Text als RTF-Dokument herunterladen

16. April 2024


Beata Regine Hahn geb. Flattich (1757-1824) Selbstbewusste Ehefrau und Mutter

Du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von von meiner Jugend an. Ps 71,5

Abendgottesdienst mit Elementen der Vesper oder Taize-Gesängen


Begrüßung 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.  G: Amen.

Wir gedenken heute der Beata Regine Hahn, geborene Flattich, die vor 200 Jahren, am 16. April 1824 in Münchingen verstorben ist. Sie wurde am 9. November 1757 als Tochter des Johann Frie-drich Flattich (1713 - 1797) geboren, einem originellen pietistischen Pfarrer, der damals in Met-terzimmern (heute Teilort von Besigheim) tätig war. 1776, mit 19 Jahren wurde sie die zweite Ehe-frau des „Mechanikerpfarrers“ Philipp Matthäus Hahn (1739 - 1790), dessen erste Ehefrau bei der Geburt des sechsten Kindes verstorben war. Nach dem Tod ihres Mannes gab sie zusammen mit ih-rer Tochter Beate - später verheiratete Paulus - eine Darstellung seines Lebens, sowie „bereinigte“ Fassungen seiner theologischen und sonstigen Werke heraus.  Durch ihre Erziehung legte sie den Grundstein für das Werk ihrer Tochter, die zu einer weiblichen Symbolfigur des württembergischen Pietismus wurde. (a)


[ Lied: Christen erwarten in allerlei Fällen - EG Wü 621,1-4


Eröffnung 

mit Ingressus: Herr, bleibe bei uns (EGWü 781.1 )

oder Taizegesang: Bleib mit deiner Gnade bei uns (EG Wü 787.8)


Psalmodie (gesungen)

Leitvers: Der Engel des Herrn behütet alle, die ihn fürchten

Psalm 34 - Ich will den Herrn loben allezeit (EG.Wü 781.2)

oder

Psalmgebet (gesprochen)

Leitvers: So spricht der HERR: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. Ps 50,15

Psalm 121 - Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen (EG 749)


[ Tagesgebet

Gott, du rufst uns zur Verantwortung für Menschen, die wir sie begleiten sollen. So bitten wir be-sonders für unsere Kinder: Begleite du sie, sei ihnen nahe mit deiner Hilfe, weil sie dich so nötig haben und ohne dich nichts vermögen. Gib ihnen, was nötig ist, lass deinen Geist auf ihnen ruhen, dass sie in die Fußtapfen der  Frommen treten, die sich von dir leiten lassen. Du, der du Gebet erhörst, auf dich vertrauen wir. (b)


Epistel: Epheser 5,21-25 - Ordnet euch einander in der Furcht Christi


Antwortgesang

mit Responsorium: Weise mir, Herr, deinen Weg (EG Wü 779.3)

oder Taizegesang: Unsere Augen sehen stets auf den Herren (EG Wü 787.6)


Evangelium: Matthäus 7,7-13 - Bittet, so wird euch gegeben 


Antwortgesang

mit Responsorium:  Fest wie der Himmel steht dein Wort (EG Wü 780.6)

oder Taizegesang: Freuet euch im Herrn! (EG Wü 787.4)


Betrachtung  oder  Vita (c)


Lied: In allen meinen Taten - EG 368 in Auswahl


[ Magnificat

als  Canticum: Christus,  unsern Heiland, ewigen Gott, Marien Sohn ... (EGWü 781.6)

oder Taizegesang: Magnificat (EGWü 573) ]


Fürbitten 

Gott, unser Vater, du vertraust uns einander an als Eltern und Kinder, als Ehepartner, als Schwestern und Brüder in der Gemeinde. Unter deinem Segen können wir vieles teilen.: Glück und Schmerz, Lasten und Freuden, gute und böse Zeiten. Wir rufen:

G: Erneure uns durch deinen Geist.

Wir bitten dich: Vergib uns, was wir wir einander schuldig bleiben; und gib uns aufs Neue deinen Segen. An deiner Liebe soll sich unsere Liebe erneuern, Tag für Tag. Führe uns über beengende Vorstellungen und Erwartungen hinaus. Hilf uns, einander gerecht zu werden. Wir rufen:

G: Erneure uns durch deinen Geist.

Wir denken an die Menschen und bitten für alle, die für andere besonders verantwortlich sind als Erzieherinnen und Lehrer, als Berater und Helfende, als Vorgesetzte, in Ämtern, Parlamenten und Regierungen. Hilf ihnen in ihren Belastungen, denen sie ausgesetzt sind. Mache sie zu Werkzeugen deines Friedens. Wir rufen:

G: Erneure uns durch deinen Geist. (d)


Vaterunser

Segensbitte

Friedensbitte: Verleih uns Frieden  (EG 421)

oder Taizegesang: Nichts soll dich ängsten (EGWü 574)  


Segen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.  Phil  4,7  G: Amen. 


Vita


Beata Regina Hahn wurde am 9. November 1757 als Tochter des Johann Friedrich Flattich (1713 - 1797), geboren, einem originellen pietistischen Pfarrers, der damals in Metterzimmern (heute Teil-ort von Besigheim) tätig war. 1776, mit 19 Jahren wird sie die zweite Ehefrau des „Mechanikerpfarrers“ Philipp Matthäus Hahn (1739 - 1790). „Die Beata ist noch ungebildet, jung, heiter, nimmt nichts schwer, steht noch in jugendlicher Unschuld (…) hat Freude an meinen mechanischen Sa-chen (…).“ So begründet der damals 37jährige Hahn in seinem Tagebuch, dass seine Wahl nach intensiver Brautschau auf die jüngere von zwei Flattichtöchtern fiel. Doch einfach sollte die Ehe für beide Seiten nicht werden. Ständig gibt es Reibereien um die Haushaltsführung, hauptsächlich aber wegen Beata Reginas mangelndem Gehorsam. In seinem Tagebuch notiert Philipp Matthäus: „Frau war wieder eigensinnig, widersprach mir unablässig und gab mir nicht nach.“ Schließlich beklagt er, dass sie „von Jugend auf mehr zu den Sprachen erzogen worden war“ und eben nicht zur Haus-frau. Sie hingegen wünscht sich von ihrem Ehemann „mehr zärtliche Liebe und Karesie“ (= Strei-cheln). Wenn sie mit ihren Einwänden nicht durchdringt, wird sie still, „melancholisch“. Beata Re-gina Hahns Familienalltag ist schwer. Da gibt es den großen Haushalt mit Mägden, Gehilfen und vielen Besuchern. Aus Hahns erster Ehe sind vier Kinder zu versorgen. Sie selbst bekommt acht Kinder, von denen fünf früh sterben. Ständig grassieren im Haus Krankheiten – mal sind es „Hitz und Kopfweh“, mal die „Blattern“. Als Philipp Matthäus Hahn 1790 stirbt, sieht sie sich erstmals in der Lage, selbständig zu wirken. Gemeinsam mit ihrer noch jugendlichen Tochter Beate bemüht sie sich um die Weiterverbreitung von Hahns geistlicher Lehre, indem sie aus seinen nachgelassenen Manuskripten Druckvorlagen erstellt. 1795 gibt sie die „Erbauungsstunden über die Offenbarung des Johannes“ heraus. Für Darstellungen von Hahns Leben halten sich Mutter und Tochter nicht unbedingt an die Realität, sondern entwerfen das Idealbild eines pietistisch-frommen Heiligen. Beata Regina merzt die Ehekonflikte aus den Tagebüchern, tilgt heterodoxe, d.h. theologisch heikle Äußerungen aus Predigtentwürfen und befördert damit ein Hahn-Bild, das das gesamte 19. Jahr-hundert über Wirksamkeit behält. - Bei allem Eigensinn bleibt Beata Regina Hahn in der damals für Frauen bestimmten Rolle der „Gehilfin“. Sie selbst tritt mit eigenen Glaubensäußerungen nicht in Erscheinung. Doch legt sie den Grundstein für das Werk ihrer Tochter Beate Paulus, die später als eine weibliche Symbolfigur des württembergischen Pietismus wird und durch die Gründung einer eigenen Schule und ihre Biografie „Was eine Mutter kann“ bekannt wird.. Am 16. April 1824 stirbt Beata Regina Hahn 67jährig im heutigen Korntal-Münchingen. (e)

 

Quellen und Vorlagen


Soweit nicht anders angegeben sind Bibelverse wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers

Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 

[ ] In Klammern gesetzte Stücke können entfallen

a R.B. nach verschiedenen Vorlagen

b nach einem Gebet der Tochter Beate Paulus in A. Rimgwald, Bete mit, Stuttgart, 1960, S. 12

c s. Anhang

d   vgl. Württembergisches Gottesdienstbuch, Stuttgart 2004,  S. 309

e vgl. Artikel von Andrea Kittel - https://www.elk-wue.de/service/gedenktage/ gedenktage-2024/16-april-1824-200-todestag-von-beata-regina-hahn