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23. Oktober 2010


Begrüßung des 21. Sonntags nach Trinitatis (grün) - - Die geistliche Waffenrüstung

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)    



Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder O komm, du Geist der Wahrheit (EG 136,1-3)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du bist nicht im Verborgenen geblieben.

Hat auch schon immer dein Name auf dieser Erde gewohnt, /

schon lange uns Menschen bewegt, /

+ nun hast du dich endgültig offenbart im Weg Jesu von Nazareth.

In ihm hast du gezeigt, wer du bist für deine Geschöpfe: /

Licht das aufstrahlt in der Finsternis, /

+ Sonne voller Gnade und Gerechtigkeit.

Komm uns entgegen im Glanz Jesu Christi, /

öffne uns für das Licht seiner Wahrheit, /

+ dass wir vertraut werden mit deinem Ziel für alle Welt

Erleuchte durch ihn unsere Wege /

an diesem Abend und Tag um Tag

+ bis hin in deine Ewigkeit. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Wir schauen und hören auf das, was gewesen ist, die Bilder, die von den vergangenen Tagen zurückgeblieben sind, die Stimmen, die noch in unseren Ohren und Herzen nachklingen, wir schauen und hören:

- Stille -

Wir schauen und hören, was in uns ist, Bilder der Sehnsucht und Hoffnung, eigenes Rufen, persönliche Angst und Bitten, eigene Freude, eigener Dank - wir schauen und hören:

- Stille -

Wir schauen und hören dir, Gott, entgegen. Schenke uns deine Bilder und deine Worte. Lass uns neu schauen und hören: 

- Stille - . (d)

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Erbarme dich meiner, Herr, und vernimm die Stimme meines Flehens.

Psalm 91: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt  (EG Wü 782.4) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen. Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi. 2.Thess 3,3.5

Psalm 19 -  Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (EG 708)


Evangelium:  Matthäus 5,38-48 Gewaltlosigkeit und Feindesliebe


* Responsorium:  Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen (EG Wü 780.5)


* Betrachtung (Impuls)

Professor Dr. Gottfried Brakemeier von 1990 bis 1997 Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, derzeit  in Nova Petropolis in Brasilien schreibt in einer Predigt aus dem Jahr 2009 u.a.:

Jesus sagt: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen."  Das Gebot der Nächstenliebe macht vor dem Feind nicht halt. Es schließt ihn ein. Dazu gibt es nichts Vergleichbares in der gesamten Religionsgeschichte.           

Natürlich kann man sofort Widerspruch einlegen. Wie kann man seinen Feind lieben? Hier scheint Naivität das Wort zu führen. Mein Feind kann mir nicht sympathisch sein. Ich muss mich gegen ihn wehren und ihn unschädlich machen bevor er mich ausschaltet. Alles andere ist Gefühlsduselei. Die Christen selbst sind an diesem Gebot allzu oft gescheitert. Anstatt für ihre Feinde zu beten, haben sie ihnen nach dem Leben getrachtet. Das Sündenregister der Kirche ist lang. Dennoch, der Verweis auf das Fehlverhalten von Christen hebt die Gültigkeit des Gebotes der Feindesliebe nicht auf. Im Gegenteil! Es unterstreicht die Dringlichkeit. Dies besonders in der globalen Welt. Noch nie waren die Konflikte auf unserer Erde so gefährlich wie heute. Jeder kann sich in den Besitz von Massenvernichtungswaffen bringen und den Terror über das Internet verbreiten. Die Menschheit braucht zu ihrem Überleben entschiedene Friedenstifter. Die sind wichtiger als Panzer, Kriegsschiffe und Atomwaffen. Gegengewalt alleine kann den Frieden nicht garantieren. Es muss befürchtet werden, dass sie den Hass weiter anheizt und die Gewalt außer Kontrolle bringt. 

Jesus will unser Feindbild ändern. Auch der Feind ist unser Nächster und soll in den Kreis der zu liebenden Menschen aufgenommern werden. Das wird mit dem Vorbild Gottes begründet. Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Gott liebt nicht nur, aber eben auch seine Feinde. Das wird unmissverständlich durch den Kreuzestod Jesu Christi. Jesus zieht es vor, selber zu sterben als sich an seinen Feinden zu rächen. Statt zu verfluchen betet er für die, die ihn verfolgen: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Durch Christus handelt der liebende Gott, der keine Freude hat am Tode des Sünders. Der Apostel Paulus versteht das im weitesten Sinn. Jesus Christus ist für uns gestorben, als wir noch Feinde Gottes waren. Mit anderen Worten: Der Gekreuzigte gibt nicht nur den Mantel,  er gibt sein Leben hin, um uns mit Gott zu versöhnen (Röm 5.10).

Feindesliebe ist menschlich betrachtet Torheit. Trotzdem ist sie die wahre Weisheit. Denn nur sie hat die Verheißung der Versöhnung. Natürlich ist mir mein Feind „unsympathisch". Liebe bedeutet nicht, dass ich ihn vorbehaltlos in die Arme schließen und das Böse, das er mir antun will, ignorieren soll. Nächstenliebe kann sehr unsentimental sein. Sie ist, im biblischen Verständnis, eher eine Sache des Willens als des Gefühls. Feindesliebe kann nur heißen, dass ich auch für den Gegner das Beste will und bereit bin, ihm die Hand zu reichen, selbst wenn es mich Überwindung kostet. Die Liebe schließt die Verteufelung des Feindes aus und will auch für ihn das Leben. Sie will Vertrauen aufbauen und Gemeinschaft ermöglichen. So wird sie Ausdruck jener Vollkommenheit, von der Jesus am Schluss dieses Textes spricht. Er sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Liebe ist das Band der Vollkommenheit, heißt es an anderer Stelle (Kol 3.14). Also, wer vollkommen sein will, muss lieben lernen und damit zu einer Revision der üblichen Feindbilder beitragen. So weltfremd wie auf den ersten Blick dürften die beiden Gebote Jesu gar nicht sein.   Amen.

(gekürzt R.B.) (f)


Wochenlied: Zieh an die Macht, du Arm des Herrnl (EG 377)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Dank und Fürbitten 

Lasst uns unseren Dank und unsere Bitten vor Gott bringen – getragen von der Hoffnung auf das Heil der Menschen, für die Jesus Christus sein Leben gab.

- Stille -

Wir beten für die christlichen Kirchen und Gemeinschaften in aller Welt – um einen lebendigen Glauben und ein verantwortliches Handeln.

- Stille -

Wir beten für die Gemeinschaft der Völker – um ein gerechtes und friedvolles Zusammenleben.

- Stille -

Wir beten für alle, deren Verantwortung entscheidend ist für Frieden und Freiheit und das Wohlergehen der Menschen.

 - Stille -

Wir beten für alle, die in Not und Krankheit leben; für alle, die keinen Ausweg wissen aus ihrer Verzweiflung; auch für alle, deren Hilfe notwendig ist.

- Stille -

Wir beten für die Menschen in unserer Umgebung, für die Gemeinschaften, zu denen wir gehören. Wir beten um ein Leben in Dankbarkeit und Treue.

- Stille -

Wir gedenken unserer Toten und hoffen auf die Teilhabe am Leben des auferstandenen Christus.

- Stille -. ( g)

Vaterunser


* Schlussgesang: Unsern Ausgang segne Gott (EG 163)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)    


Segen 

Jesus sagt: Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.  Gehen wir hin + in (seinem) Frieden. (nach Joh 14,27)


Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 223, Nr. 189.5

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 20

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalms (Ps 37 C) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 779 f (Nr. 767) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (21. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. www-predigten.uni-goettingen.de zu Matthäus 5,38-48 (Dr. G. Brakemeier)

g - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 189 Nr. 171.14