.W.Armbruster, Wir bringen die Welt ins Gespräch ...., Düsseldorf 1996, S. 134