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17. Februar 2001 (II)


Invokavit (nach Ps 91,15) - als Landesbußtag begangen mit einem Bußgottesdienst (violett) 


Predigttext: Jakobus 1,12-18 (VI)

Schriftlesung:  Lukas 22, 31-34 (V)


Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes (des Vaters) und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Heute ist „Invokavit“, der erste der Sonntage in der Passion. Und wenn wir in Württemberg damit zugleich den Landesbußtag begehen, dann bedeutet diese Einladung zum „Thron der Gnade“ doch auch, alle selbstherrlichen Bestimmungen des Menschen aufzugeben, sich nicht länger blenden oder täuschen zu lassen von eigener Größe und Stärke, sondern - schwach wie wir sind - umzukehren: hin zum Weg Jesu und so hin in die offenen Arme Gottes, der der Barmherzige ist.(a)

oder

Vor Gott offen von unserer Sünde zu reden, gelingt uns selten. Schuld einzugestehen fällt uns schwer. Die Bitte um Vergebung will uns kaum über die Lippen. Lieber reden wir uns heraus, sagen: So schlimm war es doch gar nicht. Oder wir meinen: Andere sind noch schlechter als wir. - Ob Gott es nicht schwer hat mit uns? Wir machen ihm viel Mühe. Er hat das Leben seines Sohnes eingesetzt, um uns zu gewinnen. Laßt uns im Licht seiner Güte anfangen, ehrlich zu sein mit uns selbst. Und wenn wir vor den Abgründen in uns erschrecken, dann möge Gottes Wort der Gnade stärker sein als die anklagende Stimme unseres Gewissens. Gott helfe uns, seiner Vergebung zu trauen, umzukehren und einen Neubeginn zu wagen. (b) 

Lied: Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (EG 146) oder: Ohren gabst du mir (EG 236,1-6)

 

Votum und Psalm

So spricht Gott, der Herr: Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.  Jes 43,24.25

Psalm 130 - Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir (EG 751)

statt Gloria patri - Trishagion: Heiliger Herre Gott  (EG 185.4)


Tagesgebet

Beten wir in der Stille zu Gott, der um unsere Kraft und unsere Schwächen weiß: - Stille - 

Ewiger, du unser Gott. Als Sünder sind wir vor dir versammelt und beugen uns vor deinem Angesicht. Gib uns Wahrhaftigkeit ins Herz und erwecke unsere Gewissen, daß wir uns deiner richtenden Wahrheit über unser Leben stellen und aufgerichtet werden durch deine Gnade. So bitten wir durch Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (c)

oder

Heiliger Gott. Im Licht deiner Wahrheit kann menschliche Sicherheit nicht bestehen und jede Selbstgerechtigkeit muß zugrunde gehen. Zerstöre allen frommen Schein. Mach uns unruhig über unsere Sünde, daß wir das Verkehrte verlassen und umkehren auf deinen Weg. Durch deinen Sohn Jesus Christus, unsern Bruder und Herrn. (d)

oder

Heiliger Gott. Du weißt, wie es um uns Menschen steht. Niemals werden wir imstande sein, die Sünde fortzuschaffen aus unserer Welt. Wir sind verstrickt in den Kreislauf des Bösen. Wir verhärten uns gegeneinander und tun uns den Tod an. So kommen wir zu dir und bitten um Gnade um Jesu Christi willen, der alle Sünde dieser Welt getragen hat bis in den Tod und lebt zu unserer Gerechtigkeit durch dich von Ewigkeit zu Ewigkeit. (e)

Sündenbekenntnis (nach der Predigt) 

Wir bekennen vor Gott, der uns erforscht und kennt und alle unsere Wege sieht, daß wir gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken. Wir bekennen unseren Kleinglauben, unsere Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit gegen unsere Mitmenschen, den Mangel an Gehorsam in der Nachfolge. (In der Stille bringen wir vor Gott, was jeden und jede besonders beschwert:

- Stille - ) 

Das alles ist uns leid und wir bitten Gott um seine Gnade mit dem Psalm: (f)

Psalm 51 . Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte (EG 727) - ohne Gloria patri


oder

Wir bekennen vor Gott unsere Schuld und bitten um Vergebung. Gemeinsam rufen wir:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Weil wir den Menschen mehr gehorcht haben als dir, sind wir schuldig geworden:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Weil wir ängstlich waren und deinen Verheißungen nicht vertraut haben, sind wir schuldig geworden:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Weil wir unsere Nächsten übersehen und mehr an uns selbst gedacht haben, sind wir schuldig geworden:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Weil wir mehr auf unsere eigene Kraft vertraut haben als auf deine Macht, sind wir schuldig geworden:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Weil wir mehr von unseren Forderungen an andere erwartet haben als vom Gebet zu dir, sind wir schuldig geworden:

Wir bitten dich, vergib uns, Herr.

Vergib uns unsere Schuld und laß uns in der Freiheit bestehen, zu der uns Christus befreit hat. (g)

Amen.


Zusage der Vergebung

Wie nun durch die Sünde des Einen (nämlich Adam) die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen (nämlich Christus) für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Röm 5,18

Wir dürfen gewiß sein: Der allmächtige Gott hat sich über uns erbarmt und vergibt uns unsere Schuld um Jesu Christi willen. Was gewesen ist, soll nicht mehr beschweren. Was kommen kann, muß uns nicht schrecken. Gottes Gnade ist unseres Lebens Hoffnung und Kraft. Amen.


Danklied: Nun lob mein Seel den Herren - EG  289, 1.2.4


Fürbitten

Der Barmherzigkeit Gottes in seiner Vergebung gewiß geworden, beten wir zu Gott für Menschen, die seiner Hilfe und unserer Hilfe bedürfen:

R: Kyrie eleison.

Für die Ängstlichen, daß sie es wagen, der Gewalt zu widersprechen. Für die Überforderten, daß sie lernen, Ansprüche abzulehnen. Rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Für die Mutlosen, daß sie von Freunden Beistand erfahren. Für die Gedemütigten, daß sie wieder aufgerecht gehen können. Rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Für die Selbstsicheren, daß sie die leisen Fragen nicht überhören. Für alle, die mit Reichtum und Können, mit Ansehen und Einfluß gesegnet sind, daß sie achtsam bleiben und für Bedürftige ein offenes Herz haben. Rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Für uns selbst, daß wir nicht sprachlos werden vor Kummer, daß wir nicht gelähmt werden durch Verzweiflung, daß wir nicht verwickelt bleiben in alter Schuld. Rufen wir:

R: Kyrie eleison.

Für Not, die uns vor allem bewegt, für Menschen mit denen wir besonders verbunden, für alle, die uns um unsere Fürbitte gebeten haben - rufen wir: (h)

R: Kyrie eleison.


Vaterunser


Lied zum Ausgang


Segen oder Segensgebet

Beugen wir uns in Demut vor Gott:

Gewähre, allmächtiger Gott, daß wir im Bewußtsein der eigenen Schwachheit unser ganzes Vertrauen in deine Kraft setzen, die du verheißen hast, und wir uns des Schutzes deiner Liebe erfreuen, durch Christus, unsern Herrn. (i)


Quellen und Vorlagen:

a: neu (R.B.)

c, d: vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 4. Aufl., Münsterschwarzach, 1998, S. 235 

e: vgl. H. Oosterhuis, Ganz nah ist dein Wort, Freiburg 1967, S. 77

f: vgl. Württemb. Kirchenbuch, 2. Teil: Abendmahl (1977), S. 107

g: vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 197

h: vgl. W. Brinkel, H. Hilgendiek, Neue Eingangs- und Fürbittengebete, Gütersloh,1994, S. 51

i:  vgl. Episcopal Church (USA), The Book of Occasional Services, New York, 1979, S. 23