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4. September 2010


Begrüßung des 14. Sonntags nach Trinitatis (grün) - Der dankbare Samariter    

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Ps 103,2


Luzernar

Von einer hereintragenen Kerze werden alle Lichter in der Kirche entzündet.

Licht und Frieden von Christus Jesus.

R: Gott sei ewig Dank.

Gott sei uns gnädig und barmherzig

R: und gebe uns seinen göttlichen Segen.

Er lasse uns sein Antlitz leuchten,

R: dass wir auf Erden erkennen seinen Weg. (a)


Licht-Hymnus: Heiteres Licht, heiliger Herrlichkeit (b)

oder Gott ist gegenwärtig (EG 165,1.6.8)


* Benediktion (Dank über dem Licht)

(Der Herr sei mit euch

R:  und mit deinem Geiste.

Lasst uns danksagen und Gott preisen.

R:  Das ist würdig und recht.)

Gepriesen seist du, Gott, ewige Güte, /

Grund allen Lebens, König der Welt, /

+ du, ohne Anfang und ohne Ende.

Durch Christus hast du das All geschaffen und bewahrst es; /

den Tag hast du uns gegeben für die Werke des Lichts /

+ und die Nacht zur Erfrischung von Leib und Seele.

Voll Liebe bist du, Gott, Ursprung alles Guten; /

+ nimm unser Abendlob an in Gnaden.

Wie du uns durch (die Woche und) diesen Tag geführt /

und zum Beginn des Abends gebracht hast, /

+ so bewahre uns auch jetzt in Christus.

Gewähre uns abendlichen Frieden,  /

eine ruhige Nacht, in dir geborgen, /

+ und am Ende geleite uns zum ewigen Leben.

Dir bringen wir durch Christus im Heiligen Geist /

alle Ehre, Verherrlichung und Anbetung /

+ jetzt und auf immer und ewig. (c)

R:  Amen. 


Respectus (Rückblick auf die vergangene Woche)

Hier sind wir, Gott, vor dir versammelt, so wie wir sind. Die Woche neigt sich dem Ende zu. Dir, Gott, überlassen wir, was gewesen ist. Segne es. 

- Stille -

In deine Hände legen wir unsere Freude und unseren Kummer:

- Stille -

In deine Hände legen wir unsere Erfolge und unsere Niederlagen:

- Stille -

In deine Hände legen wir unser Liebe und unser Glück und unseren Schmerz und unsere Sehnsucht:

- Stille -

In deine Hände legen wir Unordnung und Streit, Versagen und Not. Verwandle es durch deine Güte.

- Stille -

Vor dir, Gott, denken wir an die Menschen, denen wir begegnet sind. Nimm sie in deinen Schutz.

- Stille -

Dir ans Herz legen wir unsere Freunde und unsere Feinde:

- Stille -

Wir danken dir, Gott, für die vergangene Woche. Dir vertrauen wir uns an.  (d)

Ingressus: Herr bleibe bei uns, (EG Wü 781.3)

 

Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Meine Augen sehen stets auf den Herrn.

Psalm 25: Herr, zeige mir deine Wege (EG Wü 784) (e)


oder

Psalm (gesprochen) 

Votum: (Gelobt sei der HERR; denn er hat er hört die Stimme meines Flehens.) Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied. Ps 28,6.7

Psalm 146 - Halleluja. Lobe den Herrn meine Seele (EG 757) 


Evangelium:  Lukas 17,11-19 (I) Der dankbare Samariter


* Responsorium:  Gelobt sei der Name des Herren (EG Wü 779.4)


* Betrachtung (Impuls)

Der Stuttgarter Pfarrer und Kieler Theologieprofessor Dr. Christoph Dinkel hat im September 2003 in einer Predigt u.a. geschrieben:

Die Heilung der zehn Aussätzigen durch Jesus war ein spektakuläres Ereignis. Denn die Heilung vom Aussatz kam nach damaligem Erleben einer Auferweckung von den Toten gleich. Da ist es dann schon verständlich, wenn Jesus sich wundert, dass nur einer der Geheilten zurückkommt, um zu danken. Und dieser eine ist dazu hin noch ein Samaritaner, also ein Fremder, Angehöriger einer dem Judentum damals suspekten Religion. Dass gerade der Fremde Gott dankt und die eigenen Leute nicht, das hat den Evangelisten Lukas beschäftigt. Lukas ist es ja auch, der uns das Gleichnis vom barmherzigen Samariter von Jesus überliefert. Im Gleichnis ist es der fremde Samaritaner, der dem unter die Räuber Gefallenen hilft, während die eigenen Landsleute bereit sind, den Verletzten dem Tod zu überlassen. Es fasziniert den Evangelisten Lukas, wie die Botschaft und das Wirken Jesu die Grenze des Judentums überschreitet. Die ethnischen und religiösen Grenzen der damaligen Welt werden transzendiert. Die Erzählung von der Heilung der zehn Aussätzigen ist damit eine der Keimzellen dafür, dass das Christentum zur Weltreligion wurde.

Die Botschaft und das Wirken Jesu haben Bedeutung für die ganze Welt. Das deutet die Erzählung vom dankbaren Samaritaner an. Trotz aller historischen Distanz, trotz des verschiedenen Erlebens von Krankheit und Heilung damals und heute – das Wesentliche an Jesu Worten und Taten bleibt dauerhaft gültig. Das sehen wir gerade beim Thema Dank und Undankbarkeit. Dankbarkeit ist damals wie heute etwas Unwahrscheinliches. Was schlecht ist und misslingt haftet viel besser in unserem Gedächtnis als das Gelingende und Gute. Die Massenmedien tun heute ein Übriges, um die Unzufriedenheit mit der Welt und mit dem Leben zu steigern. Das ist kein moralischer Vorwurf an die Medien, das ist einfach so und hat mit der Art zu tun, wie wir Menschen wahrnehmen. Skandale, Katastrophen und Enthüllungen ziehen unsere Aufmerksamkeit magisch an. Die einstürzenden Türme des World-Trade Centers wurden uns schon hundertmal im Fernsehen präsentiert und wir werden den Einsturz auch noch beim hundertfünfzigsten Mal mit einem Schauer auf dem Rücken verfolgen.

Dass hingegen der allerallergrößte Teil der Flugzeuge am Himmel nicht entführt wird, sondern sicher am Bestimmungsort landet, ist keine Nachricht wert. Was sollte man auch darüber berichten, wenn alles normal verlaufen ist? Dass wir in Deutschland eine solide funktionierende Verwaltung, gut ausgebaute Verkehrswege, eine zuverlässige Stromversorgung und eine passabel funktionierende Demokratie haben, ist ganz selten eine Meldung wert. Dankbarkeit dafür werden nur wenige Menschen empfinden. ... Vielleicht kann man einem Staat und seiner Verwaltung gegenüber nicht gerade dankbar sein, aber etwas weniger Unzufriedenheit, etwas weniger Jammern und Wehklagen wären ganz gewiss angemessen.

Die politische Stimmung in diesem Land erinnert jedenfalls in beklemmender Weise an die Unfähigkeit zum Dank bei den neun vom Aussatz Geheilten in unserer Erzählung. Dabei hat den Schaden von der Undankbarkeit ja am wenigsten der, dem man eigentlich Dank schuldet. Den Schaden der Undankbarkeit trägt vor allem der Undankbare selbst. Denn Undank ist die Unfähigkeit zu genießen. Das schlechte Gedächtnis in Bezug auf das erfahrene Gute macht das Leben finsterer und düsterer als es ist. Wer hingegen das Gute, das ihm oder ihr widerfährt, aufmerksam wahrnimmt, wer sich an alles Gelungene im Leben erinnern kann und in der Lage ist, das widerfahrene Glück zu feiern, der ist ein wahrer Genießer und Lebenskünstler. Wer in der Lage ist, sich an seiner guten Gesundheit, an gelungenen Gesprächen und geglückten Begegnungen zu freuen, der oder die ist ein glücklicher Mensch. Dankbare Menschen strahlen jenes Vertrauen ins Leben und in die Güte Gottes aus, das die Bibel Glauben nennt....

Wer wie der vom Aussatz geheilte Samaritaner die Unwahrscheinlichkeit des eigenen Wohlergehens und des Guten und Gelingenden im Leben erkennt, kann das Leben und alles Glück tiefer genießen und erleben als diejenigen, die das Gute für selbstverständlich halten. Wer danken kann wie der Samaritaner, wer das Leben feiern und Gott loben kann für alles, was er einem geschenkt hat, wer sein Leben als ein Geschenk und eine Gnade begreift, der wird dankbarer und gewinnt ein tieferes Vertrauen ins Leben als diejenigen, die nur auf die Krisen und das Schlechte im Leben starren.

Dankbarkeit bedeutet Lebensgenuss. Wer dankbar ist, kann die Güte Gottes genießen. In den Augen eines dankbaren Menschen strahlt uns die Freude Gottes über die Schönheit seiner Schöpfung an: Es ist alles sehr gut! Ein dankbares Gesicht ist ein Zeichen der Gegenwart Gottes, ein Zeichen von Gottes Liebe zu uns. – Amen. (gekürzt R.B.) (f)


Wochenlied: Von Gott will ich nicht lassen (EG 365,1-5)


* Canticum

Leitvers:  Christus, unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn, preisen wir in Ewigkeit.

Magnificat: Meine Seele erhebt den Herren (EG Wü 781.6) 


Dank und Fürbitten 

Dank sei dir, du gütiger Gott, für das Leben und für die Zeit, die du uns schenkst, für alles, was wir an Gutem erfahren haben in dieser Woche, für das, was gelungen ist, und auch für das, was wir an Schwerem annehmen und mit deiner Hilfe tragen können. Dich rufen wir an:

G: Kyrie eleison.

Dank sei dir, du Licht der Welt, dein Angesicht leuchtet über uns wie die Sonne. Es erwärmt sich unser Herz und wird weit und leicht. Wir spüren deinen liebenden Blick und wissen uns beschützt. Dich rufen wir an:

G: Kyrie eleison.

Dank sei dir, du Wort des Lebens, du bringst dich in Erinnerung. Wenn wir auf dich hören, finden wir Halt. Wecke uns auf zum Leben heute und in Ewigkeit.  Dich rufen wir an: (g)

G: Kyrie eleison.

Vaterunser


* Schlussgesang: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)


Sendungswort (Spruch der neuen Woche)

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Ps 103,2


Segen 

Eine ruhige Nacht und ein Ende in Frieden verleihe uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, + Sohn und  Heiliger Geist.  (h)

G: Amen.



Vorlagen -  Quellen - Hinweise

Dieses Angebot wurde angeregt durch die vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegebene Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“. Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

*  Durch einen Stern gekennzeichnete Stücke können entfallen.

a - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 340, Nr. 245

b - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl. Göttingen 2003, S. 411, Nr. 300 oder ein entsprechender Gesang, wie in der vom Amt der VELKD 2009 (www.velkd.de) herausgegeben Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“  S. 47 - 55 aufgeführt.

c - vgl. Evangelisches Tagzeitenbuch, 5. Aufl., Göttingen 2003, S. 222, Nr. 189.1

d - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 60

e -  oder nach der VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 27-35.

Eine Singfassung des Wochenpsalms (Ps 146) findet sich im Evangelischen Tagzeitenbuch (a.a.O.),  S. 751 f  (Nr. 733) und ist unter www.tagzeiten.de/Psalmen (14. Sonntag nach Trinitatis) abrufbar.

f - vgl. Göttinger Predigten im Internet zu Lukas 17,11-19

g - vgl. VELKD Handreichung „Wochenschluss und Sonntagsbegrüßung“ (a.a.O) S. 21

h - vgl. Eingangssegen in der Komplet