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5. April  2009


Palmsonntag  (6. Sonntag in der Passion) violett  - Der Schmerzensmann

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Joh 3,14b-15


Predigttext (Epistel):  Philipper 2,5-11 (II) Erniedrigung und Erhöhung Jesu

Schriftlesung (Prophetie:  Jesaja 50,4-9 (IV) Gott steht seinem Kecht bei 

(Evangelium):  Johannes 12,12-19 (I) Einzug  (soweit nicht Teil der Eröffnung s.u.)

oder  Markus 14,3-9 (III) Salbung in Betanien


Eröffnung

Die Eröffnung kann auch in der Form eines besonderen Einzugs (s.u.) gestaltet werden.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. 

Amen.

Dass Jesus, den wir „Herr“ und „König“ nennen, dies zugleich nur ist als der „Mensch der Schmerzen“, von dieser Grundüberzeugung sind die Gottesdienste heute und in der ganzen Karwoche geprägt: Jemand, der seinem Auftrag treu bleibt, der auch vor Angriffen bis hin zu Schlägen nicht zurückweicht, der Verachtung erträgt - genau so kommt der Sohn Gottes zu uns, in Niedrigkeit, verletzlich, als Mensch unter Menschen, ja in der Gestalt eines Knechtes. Das ist der Weg seiner Liebe zu uns. Dafür mache er uns offen und empfänglich. (a)


Votum und Psalm

Du kennst meine Schmach, meine Schande und Scham; meine Widersacher sind dir alle vor Augen. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine. Denn sie verfolgen, den du geschlagen hast, und reden gern von dem Schmerz dessen, den du hart getroffen hast. Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Gott, deine Hilfe schütze mich. Ps 69,20.f.27.30

Psalm 69  - Gott hilf mir (EG 731)

oder Psalm 31  - Herr auf dich traue ich (EG 715)

zu den Psalmen statt Gloria - Oster-Kyrie: Der am Kreuze starb (EG 178.7)

oder Trishagion: Heiliger Herre Gott (EG 185.4) 

oder ohne Gloria


Tagesgebet

Beten wir zu Gott, groß in der Erniedrigung seines Sohnes: - Stille - 

Heiliger, unsterblicher Gott, hier stehen wir vor dir inmitten einer Welt, wo Hass und Zwietracht herrschen, wo Unrecht und Kummer drücken, und haben nichts in unseren Händen. Erlöse uns durch die Kraft der Liebe, die stärker ist als der Tod. Um seinetwillen, der ein Mensch der Liebe war und für uns ein Mann der Schmerzen wurde: Jesus Christus, dein Sohn, unser Lebenslicht, zu dieser Stunde und in Ewigkeit.  (b)

oder

Du Gekreuzigter und Auferstandener, durch deine Passion bist du uns nahe und gibst uns Kraft, wenn wir ins Bodenlose der Verzweiflung zu versinken drohen: Lehre uns, den Erschöpften beizustehen, und erwecke uns, auf jene zu Acht zu geben, die leiden müssen. So bitten wir dich, Christus, Bruder und Herr. (c)

Bekenntnis

Er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten. Jes 53,42 -  In Christus erkennen wir den Knecht Gottes und bekennen:

Lied von Gottesknecht  -  Fürwahr, er trug unsre Krankheit (EGWü 759)


Fürbitten

Ewiger Gott. Du bist dir nicht zu schade gewesen, in Christus den Weg zu uns Menschen auf dich zu nehmen - hinein in eine Welt, in der sich so viel Bedrückung findet: Vergeblichkeit, Unrecht, Leiden und Schmerz, Versagen, Schuld und Tod. Doch Christus ist seinen Weg in Liebe zu uns Menschen bis zum bitteren Ende gegangen und hat sich hingegeben bis ans Kreuz. Wir rufen dich an: 

R: Kyrie eleison.

Christus ruft uns auf seinen Weg, doch uns überkommt oft Angst, ihm zu folgen. Wir möchten lieber eigene Träume verwirklichen. Wir verschließen unsere Augen oft vor der Wirklichkeit und möchten deine Weisung zur Liebe nicht gelten lassen. Öffne uns das Ohr, dass wir hören, so wie Jünger hören. Gestalte du unser Leben, dass es Zeugnis geben kann von unserem Glauben. Führe uns zu Christus hin. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.

Wir bitten für die Leidenden in aller Welt: Wir nennen dir heute besonders die Hungernden, die Unterdrückten, die Überarbeiteten, die Verachteten, die Ausgegrenzten, die Gequälten und Misshandelten, die Angstvollen und Misstrauischen, die Einsamen, die Verlassenen, die Kleinmütigen, die Zweifelnden, die Hoffnungslosen, die Kranken, die Sterbenden, die Trauernden, die ... Für sie alle rufen wir dich an:

R: Kyrie eleison.

Lehre uns, tiefer deinen Willen zu erkennen. Hilf uns, überzeugender deine Wahrheit zu verkünden. Stehe uns bei in unseren Versuchen, mit dem Glauben Ernst zu machen. Stärke in uns Hoffnung und Mut. Lass Liebe unter uns gelingen. Wir rufen dich an:

R: Kyrie eleison.(d)

 

Schlussgesang: Ehre sei dir, Christe (EG 75,1)


Sendungswort

Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Joh 3,15.16


*

Eingeständnis und Zuspruch

Wir bekennen vor Gott, dass unsere Erkenntnis nicht ausreicht, um die Tiefe seiner Liebe zu erfassen, die er uns im Leiden und Sterben seines Sohnes entgegenbringt. Gott erbarme sich über uns,  dass der Kreuzestod Christi uns nicht zum Ärgernis oder zur Torheit werde. Gott gebe dem Wort vom Kreuz Macht über unser Leben, damit wir nicht auf uns selbst vertrauen, sondern auf ihn, der für uns gestorben ist. Gott erweise uns Sündern seine Gnade: (e)

=

Jesus sehen wir durch das Leiden des Todes gekrönt mit Preis und Ehre; denn durch die Gnade Gottes sollte er für alle den Tod schmecken. Hebr 2,9


Kyrie-Litanei

Du, Christus, umjubelt eingezogen in Jerusalem, du bist anders als wir, anders auch, als wir Menschen dich erwarten. Du bist groß und machst dich klein für uns. Du bist stark und wirst schwach uns zugute. - Dich rufen wir an:

Kyrie 

Gottes Ehre verkündest du, indem du dich den Verachteten und Schuldigen zuwendest. Gottes Kraft bringst du den Menschen und wirst solidarisch mit den Schwachen. Gottes Freiheit zeigst du der Welt und lässt dich binden von den Mächtigen. Gottes Wahrheit vertrittst du und nimmst die in Schutz, die an ihr gescheitert sind. Dich rufen wir an:

Kyrie 

An dir können wir lernen, was Mensch-Sein bedeutet. An dir können wir sehen, wer Gott für uns ist. An dir können wir erfahren, wie sich die Welt verwandelt. So komm, Christus, Freund und Bruder, und lass uns lernen von dir. Dich rufen wir an: (f)

Kyrie 


Bereitung

Obwohl wir nicht würdig sind, dass Christus zu uns kommt, sind wir doch seiner Hilfe und Gnade bedürftig. Wir kommen in keiner anderen Zuversicht an seinen Tisch als auf sein Wort, das uns einlädt. Er hat uns zugesagt, dass wir Vergebung der Sünden haben sollen durch ihn, der seinen Leib und sein Blut für uns dahingegeben hat. So vertrauen wir, dass seine göttliche Zusage wahrhaftig ist. Daran zweifeln wir nicht und darauf wollen wir essen und trinken in diesem Sakrament. Uns geschehe nach seinem Wort. (g)

Präfation

In Wahrheit ist es würdig und recht, /

unser Dienst und unsere Freude, /

+ dir, ewiger Gott, Dank zu sagen:

Wir neigen uns vor dir im Gedenken an den Weg Jesu Christi. /

Er hat sich seiner Macht entäußert und selbst erniedrigt, /

am Kreuz hat er sich für uns hingegeben in den Tod /

+  und du hast das Holz des Fluches gewandelt in den Baum des Lebens.

Darum loben wir dich mit allen Erlösten und der ganzen Schöpfung. /

Darum singen wir von deiner Größe und Barmherzigkeit, /

reihen uns ein in die Schar derer, die Christus in der heiligen Stadt begrüßten, /

+ und bekennen mit allen deinen Engeln ohne Ende: (h)

Heilig, heilig, heilig


Abendmahlsgebet

Wir danken dir ewiger, heiliger Gott, dass du deinen Sohn gesandt hast, den Boten deiner Liebe, der uns trägt mit unserer Schuld, der uns beisteht in aller Not, der uns geliebt hat bis ans Ende.

Einsetzungsworte

Sooft wir von diesem Brot essen und von diesem Kelch trinken, erfahren und bezeugen wir das Geheimnis des Glaubens:

G: Deinen Tod, o Herr... 

So gedenken wir des Leidens und Sterbens deines Sohnes, seiner Auferstehung und seiner Zukunft. So vertrauen wir, dass Christus Frieden gemacht hat mit uns durch den Neuen Bund. So danken wir, dass uns an seinem Tisch Gemeinschaft geschenkt wird mit dir und Liebe zu den Menschen. Ihm soll unser Denken und Tun gehören  Segne uns, Gott,  in diesem Mahl und heilige unser Leben durch deinen Geist. Führe alles Leben zur Vollendung. (i)


Dankgebet

Du Gott von Macht und Gnade. In aller Widersprüchlichkeit dieser Welt festige unsere Herzen in dem Vertrauen, dass die Hingabe deines Sohnes für uns der Weg ist, der den Zugang zum ewigen Leben eröffnet. So bitten wir um Christi willen, der sich erniedrigt hat bis ans Kreuz und den du erhoben hast zum Herrn in Ewigkeit. (k) 


*

Eröffnung (mit einem Umzug)

Vor dem Gottesdienst werden grüne Zweige an die Gemeinde ausgeteilt. Besonders Kinder und alle sonst, die sich an einem Umzug durch die Kirche beteiligen wollen, versammeln sich im Vorraum der Kirche oder vor dem Altarraum. Der Umzug richtet sich nach den Möglichkeiten des Kirchenraumes. Am passendsten wird sein, dass das letzte Stück des Weges durch den Mittelgang führt und vor dem Altar endet. (Soll das Evangelium (Joh 12, 12-19 - Einzug in Jerusalem) als Schriftlesung verwendet werden, wird vor dem Umzug die prophetische Verheißung nach Sacharja gelesen.)  


* Vorspiel


Hinführung

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.   

Amen. 

„Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ Mit dieser Huldigung begrüßte das Volk den einziehenden Jesus in Jerusalem, dessen wir heute - am Beginn der Karwoche - gedenken. Doch der weitere Weg, der ihm bevorsteht, führt Jesus zur Selbst-Hingabe, ins Leiden, ans Kreuz. Heute begrüßen wir ihn als unsren König, obwohl wir wissen, dass seine Krone aus Dornen ist und sein Thron das Kreuz. Wir folgen ihm durch diese Woche von der Herrlichkeit der Palmen zur Herrlichkeit der Auferstehung auf einem dunklen Weg durch Leiden und Tod hindurch. Verbunden mit ihm in seinem Leiden, hoffen wir, auch Auferstehung und neues Leben mit ihm zu teilen. (l)

oder eine andere Hinführung


(Psalm 24: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch)


Gebet

Gott des Himmels und der Erde. Wir bekennen uns zu Jesus, deinem Sohn, unsrem wahren Retter. Segne uns mit diesen Zweigen, durch die wir zeigen wollen, dass wir zu Christus gehören. Mach uns bereit, ihm mit unsrem Kreuz treu nachzufolgen und so auf dem Weg ins Leben zu bleiben, heute und alle Tage unsres Lebens bis ans Ziel der Ewigkeit. (m)

oder

Heiliger Gott, Vater im Himmel. Es ist gut, auf dich, Herr, zu vertrauen und sich nicht zu verlassen auf Menschen. Segne uns diese heilige Woche, in der wir das Leiden, Sterben  und Auferstehen deines Sohnes bedenken. Hilf uns, in seiner Hingabe deine Liebe zu erkennen. Dir sei Ehre in Ewigkeit. (n)


Lesung:  Johannes 12, 12-19 - Jesu Einzug in Jerusalem

oder  Sacharja 8, 8-10 - Siehe dein König kommt zu dir


Umzug durch die Kirche mit Lied zum Eingang

- Dein König kommt in niedern Hüllen (EG 14,1-4(5-6)

- Macht hoch die Tür (EG 1,1-5)

- Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9,1-5)

- Wie soll ich dich empfangen (EG 11,1-6)

- Ich möcht, dass einer mit mir geht (EG 209,1-4)

- Jesus zieht in Jerusalem ein (EG 314, 1-6)

- Menschen gehen zu Gott in ihrer Not (EG Wü 547,1-3)

- Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen (EG Wü 656,1-4)


Der Gottesdienst wird mit Votum und Psalm bzw. Kyrie fortgeführt.


Quellen und Vorlagen

Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

a - R.B.

b - vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2004, S. 145, 41

c - vgl. United Church of Christ (USA), zur Karwoche 2009 (www.ucc.org)

e - vgl. Reformierte Liturgie, Wuppertal 1999, S. 125

f -  vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch I, Stuttgart 2004, S. 146, 43

g - vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin 2000, S. 666

h - R.B.

i - vgl. reihe gottesdienst, Gebete 8/9, Hamburg 1979, S. 190 f

k - vgl. K.B. Ritter, Die Eucharistische Feier, Kassel 1961, S. 181

l - vgl. Ergänzungsband zum Württemberg. Gottesdienstbuch, Stuttgart 2005, S. 239

m - vgl. Die Feier der Eucharistie (Altkatholiken), 3. Aufl. Bonn 2006, S. 66

o - vgl. rg 21, Gottesdienstfeiern von Palmsonntag bis Ostern, Hannover 2008, S. 21